Hippe, Heppe oder Happe

Bauernhippe Kriegshippe - Arbeitswerkzeug und Stangenwaffe zugleich
Bauernhippe mit Tüllenschäftung und Nietloch

Die Hippe, Heppe oder Happe ist ein Bauernwerkzeug, welches auch für kriegerische Auseinandersetzungen, bisweilen in den Empörungsaufständen der Bauern im 16. Jahrhundert und später, verwendet wurde. Die eigentlich als Gartenmesser an einem kurzen Griff oder als Asthacke mit langem Stock mitgeführten Arbeitsgeräte wurden von den Bauern logischerweise auch als Waffen verwendet. Zwar richteten sie im Kampf nicht allzu großen Schaden an, weil die gegnerischen gepanzerten Wehrhaufen viel effektivere Waffen wie die Helmbarte hatten, doch waren sie nicht gänzlich ungefährlich, auch weil ihre geschärfte Schneide in der gekrümmten Innenseite durchaus zum "Hacken" benutzt werden konnte.

Bauernhippe des 18. Jahrhunderts
Bauernhippe des 18. Jahrhunderts mit Teilstück des Schaftsholzes.

Als Werkzeuge waren diese Hippen in der Waldwirtschaft als krummes Hauwerkzeug zur Rodung benutzt worden. In kleinerer Form wurden sie auch als Sichelmesser für Obstbäume oder Weinstöcke verwendet, um störenden Pflanzenwuchs abzuhacken. Im nach-stehenden Text wird der Gebrauch dieses Arbeitswerkzeuges dargestellt:

 

"Hippe, Heppe, Happe, ist ein Werkzeug von bekannter, übrigens doch wechselnder Form zur Gewinnung und Aufarbeitung von schwächerem Holz, wobei die Säge sowohl, als die Art weniger gut angewendet werden können. Für die Aussätzung stehenden Stämme, welche noch längere Zeit stehen bleiben sollen, wird gewöhnlich der Happe der Vorzug vor der Säge eingeräumt (für die Anwendung der Art fehlt der dazu notwendige Standpunkt), weil mit ihr ein sicherer Hieb auch von unten geführt werden kann und die dadurch entstehende schärfere Wunde leichter überall und weniger der Gefahr des Anfaulens unterworfen ist. Bei der Gewinnung der Ausschläge von Kopf- und Schneidelstämmen ist in Belgien die in Fig. 379 abgebildete Doppelhippe sehr verbreitet, die aufgrund ihrer Form sowie wegen ihres größeren Gewichts (Breite des Rückens nicht unter 3 Linien) auch zum Abhieb stärkerer Äste noch geeignet ist. Der hier und bei vielen anderen Formen vorn angebrachte Schnabel soll die Schneide beim Abhieb unmittelbar am Boden vor Beschädigung schützen und dient auch zum heranziehen und Festhalten von Dornen. Der in Fig 380 abgebildete Streuhacker ist in den östlichen Gegenden Württembergs sehr häufig in Gebrauch, um das aus den Waldungen grün abgegebene Nadelreis auf einem untergelegten Block kurz zu hacken und dadurch zur "Hackstreu" umzuwandeln. Er fördert vermöge seiner langen, vorn aufgebogenen Schneide die Arbeit sehr."

 

Textquelle: G.H. Schnee´s Handbuch der Landwirthschaft in alphabetischer Ordnung, 1. Band, 1860 Braunschweig

Handhippen der Bauern im 18. und 19. Jahrhundert.
Formen zweier Hippen
Tüllenschäftung mit Nietloch
Tüllenschäftung mit Nietloch

Bauernhippe mit Punze
Bauernhippe mit zwei Punzen (Schmiedemarken) auf dem Sichelblatt

Nachfolgend eine Geschichte über einen regionalen Bauernaufstand, der mit diesen "Arbeitsgeräten" ausgeübt wurde. Aus dem Buch: "Ausgewählte kuriose Gerichtsfälle der Antike, des Mittelalters und der beginnenden Neuzeit"

 

DER BAUERNAUFSTAND
Auf den 24. Juni 1525 war eine Wahlstadt hier bei Steyr bestimmt, dahin den Ausschuss der fünf Lande hätten zusammen kommen sollen. Als nun die vom Land Steyr, darunter ein Herr von Dietrichstein war, nahe bei dem Weiher am Gasten angelangt, wurden sie durch die Bauernschaft daselbst zurückgedrängt, dass sie gar auf das Schloss Gallenstein ausweichen mussten. Doch wurden sie von dannen hernach auf des Herrn Landhauptmanns Befehl, von der Stadt und Herrschaft Steyr, durch ihre alldort hingeschickten Bürger und Leute, in namhafter Anzahl hierher begleitet.


