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Waffen des 16. Jahrhunderts Bd 7 Teil 4

Kaiser Maximilian (gest. 1519) nach einem kolorierten Exemplar des Holzschnittes von Hans Burgkmaier
Kaiser Maximilian (gest. 1519) nach einem kolorierten Exemplar des Holzschnittes von Hans Burgkmaier

 

Kaiser Maximilian (gest. 1519) nach einem kolorierten Exemplar des Holzschnittes von Hans Burgkmaier. Im Original steht an demselben oben: lmp. Caes. Maximil. Aug. und unten: 1518 H. Burgkmaier. Dieser Künstler hat, wie A. Dürer, bekanntlich denselben Kaiser mehrfach in verschiedenen Stellungen und Kostümen nach dem Leben abgebildet. Wir können daher kein in allen Einzelheiten zuverlässigeres Bildnis geben, als dieses. Deswegen haben wir auch hier ausnahmsweise ein wenn auch seltenes, so doch schon durch den Druck bekanntes Bildwerk benutzt, welches durch seine ursprüngliche Kolorierung noch besonders an Interesse gewinnt.

 

Maximilian erscheint hier mit der vollständigen Plattenrüstung für Mann und Pferd, welche erst durch ihn selbst in Deutschland und anderen Ländern eingeführt und verbreitet wurde. Die Einzelheiten dieser Ritter- und Pferderüstung geben wir in unserem Werk mehrfach nach noch im Original erhaltenen Rüstungsteilen.

 

In dem bekannten Werk: „der Weyß kunig“ erscheint derselbe Kaiser in der Werkstätte eines Waffenschmiedes, wie er ähnliche Rüstungen fertigen lässt.

 

Auf dem Kriegshelm trug der Kaiser, wie die vornehmen Ritter, in der Regel den reichen Federschmuck. Hier erscheint aber ausnahmsweise die Helmzier mit der Helmdecke, welche sonst nur auf den Turnierhelmen vorkommt; sie besteht aus der Krone und dem Pfauenschweif, als Zeichen der Hoheit; auf der Brust trägt der Kaiser den Orden des Goldenen Vlieses. Auf dem vorderen Teil der Pferderüstung befindet sich das Wappenschild von Österreich unter der Ens: 5 goldene Wachteln in blauem Feld, auf dem hinteren Teil jenes des Erzherzogtums Österreich: ein silberner Querbalken auf rotem Feld. In der Ambraser Sammlung zu Wien ist eine sehr ähnliche Rüstung Maximilians, doch in allen ihren Einzelheiten nicht mehr vom Ursprung an zusammengehörig.

 

Die unserer Abbildung unter A, B und C in Umriss beigegebenen drei Helme des Kaisers sind nach einer im Museum zu Berlin befindlichen Handzeichnung von A. Dürer; an dem Helm unter A, in welchem sich das Gesicht des Kaisers befindet, steht von Dürers Hand geschrieben: „des Kaisers Todtenkopf“, Man nannte nämlich bis in die Zeiten des Dreißigjährigen Krieges die Helme mit derartigem Ausschnitt für das Gesicht „Totenköpfe“.

 


Eitel Friedrich Graf von Hohenzollern (gest. 1525)
Eitel Friedrich Graf von Hohenzollern (gest. 1525)

 

Eitel Friedrich Graf von Hohenzollern (gest. 1525) nach dem Bildnis des Geschlechtsbuches der Grafen von Hohenzollern, im Besitz des Fürsten von Hohenzollern.

 

Dieses Buch besteht aus 26 mit der Feder auf Pergament gezeichneten und kolorierten Bildnissen der genannten Grafen vom Jahr 801 bis 1610. Alle sind, bis auf die letzten fünf, von einem Meister aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts, welcher die Ritter bis zum Ende des 15. Jahrhunderts in mehr und weniger fantastischer Art darstellte, bei denen des 16. Jahrhunderts aber genau die Tracht seines Zeitalters wählte. Der Verfertiger dieses Buches war ein Zeitgenosse dieses Grafen, es ist daher anzunehmen, dass er ihn nach dem Leben darstellte.

