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Trachten des 16. Jahrhunderts Bd 7 Teil 4

Frauentracht aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts.
Frauentracht aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts.
Häubchen. Frauentracht aus Deutschland
Häubchen. Frauentracht aus Deutschland

A und B sind Jungfrauen, einem Gemälde der schwäbischen Schule, die Geburt Mariens darstellend, entnommen, seiner Zeit im Besitz des Tribunalrates Abel in Stuttgart. A gekleidet als Magd, während die Tracht jener (B) einen etwas höheren Stand bezeichnet.

 

C Häubchen, nach einem noch erhaltenen gezeichnet, welches seiner Zeit Philipp Veith besaß.

 

In welcher Weise diese Hauben getragen wurden, zeigen mehrere Bildnisse, besonders bei Jungfrauen galten sie als ein sehr beliebter Schmuck. Sie umschlossen das Haupthaar am Rückteil und auf beiden Seiten; die am unteren Teil herabhängenden Schlingen, durch welche eine Schnur lief, wurden zusammengezogen, wodurch das Ganze eine kugelartige Form erhielt. Das Häubchen besteht aus einem Netz von grün-seidenen Schnüren, in deren rautenförmigen Zwischenräumen feine quastenartige Bäuschchen von zarter grüner Seide abermals durch feinere grün-seidene Schnüre eingezogen sind. Auf der Außenseite hängt immer da, wo sich die Schnüre des Netzes kreuzen, ein geschlagenes Goldblättchen frei herab, welches unten rund ist und nach oben spitz zuläuft. Dadurch, dass dieselben beim Tragen in eine zitternde Bewegung geraten, bringen sie ein Blitzen und Schimmern hervor. Des besseren Verständnisses wegen sieht man unter D eine Raute des Netzes mit dem darauf hängenden Goldblättchen; E zeigt dieselbe von der Rückseite, woraus die natürliche Größe des Ganzen hervorgeht.


Trachten aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts
Trachten aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts

Trachten aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts, nach den Figuren eines Ölgemäldes in der Elisabethenkirche zu Marburg. Das Gemälde befindet sich daselbst auf einem der Türflügel eines in Holz geschnitzten Seitenaltares und gehört zu einer Reihe von Darstellungen, welche zum Gegenstand die Legende der Heiligen Elisabeth haben. Unsere beide Figuren stellen dar, wie die Schwiegermutter Elisabeths den Gemahl derselben an das fürstliche Bett führt, um ihn zu überzeugen, dass seine Gemahlin einen Aussätzigen darin verpflege; er hebt die Bettdecke auf und erblickt statt des Kranken Christus am Kreuz. Dieses höchst charakteristische Gemälde ist vom Jahr 1514. Der Künstler hat alle darin erscheinenden Personen, wie es der Geist der Zeit nicht anders zuließ, genau in den Trachten der Periode dargestellt, welcher er selbst angehörte; sonach sehen wir hier die Tracht eines vornehmen Mannes und einer Frau, wie sie der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts eigen war. Der Mann trägt einen Kopfputz aus rotem Stoff, mit Perlenschnüren umwunden, und eine Agraffe mit Reiherbusch. Die Haube der Frau wird durch ein übereinander gelegtes Tuch gebildet, von dem das eine Ende über die rechte Schulter herabhängt; die Tracht beider bezeichnet den hohen Stand mehr durch die Kostbarkeit der Stoffe, als durch den Schnitt und die Form.


Priesterntracht aus dem 16. Jahrhundert
Priesterntracht aus dem 16. Jahrhundert

Priesterntracht aus dem 16. Jahrhundert, nach einem Hautrelief aus Stein, welches sich in der Stiftskirche zu Aschaffenburg in einem Anbau, die Allerheiligenkapelle genannt, befindet. Das Denkmal ist noch ursprünglich bemalt, während es um diese Zeit nicht mehr allgemeine Sitte war, Grabskulpturen zu übermalen.

 

Nach der Umschrift war dieser Priester Johann Will, Kustos und Kanonikus im Stift zu Aschaffenburg, gründete die oben genannte Kapelle und starb den 6. November 1516. Er trägt den Chormantel, darunter den faltenreichen Chorrock mit sehr weiten Ärmeln, unter diesem einen langen roten Talar, welcher oben am Hals, an der Hand und unten sichtbar ist. Diese Art priesterliche Tracht wird bei kirchlichen Feierlichkeiten außer der Messe getragen.