Herr Reinhard Strein vermeldet in seinen Stadtbüchern, dass diese rebellischen Bauern mit Gewalt zertrennt, zum Gehorsam gebracht und deren etliche in der Freistadt und sonstens hingerichtet wurden. Hierüber haben Ihre fürstliche Durchlaucht nach diesem gestillten Aufstand den hochlöblichen Ständen gnädigst gewilligt, dass jeder seine Untertanen so an solcher Aufruhr und Empörung Schuld, Rat und Tat gegeben habe, selbst strafen und brandschatzen möge. Doch dass sie von solcher Brandschatzung die Unkosten, so Ihrer Durchlaucht in solcher Aufruhr mit Unterhaltung des Kriegsvolkes und andere aufgelaufenen Kosten, zum halben Teil ablegen und bezahlen müssen. Die Strafe und Brandschatzung solle aber sein, außer der Rädelsführer von denen, die mit wehrhafter Hand zusammengekommen waren oder ihr Fürnehmen [Vorhaben] mit Gewalt durchzusetzen versuchten, muss 6 Gulden Strafe zahlen. Und von den anderen, die nicht so dermaßen Gewalt gezeigt hätten und sich dennoch ins Bauernbündnis eingelassen haben, sollen 4 Gulden zahlen. Bauern, die sich nicht dem Bündnis verbanden und doch mittlerer Zeit ihren Herrschaften im Robath [Frondienst] und anderen Dienstleistungen ungehorsam gewesen waren, sollen 2 Gulden zahlen. Unschuldigen soll aber keine Strafe auferlegt werden.


Im Jahr 1595 erhob sich abermals in diesem Land ob der Enns ein gefährlicher Aufstand unter der Bauernschaft. Die Ursache war, wie sie klagten, dass sie zeitlebens von ihren Herrschaften gegen altes Landesrecht gehalten und ihrem Erbbrief beraubt und hart gehalten werden. Diese vorgegebenen Beschwerden nun wollten sie ihnen gern abhelfen. Griffen aber zu einem verbotenen und ungerechten Mittel der Waffen gegen ihre vorgesetzte Obrigkeit. Womit sie anstatt der gesuchten alten Gerechtigkeit, wie sie damals zu reden pflegten, ein großes Blutbad anrichteten.


Unter den aufgestandenen Bauern wurde das Übel nur größer. Sonderlich im Traunviertel, in dem hernach gefolgtem Jahr 1596, gaben die Bauern nicht wenig Anlass, zur Beruhigung, sodass sie zur Herrschaft der Untertanen von Steyr gingen, um dort ihre Beschwerden vorzutragen.


Herr Burggraf und Herr Rentmeister mahnten zwar die gemeldeten Bauern mit ernst und guten Worten ab, sie wurden aber je länger sie warteten wilder und wilder und fingen ein Geschrei an. Sie tobten und wüteten. Unter ihnen waren zwei Bauern so verwegen, dass sie gar den gedachten Herrn Burggrafen mit ihren Hacken angriffen. Darüber fing der Lärm erst richtig an. Die Bürgerschaft in der Stadt wurde von F. F. Rath alsbald mit Musketen ausgestattet und zum Schloss gebracht. Damit stillte man den Tumult. Die zwei Frevler wurden ergriffen und neben anderen mutwilligen Tropfen ins Gefängnis gebracht. Die übrigen begaben sich in Ruhe wieder nach Hause. Gemeldeter Burggraf war willens, die Gefangenen größtenteils am Leben zu strafen [zu Tode zu foltern]. Aber auf Ermahnung und Fürbitten der Prediger zu Steyr ließ er sich zur Barmherzigkeit bewegen und sie auf dem Schloss in der Stille mit dem Schwert hinrichten lassen. Sie wurden im nahen Wald begraben.