 

Eitel Friedrich wurde an dem kaiserlichen Hof erzogen, war später Obersthofmeister und Reichskämmerer, machte in den Kriegen Karls V. mehrere Feldzüge, unter anderen die Schlacht von Pavia nicht ohne Ruhm mit und starb 1525 an Gift, welches ihm ein spanischer Oberst beibrachte. Die glatte, mit breiten goldenen Streifen versehene Rüstung wurde noch gleichzeitig mit jenen kanzellierten Maximiliansrüstungen getragen, wenn sie gleichwohl etwas später ihren Ursprung hatte. Der ausgezackte Streithammer in der Rechten, welcher auch als Kommandostab diente, erscheint häufig von dem Anfang bis zu dem Ende des 16. Jahrhunderts. Der ganze Harnisch ist aus blankem Stahl und durchaus mit breiten vergoldeten Fassungen und Nägeln beschlagen. Eigentümlich ist der Schnitt des Bartes, von dem auf der rechten Seite ein langer Zopf herabhängt. Diese Art von Bärten kommt wohl, wenn auch als Seltenheit, von dieser Zeit an bis zu dem Ende des 16. Jahrhunderts vor. In ähnlicher Weise trug man auch das Haupthaar auf der einen Seite kurz, auf der anderen lang herabhängend, welche Sitte von der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts bis tief in das 17. reichte.

 


Grabdenkmal des Ritter Hans von Rodenstein (gest. 1526)
Grabdenkmal des Ritter Hans von Rodenstein (gest. 1526)

 

Grabdenkmal des Ritter Hans von Rodenstein (gest. 1526). Auf dem Weg von Darmstadt nach Erbach liegt das Dorf Fränkisch-Krummbach und in diesem eine Kapelle, in welcher sich mehrere Grabsteine der Familie Rodenstein befinden; der am sorgfältigsten gearbeitete und am besten erhaltene ist der des genannten Hans von Rodenstein mit der Inschrift: „Anno Domini 1526 kata (…) zu Rom starb der edel juncker Hanns von und zu Rodenstein des sele got gnedig und barmhercig sey.“ Oben steht: „begraben uff dem gotßsackrn.“ Demnach wurde seine Leiche auf seinen Besitz gebracht.

 

Die Figur ist in Sandstein gearbeitet, leider übertüncht und steht, wie damals gewöhnlich, auf einem Löwen, dem Zeichen der Stärke. Zu den Ahnen unseres Ritters gehört der berüchtigte Hans von Rodenstein, welcher gegen Ende des 14. Jahrhunderts als wilder Jäger und beutelustiger Ritter auf den beiden Burgen Schnellerts und Rodenstein hauste und von dem noch gegenwärtig unter dem dortigen Landvolk die Sage besteht, dass er jedes Mal vor dem Ausbruch eines Krieges als wilder Jäger mit Gefolge unter furchtbarem Lärmen von Schnellerts auf den Rodenstein ziehe. (Näheres hierüber findet man in den „Rheinischen Sagen“ von Nikolaus Vogt, in den Sagen und Geschichten des Rheinlandes von Karl Geib u. a.)

 

Obwohl unser Ritter nach der Grabschrift erst im Jahr 1526 gestorben ist, so zeigt doch sein Harnisch ein Beispiel der Bewaffnung aus dem Ende des 15. Jahrhunderts, wie wir bereits mehrfach durch Originalrüstungsteile nachgewiesen und beschrieben haben. Wenn gleichwohl als Ausnahme und Seltenheit, trugen Ritter noch in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts Rüstungen, welche nur bis zum Schluss des 15. Jahrhunderts im allgemeinen Gebrauch waren. Beispiele dafür sind die bereits von uns gegebenen Bildnisse der Gebrüder Baumgartner, Tafel 454 und 455, und der bekannte Kupferstich von A. Dürer „Ritter, Tod und Teufel“ von 1513, wobei, wie man glaubt, der Meister sich den Franz von Sickingen als Vorbild für den Ritter gewählt habe.