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Der Soldat in der deutschen Vergangenheit Teil 31

Totentanz. Kupferstich von Rudolf Meyer 1637.
Totentanz. Kupferstich von Rudolf Meyer 1637.

Solchen Gesellen machte es nicht aus, mit dem bösen Feind selbst einen Bund zu schließen, um der erwünschten Sicherheit vor feindlichen Kugeln und Klingen teilhaftig zu werden. Schon Luther spricht über die mannigfachen zu diesem Zweck angewandten Mittel seine Missbilligung aus, da man sich allein dem Willen Gottes befehlen solle. Groß war ihre Zahl, zum Teil uraltes Gut, aus heidnischer Vorzeit stammend, auf Zettel geschriebene Zauberformeln, Amuletts und allerlei Seltsames und Widerwärtiges als Talisman1. Der Profoss galt wie in der bürgerlichen Gesellschaft der Henker als erfahren in unheimlichen Künsten, so auch in der „fest“ oder „gefroren“ zu machen. Die Berichte der Zeit sind voll ernsthafter Erzählungen über derartige Fälle, denen gegenüber nur ein Auskunftsmittel verfangen sollte, das Erschlagen mit Keulen oder Gewehrkolben, wenn man sich nicht darauf verstand, wiederum durch geheime Formeln den Zauber zu lösen. Bezeichnend lässt der Totentanz des Zürchers Rudolf Weyer den Tod zum Soldaten sprechen:

 

„Frisch auf Soldat, parir den Wehr,

 

Dich hilft jetzt kein Wundsegen mehr,

 

Bist schon gefroren, ist umsunst,

 

Ich lös auf mit Gewalt obn Kunst.“

 

 

Bekannt ist, dass auch einzelne Feldherren im Rufe standen, „fest“ zu sein, vor allem Wallenstein, der ja selbst den astrologischen Neigungen der Zeit seinen Tribut zahlte.

 

„Wie die Glieder so auch das Haupt!

 

Weiß doch niemand, an wen der glaubt.“

 

 

1Literaturvorschlag zum Thema Aberglauben im 16. Jahrhundert lese: Über die Werwölfe und Tierverwandlungen im Mittelalter - Ein Beitrag zur Geschichte der Psychologie. Von Dr. Rudolf Leubuscher. ISBN: 978-3-7450-9717-7

Landstreicher um 1600. Kupferstich von H.  Ullrich.
Landstreicher um 1600. Kupferstich von H. Ullrich.

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Quelle Bild und Text: "Der Soldat in der deutschen Vergangenheit" miteinhunertdreiundachtzig Abbildungen und Beilagen nach den Originalen aus dem 15. - 18. Jahrhundert, von Georg Liebe; Leipzig, 1899.