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Grenzzeugen, Tongrenzzeugen, Grenzsteinzeugen

Grenzzeuge aus Frickenhausen bei Reutlingen
Grenzzeuge aus Frickenhausen bei Reutlingen

Grenzzeugen (auch Marksteinzeuge, Grenzsteinzeuge, Tonzeuge genannt) sind in der Erde vergrabene Grenzsteine, die eine unterirdische Sicherung des Grundstücksinhabers sind. Sie sollen die Markung des Grenzverlaufes anzeigen und bei Streitigkeiten oder umgefallenen/entfernten sichtbaren Grenzhsteinen auf der Oberfläche ausgegraben werden, damit die Grundstücksgrenze geklärt werden kann.

 

Die früheste Erwähnung von Grezzeugen beginnen mit einem Eintrag im Brünner Schöffenbuch aus dem 14. Jahrhundert: "mit rain und mit gemerckhen, es sei stein oder kohlen, die man in großen höfen in die erde grebt, und steinhauffen darauf legt, oder semlich ander dink, mercket man die maß der ecker." Aus: "Grenzrecht und Grenzzeichen. Beiträge von A. Diehl et. al. Freiburg im Breisgau 1940.


Bis heute werden noch Grenzzeugen vergraben, auch wenn ihr Brauch sehr gering ausfallen dürfte. Heutzutage sind die Katasterämter mit neu bemessenen, Satelliten-unterstützten Grundstücksdaten versehen worden, doch ist es nicht verboten, solche Grenzzeugen noch zu verwenden. In der Vergangenheit waren sie wichtige Hilfsmittel, um Grenzstreitigkeiten schnell zu beenden, wenn beispielsweise Grenzsteine umgefallen waren.


Der hier gezeigte Grenzzeuge aus Frickenhausen besteht aus gebrannten Ton und zeigt ein eingedrücktes Wappen. Diese kleinen Tonscheiben gibt es in unterschiedlichen Varianten. Zumeist sind sie aber viereckig oder dreieckig, seltener rund oder oval.


Eine Regelung von vergrabenen "Zeugen" über ihre Beschaffenheit gibt es nicht. Es können auch auf den Kopf stehende leere Flaschen an der Stelle vergraben werden, wo der Grenzstein platziert wird. Auch "Zeugen" aus Plastik, Glas, Stein, Beton oder Porzellan finden bis heute Anwendung. Wichtig ist nur, dass der vergrabene Gegenstand auch als Marksteinzeuge eindeutig erkannt wird. In früheren Zeiten wurden auch Bruchsteine, Tonscherben und sogar Kohlestücke vergraben.


Die meisten heutzutage vor allem auf Auktionsplattformen gehandelten Grenzsteinzeugen stammen aus der Hochzeit aus der Mitte des 20. Jahrhunderts und zeigen zumeist das Gemeindewappen oder die Jahreszahl der Vergrabung.


Vergraben durfte ein Grenzsteinzeuge jedoch nicht jeder. Die "Zeugen" wurden von berufenen Feldgeschworenen der Gemeinden vergraben, die sie zum Teil auch ohne Wissen des Grundbesitzers an den Grenzen vergruben, damit sie nicht verbotenerweise versetzt wurden, um Grenzverschiebungen heimlich zu erreichen. Der oder die Feldgeschworenen hatten auch die Aufgaben, die Grundstücksgrenzen abzulaufen und deren Richtigkeit zu kontrollieren.

Marktonstein, Grenzzeuge, Tonzeuge, Markung, Immobilie
Die Rückseite ist zumeist unbedruckt
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Seitenansicht Grenzzeuge