Als diese etwas geschwinde und ohne die gewöhnliche Ordnung des Malefizgerichts [Strafgericht] mit einer ordentlichen Anklage ausgeführten Exekution ruchbar wurde, schöpfte hieraus die Bauernschaft aus Traunstein einen besonderen Behelf, um den im nächsten Jahr gemachten Friedensvertrag zu stören. Es brach ein gemeines Geschrei unter der Bauernschaft aus, als ob aus beiden hingerichteten Personen die Körper aus dem Grab stark bluten würden und nicht aufhören würden und gleichsam es als Zeichen ihrer Unschuld gedeutet wurde. Es machten sich viele Bauern auf den Weg zum Grab, gleichsam einer Kirchfahrt, fanden aber die Sache mit dem Grab anders vor.


Es dauerte aber nicht lang, so hatte sich die Bauernschaft vor dem Grab in großer Anzahl zu vielen tausend Bauern versammelt. Sie kamen aus Petenbach, Kürchdorf, Wartberg, Sirning und anderen Ortschaften. Sie beratschlagten sich, wie sie das Schloss und die Stadt Steyr übernehmen könnten. Sie wollten mit dem Burggrafen gleicher Gestalt verfahren, wie die beiden leblosen enthaupteten Körper begraben lagen. Daher befahl der Herr Landeshauptmann denen von Steyr, sie sollten der Herrschaft und mit den Beamten daselbst zur Hilfe und Beistand mit der gesamten Bürgerschaft kommen und wo auch die Rebellen vor das Schloss oder der Stadt kämen, sich wehrhaft erweisen sollen. Denn wenn sie das Schloss nicht schützen würden, träfe es die Stadt Steyr als nächstes.


Nach einigen Tagen kamen die Bauern vor die Stadt und quartierten sich zwischen dem Wald und Acker ein. Ihr Hauptmann und Anführer war ein Wirt zu Pöttenbach, der Täsch genannt wurde. Im Winter, am ersten Tag des Christmonats, kamen auf der anderen Seite der Stadt weitere rebellische Bauern in nochmals größerer Anzahl von 5.000 Mann, die ihr Quartier und Lager an und um den Wartberg nahmen. Von diesen beiden Haufen nun, war die Stadt Steyr nun belagert. Alle Aus- und Eingänge von und zur Stadt waren versperrt. Es kamen Gesandte von den Bauern mit Schriftstücken und mündlichen Begehren an die Rats- und Gemeindemitglieder. Sie forderten den freien Zugang zur Stadt, um dort zu quartieren, Ritterzehrung zu erhalten [Unterhaltszahlungen] und mit der Bauernschaft zu leben. Im widrigen Falle wollen sie sonst Gewalt anwenden, sonderlich, weil die Stadt Steyr sich zum Feind der Bauernschaft gemacht hätte, als sie dem Burgherrn zu Hilfe eilte.


Ein Ratsmitglied der Stadt ließ diese Bauernbegehren durch einen schriftlich ausgeführten Bescheid abschlagen, indem er sie zum landesfürstlichen Gehorsam erinnerte. Er entsendete zugleich einen Gerichtsadvokaten, der die Antwort der Stadt den Bauern öffentlich vorlas. Die Bauern wollten sich aber nicht beruhigen und wiederholten ihre Begehren. Doch blieb auch die Stadt bei ihrer Antwort. Unterdessen war die alarmierte Bürgerschaft in guter Wacht und Hut gehalten worden [sie sind bewaffnet worden].


Und obwohl den Bauern das begehrte Proviant öffentlich abgeschlagen wurde, ließ die Stadt, um größeres Unheil zu verhüten, Speis und Trank, aus dem Steyr- und Ennßdorf abgeholt, zu den Bauern bringen. Die Bauern haben sich benommen und niemandem beleidigt oder sonst einen Schaden getan.Es war nunmehr tiefer Winter und demnach eine unbequeme Zeit im Feld zu liegen. Daher, und weil die Bauern sahen, dass sie mit Worten und Drohungen nichts anrichten konnten, nahmen sie nach dem fünften Tag nach ihrer Ankunft den Abzug ihrer Haufen in die Hand. Der Täsch ging mit seinem Haufen zurück nach Sierning und von dort nach Welß. Der andere Haufen aber hat sich unterhalb der Enns zerteilt und verlaufen, dass also die Stadt und das Schloss Steyr vor weiteren Schäden gewahrt blieben.

Eine Bauerngertel
Eine Bauerngertel

 

 

 

Buchtipp: Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses - Waffensammlung, ISBN: 978-3-746750-60-6,  16,95 Euro