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Trachten des 15. Jahrhunderts Bd 6 Teil 1

Italienische Trachten aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts.
Italienische Trachten aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts.
Italienische Trachten aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts.
Italienische Trachten aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts.

Tafel 363.

 

Italienische Trachten aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts, gezeichnet von Maler Eduard Gerhardt, nach Figuren aus verschiedenen Ölgemälden in der Galerie der Akademie der Schönen Künste zu Venedig. Obschon die bildlichen Darstellungen, aus welchen diese Figuren hier zusammengestellt sind, geschichtliche Begebenheiten verschiedener Zeiträume zum Gegenstand haben, so gehören die in ihnen erscheinenden Trachten doch alle Italien und dem 15. Jahrhundert an, indem sich die italienischen Künstler jener Zeit in dieser Beziehung ebenso wenig als die Deutschen, über das hinwegsetzen konnten, was ihnen das tägliche Leben vor Augen führte.

 

Die Figuren A bis C sind vornehme Italiener, die sich außer ihrer Art und Haltung in Bezug auf das Kostüm nur in wenigen Einzelheiten von den Deutschen unterscheiden. D bis F sind Krieger, deren Tracht und Bewaffnung sich sehr von der anderer Länder unterscheidet. D trägt eine kleine Eisenhaube und als Schutz der Brust ein Stück Leder. E und F haben nur an den Hinterbeinen, von den Knöcheln bis gegen die Knie eiserne Beinschienen, wie sie um diese Zeit in Italien, aber nie in Deutschland, vorkommen. Man ahmte dieses offenbar den alten Griechen nach, indem man auch wie jene den Oberteil des Körpers durch einen großen Schild zu schützen suchte. Der Schütze E führt den Bogen, welcher, der größeren Einfachheit wegen um diese Zeit auch in anderen Ländern noch neben der Armbrust, welche gleichwohl größere Kraft entwickelte, im Gebrauch war. An seiner Seite trägt er einen Köcher ganz nach orientalischer Art, derselbe besteht aus zwei Lederstücken, welche mit Ornamenten gestickt oder bemalt sind. Nicht selten erscheinen um diese Zeit in Italien orientalische Gerätschaften im Gebrauch, welche wohl durch die Herrschaft der Mauren in Spanien dahin gebracht wurden.

 

Einen sehr ähnlichen Köcher besaß Albrecht Dürer unter seinen ausländischen Kuriositäten und bracht denselben mit besonderer Ausführlichkeit in einem Gemälde, „Herkules nach Harpyien mit Bogen und Pfeilen schießend“ an. Dieses Bild ist im Besitz der Stadt Nürnberg und gegenwärtig im Germanischen Museum; nach diesem hat Heideloff den Köcher in seiner „Ornamentik des Mittelalters“ (Lieferung 17, Tafel 4) veröffentlicht. Der kurze, auf beiden Hüften ausgeschnittene Scheckenrock erscheint um diese Zeit in allen christlichen Ländern. E trägt einen großen ovalen Schild, wie er damals nicht in Deutschland gebräuchlich war und einen Stahlpanzer, welcher den Oberleib von vorn schützt.


Brustbild einer Dame aus einem reichhaltigen Gemälde, welches den predigenden Johannes Capistranus und die Folgen seiner Ermahnungen darstellt.
Brustbild einer Dame aus einem reichhaltigen Gemälde, welches den predigenden Johannes Capistranus und die Folgen seiner Ermahnungen darstellt.

Tafel 364.

 

Brustbild einer Dame aus einem reichhaltigen Gemälde, welches den predigenden Johannes Capistranus und die Folgen seiner Ermahnungen darstellt. Es befindet sich in der städtischen Galerie zu Bamberg. Dieses Bildnis zeigt in besonderer Ausführlichkeit den charakteristischen Kopfputz, der vorzüglich in Frankreich, in den Niederlanden, auch ausnahmsweise in Deutschland in dieser Periode wiederkehrt. Er besteht aus einer Art Turban von rotem Samt mit weißem Tuch umschlungen, welches ihn zugleich unter dem Kinn festhält. Eine goldene Agraffe mit Engel und Edelsteinen ziert seine Mitte. Das reich mit Gold, Perlen und Edelsteinen gezierte Überkleid, von dem hier nur der Oberteil sichtbar, ist nach burgundischer Art auf beiden Seiten weit ausgeschnitten, sodass man das Unterkleid bis auf die Hüfte sieht.


Frauentracht aus dem Ende des 15. Jahrhunderts.
Frauentracht aus dem Ende des 15. Jahrhunderts.

Tafel 369.

 

Frauentracht aus dem Ende des 15. Jahrhunderts nach einem Gemälde der niederländischen Schule, im Städelschen Institut zu Frankfurt a. M.

 

Diese Figur ist ohne Zweifel ein Porträt; der ganze Schnitt ihrer Tracht stimmt völlig mit dem Geschmack überein, welcher sich gegen Ende des 15. Jahrhunderts in den Niederlanden und in Frankreich ausgebildet hatte; der turbanartige Kopfputz kam in diesen Ländern häufig, in Deutschland seltener vor.


Quelle Text und Bild: Trachten, Kunstwerke und Gerätschaften vom frühen Mittelalter bis Ende des achtzehnten Jahrhunderts nach gleichzeitigen Originalen (Bd. 6).