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Albert Benningk

 

Stückgießer.

Lübeck, Berlin, Kopenhagen.

 

 Meister der Waffenschmiedekunst vom 14. bis ins 18. Jahrhundert

 

Benningk erhört einer Familie an, von welcher zahlreiche Mitglieder die Gießkunst betrieben haben, namentlich sind es Gerdt, Hermann, Mathias und Reinhold, welche in ihrer Kunst hervorragend genannt werden. Die Familienbeziehungen derselben lassen sich nicht völlig sicher bestimmen, doch scheint es, dass Albert, der berühmteste der Familie, ein Sohn des Hamburger Stückgießers Hermann, der von 1647 bis 1668 in den dortigen Archiven genannt wird und dieser wieder ein Sohn des Mathias gewesen ist. Albert wird 1665, und zwar kurz vor seiner Ernennung zum Lübecker „Rathgiesser“ zuerst genannt. 1671 verheiratete er sich mit Sophie Helms, welche ihm zwei Söhne und vier Töchter gebar. Diese starb um 1680 und Albert verheiratete sich zum zweiten Mal mit Elsabe Balcke, diese Ehe blieb kinderlos.

Seine amtlichen Verhältnisse schienen nicht die angenehmsten gewesen zu sein, denn in den Akten erscheint eine Reihe von Klagen über Verletzung seiner Gerechtsame und um endliche Bezahlung. 1666 verglich sich der Rat in Güte mit ihm, aber der Friede hielt nicht lange an und 1676 finden wir eine neue Klage Alberts, wie er als „des Stückgießers Sohn in Hamburg“ ohne sein Angehen hierher gefordert, vielfältige Anträge aus den Niederlanden, Frankreich und Deutschland ausgeschlagen habe, um dem Rat zu dienen, dieses aber bereuen müsse, wenn er nicht besseren Schutz gegen die Verletzung seiner Privilegien finde. Trotz aller dieser Klagen scheint der Meister nicht unbemittelt gewesen zu sein, denn er beschwert sich um dieselbe Zeit, dass ihm ein Schiff im Sunde angehalten worden und er dadurch in einen Schaden von 4000 Mark geraten sei, der Rat habe ihm Schadloshaltung zugesagt, aber noch nichts bezahlt. Im Jahr 1685 meldet er dem Rat, er habe zwei Mörser geliefert und habe dafür kein Geld, ja nicht einmal seinen Vorschuss an Kupfer erhalten.

Im Jahre 1686 scheint er der Plackereien müde geworden zu sein und der Stadt den Rücken gekehrt zu haben. Am 20. April meldet er dem Rat, dass er wegen seiner Profession eine Zeit lang auswärts leben müsse, bevor er fortgehe, wünsche er verschiedenes geregelt, so die Bezahlung zweier 120 pfündiger Mörser oder deren Rückgabe, zugleich reklamiert er die eingehobenen Steuern, denn er sei laut seiner Bestallung von 1675 steuerfrei. In einer anderen Eingabe erwähnt er, dass er dänische und brandenburgische Stücke gegossen habe.

Am 20. August 1690 zeigt Elsabe Balcke dem Rat von Lübeck den Tod ihres Mannes an, der „in der Fremde“ gestorben sei. Derselbe habe „in seinem leben sowohl allhie, alss in Berlin und Kopenhagen seine fielfeltige funktiones gehabt.“ Er scheint in letzterer Stadt gestorben zu sein, denn in den Streitigkeiten über seinen Nachlass wird er wiederholt: „Ihr königlicher Mayestät zu Dennemark, Norwegen etc. bestellten Stückgiesser“ genannt.

Von seinen Werken, die sich alle durch einen scharfen Guss, vortreffliche Verhältnisse, eine stilvolle Dekoration und sorgfältige Ziselierung auszeichnen, sind auch viele Glocken zu nennen, wie die berühmte Pulsglocke der Marienkirche zu Lübeck von 1669 (1668 alten Stils).

Aus diesem Jahr datieren die beiden für Lübeck gegossenen ganz gleich gebildeten 48 pfundigen Kartaunen, von welchen die eine im kaiserlichen und königlichen Heeresmuseum zu Wien, die andere im königlichen Zeughaus zu Berlin bewahrt wird. Beide in ihren ganzen Oberflächen mit ausgezeichnet schön erfundenen, teils figuralen Reliefs ausgestattet, zählen sie zu den schönsten und kunstreichsten Geschützen, welche noch vorhanden sind. Auf den langen Feldern erblickt man Allegorien und mythologische Gestalten, ferner das Wappen Lübecks mit vielen lateinischen Inschriften. Auf den Bodenstücken ist auf beiden Rohren eine Seeschlacht dargestellt.

Beide Geschütze kamen während der Okkupation durch die Franzosen aus dem Delfter Zeughaus nach Paris. Nach der Einnahme von Paris 1814 wurden selbe dort gefunden, reklamiert und die eine nach Berlin, die andere nach Wien überführt.

 

Wir registrieren ferner: Kleine Glocke für Travemünde von 1673. — Das Bronzegeschütz „Pallas“ mit dem brandenburgischen Wappen und dem Brustbild des Kurfürsten Friedrich Wilhelm von 1679 im königlichen Zeughaus zu Berlin. — Zwei Glocken im Dom zu Ratzeburg von 1678. — Die kleine Sermonglocke der St. Ägidienkirche zu Lübeck von 1682. — Die beiden 120 pfündigen Mörser, von 1685, welche wir oben erwähnt haben und für die der Meister ein Jahr später 1901 Mark 11 Schilling einfordert. — Zwei 35 pfündige Mörser für Lübeck von 1687. Noch nach seinem Tod werden der Stadt Lübeck zwei 135 pfündige Mörser eingeliefert, zum Beweis, dass das Geschäft des Meisters auch noch während dessen Abwesenheit in Dänemark ununterbrochen im Gang gewesen ist. Vom Jahr 1687 datieren einige Zwölfpfünder, welche sich noch gegenwärtig in der königlichen Waffensammlung in Kopenhagen befinden.1

 

1 Die wichtigsten Daten zu dieser Biographie sammelte Dr. Theodor Hach in Lübeck, welcher sie dem Verfasser handschriftlich mitteilte.

Boeheim, Wendelin. Die alten Geschütze im kaiserlichen königlichen Artilleriearsenale zu Wien. Mitteilung der kaiserlichen königlichen Centralcommission für Kunst und historische Denkmale Bd. IX. 1883. X. 1884 XII. 1886.

Dr. Theodor Hach. Zur Geschichte der Erzgiesskunst. Repertorium für Kunstwissenschaft Bd. IV und desselben Autors Werk: Das Lübeck'sche Landgebiet in seiner kunstarchäologischen Bedeutung. Lübeck 1883.

Mitthoff, Kunstdenkmale und Alterthümer im Hannover'schen. Bd VI.

 

Quelle: Meister der Waffenschmiedekunst vom XIV. bis ins XVIII. Jahrhundert von W. Boeheim. Berlin, 1897.

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