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Trachten des 16. Jahrhunderts Bd 7 Teil 6

Maler Niclaus Manuel mit dem Beinamen „Deutsch“
Maler Niclaus Manuel mit dem Beinamen „Deutsch“

 

Maler Niclaus Manuel mit dem Beinamen „Deutsch“ (gest. 1530), mitgeteilt aus seinem Todtentanze.

 

Niclaus Manuel, Maler und Dichter, Krieger, Staatsmann und Reformator, war ungefähr um das Jahr 1484 geboren. Über sein Leben und seine Werke sehe man: „Niclaus Manuel, mitgeteilt von Dr. C. Grüneisen, Stuttgart und Tübingen 1837.“ Unter dieses Künstlers zahlreichen Arbeiten ist vor allem sein Totentanz zu nennen, in welchem derselbe in der letzten Figur sich selbst so dargestellt hat, wie ihn hier die Abbildung gibt. Darunter stehen die von ihm selbst verfassten Reime:

 

O Manuel, aller welt figur

 

Hastu gemalt an diese mur'

 

Nun must sterben, do hilfft kein fundt,

 

Bist nit sicher minut noch stundt.

 

Hilff ewger heylandt drumb ich dich bitt,

 

Dan hie ist gar kein blybens nit:

 

So mir der todt min redt würt stellen,

 

So bhüt sich Got min lieben g'sellen.

 

Der Totentanz befand sich auf der Kirchhofmauer des Dominikanerklosters zu Bern. Im Jahre 1660 wurde diese Mauer abgebrochen, um eine vorbeiführende Straße zu erweitern. Aber schon im Jahr 1649 hatte auf obrigkeitlichen Auftrag Albrecht Kauw, Maler zu Bern, eine Kopie in Wasserfarben auf Papier gefertigt, welche seiner Zeit im Besitz des Major Manuel zu Bern war und wonach diese Abbildung ist. Die Tracht ist höchst originell, aber ganz aus dem Leben dieser Periode gegriffen. Die Schweizer zeichneten sich um diese Zeit immer durch besondere Vorliebe für Farbenpracht und Abwechslung in Form und Schnitt aus; doch haben wir schon öfter bemerkt, dass dieser Reichtum des Kostüms, wie besonders das mi-parti, welches hier an den Beinkleidern sehr ausfallend ist, um diese Zeit auch in anderen Ländern, besonders bei den Landsknechten in Deutschland, auftrat. Das verschobene und halboffen stehende Wams drückt den leichten und der Kunst zugewandten Sinn des Malers aus, welcher bei der Arbeit des Anzuges nicht achtet.

 


Trachten aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts
Trachten aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts
Schuh aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts
Schuh aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts
Schuh aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts
Schuh aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts

 

Trachten und Schuh aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Die oberen drei Figuren nach alten kolorierten Federzeichnungen im Besitz des Verfassers.

 

A und B stellen Landsknechte, wahrscheinlich deren Hauptleute in Halbrüstung dar. Die Figur A ist eine Wiederholung der Federzeichnung des Hans Holbein im Kgl. Kupferstichkabinett zu Berlin. C zeigt einen jungen vornehmen Mann in der Haustracht.

 

Bei der Tracht der hier genannten Männer bilden die vorn breiten Schuhe ein charakteristisches Merkmal, und zwar, wie wir schon mehrfach gezeigt, im Gegensatz zu den spitzauslaufenden des vorhergegangenen Jahrhunderts. Dies veranlasst uns einen Schuh nach der Wirklichkeit, bei D von oben und E von der Seite gesehen, beizufügen; derselbe befindet sich im Besitz des Verfassers. Dieser Schuh, von nicht beträchtlicher Große, mag wohl der linke einer Dame gewesen sein. Das Oberleder, jetzt durch Alter grau, war ursprünglich schwarz, die Sohle, von innen und von der Seite gesehen, braun.

 

Wenn auch die Schuhe vom Beginn des 16. Jahrhunderts bis gegen 1560 vorne breit waren, so zeigten sie doch innerhalb dieser Grenze manche Abwechslung, weshalb wir auf den beiden folgenden Tafeln Männerschuhe darstellen, umso mehr, da solche erhaltene Überreste zu den größten Seltenheiten gehören.

 

Tuchmacher aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts
Tuchmacher aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts

 

Tuchmacher aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts, nach einem Ölgemälde von Hans Schäufelin, im Bayerischen Nationalmuseum zu München. Dieses Bild stammt aus der Kirche S. Georg zu Nördlingen und war, wie nicht zu bezweifeln, eine Stiftung des Tuchmachermeisters, welcher hier mit Hilfe seines Gesellen beschäftigt ist, ein großes Stück Tuch mittels der Karde aufzukratzen. Auf der Rückseite erblickt man leichthin, doch nicht ohne Geist konturiert und ein wenig mit Farbe lasiert, eine Szene aus dem Jüngsten Gericht, in welcher derselbe Tuchmacher, durch eine Hechelmaschine in seiner Hand bezeichnet, ohne Kleidung erscheint; der Teufel will ihn mit einem Haken fassen, allein er hält sich an dem Gewand seines Schutzengels, welcher mit einem Schwert dem Teufel einen Hieb versetzt. Die Tracht dieser Tuchmacher ist mehr oder weniger bei vielen Ständen dieser Zeit vorherrschend, auch die Landsknechte bedienten sich derselben, weil ihnen vor Errichtung der stehenden Heere noch keine besondere Tracht vorgeschrieben war; nur die Waffen bezeichneten sie als Krieger. Dieses Bild zeigt uns, dass Gewerbeleute sich sogar bei der Arbeit dieser überaus reichen Tracht bedienten, was uns die etwas späteren Holzschnitte in dem Handwerksbüchlein von Jost Amman noch besser veranschaulichen.