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Gerätschaften des 15. Jahrhunderts Bd 6 Teil 4

Brettspiel aus Holz aus dem Ende des 15. Jahrhunderts.
Brettspiel aus Holz aus dem Ende des 15. Jahrhunderts.

Tafel 384.

 

Brettspiel aus Holz aus dem Ende des 15. Jahrhunderts, früher im Besitz des Grafen Waldbott von Bassenheim in München, jetzt im Bayerischen Nationalmuseum. Wir stellen dasselbe hier geöffnet dar, sodass die beiden inneren Seiten sichtbar sind, wodurch das Tric-trac oder lange Puffspiel sich zeigt. Die Umrahmung beider Teile besteht aus erhabenem Schnitzwerk, aus Figuren und Ornamenten, deren ursprüngliche Färbung wir in Folge späterer Übermalung nicht mehr bestimmen können. Die Figuren haben Bezug auf die Jagd, die verschiedenen Menschenalter usw. Von den beiden äußeren Seiten zeigten, wie gewöhnlich, die eine die Felder für das Dame- und Schachspiel, die andere das Mühlespiel. Die Rahmfassung beider Teile zeigt die Reihenfolge von Wappenschilden verschiedener Städte.


Ofenkachel aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts.
Ofenkachel aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts.

Tafel 386.

 

Ofenkachel aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts im Besitz des Verfassers. Wie man im Mittelalter stets trachtete, alle Gerätschaften, Zimmereinrichtungen und was das häusliche Leben umgab, mit Bildwerken auszuschmücken, so waren es vorzüglich die aus Ton gebrannten Kachelöfen, welche häufig in Formen gepresstes, mitunter auch aus freier Hand modelliertes Bildwerk zeigten. Dasselbe war teils einfarbig, teils vielfarbig glasiert. Indem wir hier zwei einzelne kleinere Kacheln geben, zeigen wir auf folgender Tafel einen vollständigen Kachelofen.

 

Die obere Kachel unserer Abbildung enthält das Bild eines Mannes in der Tracht eines Vornehmen der genannten Periode. Sie gehörte ursprünglich zu einer Reihenfolge von vier Exemplaren, welche die verschiedenen Menschenalter mit Humor darstellten, wie wir bereits ähnliche auf dem Schachbrett Tafel 384 beschrieben haben. Das die Figur umgebende fliegende Band enthält erhaben gepresst die Inschrift: „Ich gedenkt mir wol, dass ich es auch pflag.“ Die untere Kachel, ebenfalls in Form gepresst, nur einfach grün glasiert, zeigt eine Schildhalterin, in der Rechten ein Panier und mit der Linken das Wappen des elsässischen Geschlechtes der Dettlingen haltend.


Kachelofen aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts.
Kachelofen aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts.

Tafel 387.

 

Kachelofen aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts im Germanischen Museum zu Nürnberg. Dieser höchst kunstreich gearbeitete und mit lebhaften Farben emaillierte Ofen befand sich ursprünglich in einem Spital zu Ochsenfurt. Oben in dem Gesimse erscheint eine Reihenfolge von Wappenschilden; dieselben sind von verschiedenen fränkischen Geschlechtern, welche vorzugsweise ihren Sitz in Würzburg hatten. In den fünf folgenden übereinander stehenden Reihen von Kacheln sind die ganzen Wappen der Familien, welche sich teilweise wiederholen, mehr ausgeführt. Auf den Schilden stehen Helme mit Helmzierden und in der untersten Reihe sind noch Schildhalter in geteilter Kleidung (mi-parti) hinzugefügt. Die Wappen wechseln mit Darstellungen von Aposteln, welche ebenfalls sich wiederholen. In der Hohlkehle am Fuß des Ofens erblickt man eine Reihe gleichförmiger Landsknechte in liegender Stellung. Die Tracht derselben besteht in Barett, Wams, enganliegenden Beinkleidern und Schnabelschuhen. Auf den abgestumpften Ecken des Ofens laufen senkrecht Leisten mit Rebenranken und Trauben. Der im gotischen Stil gehaltene Hintersatz, welcher die Füße bildet, ist aus Sandstein gehauen.



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