
Der große Philosoph und Staatsmann Leibniz hat sich viel mit der Technik befaßt. Wir besitzen von ihm z. B. in Hannover noch eine großartige Rechenmaschine, die ihren Verfertiger fast ein ganzes
Vermögen gekostet hat. Leibniz war auch an der Erfindung der Dampfmaschine beteiligt, und besonders rührt die selbsttätige Öffnung und Schließung der Ventilhähne von ihm her. Auch die
Heißluftmaschine ist seine Erfindung. Ferner sprach er zuerst die Idee des Aneroidbarometers aus.
1714 weist er auf die Vorteile leichter Metallpontons an Stelle der schweren hölzernen Kähne zum Brückenbau hin. Gleichfalls konstruierte er einen Distanzmesser.
Im Jahre 1670 suchte Leibniz geschichtlich nachzuweisen, daß Alexander der Große, Hannibal und Gustav Adolf ihre Erfolge im wesentlichen dem Waffenwesen zu verdanken gehabt hätten. Von den Bomben
sagt er damals: „Wenn der erste Erfinder die Sache einem einzigen Fürsten mitgeteilt, und dieser sein Geheimnis so wohl gewahrt hätte, wie die Chinesen das ihrige beim Porzellan, so hätte er
leichtlich Herr der ganzen Welt werden können.“ An Stelle des Söldnerwesens wies Leibniz bereits energisch auf die Notwendigkeit eines stehenden deutschen Heeres hin, an dessen Seite außerdem
noch eine Art Landwehr zu bilden sei. An Stelle der Piken, von deren Unbrauchbarkeit er überzeugt war, sollte das Bajonett treten.
Besonderen Wert legte Leibniz auf eine sichere Schußwaffe. Es seien deshalb vor allen Dingen die Luntenschloßgewehre abzuschaffen und an deren Stelle die Batterieschloßgewehre einzuführen, damit
die Truppe stets feuerbereit sei. Vom Radschloß hält er nicht viel, und er regte darum den Gedanken an, auf irgend eine andere Art ein „lebendiges Feuer“ im Gewehr zu verbergen, damit man daraus
jederzeit zünden könne.
Besonders auffallend ist folgende Stellung aus den Leibnizschen „Gedanken der teutschen Kriegsverfassung“ (1670), wo der Philosoph von Hinterlade- und Reptiergewehren spricht: „Neue Art sehr
guter, beständiger und in allem mehr vorteilhafter Feuerrohre, als die man bisher gebraucht; nämlich man soll die Rohre von hinten laden, par la culasse, dergestalt, daß man nicht anders
vonnöthen habe, als hinten ein Gewerbe (-Wirbel, der sich in einem Gelenk dreht) aufzuthun, die Kammer hineinzuschieben und dann vermittelst einer Feder wieder zuschnappen lassen; welches mit
großer Geschwindigkeit geschieht. Der Schuß ist unvergleichlich schärfer und gerader, die Ladung (Ladeweise) auch geschwinder als auf die gemeine Weise, und hat man dann keine Stopfens und
Pfropfens vonnöthen, aus dessen Ermangelung sonst doch oft der Schuß ganz matt ist. — Solches Gewehr würde zwar noch eins soviel als das gemeine kosten, hingegen gut und beständig sein und wohl
zehnmal soviel Nutzen bringen.
Gewehr, daraus man oft ohne neue Ladung mit Pulver schießen kann, ist zum gemeinen Gebrauch nicht bequem, dieweil alles darin gar zu nett auf einander passen muß, sonst ist Gefahr dabei. Man
könnte aber an dessen Statt mit Wind ohne neue Ladung zum öfteren schießen; und weil die Windbüchsen nicht leicht zu laden, solche hernach mit einem Schuß Pulver wieder spannen.“
Ferner hebt Leibniz den großen Nutzen tüchtiger Waffenschmiede hervor. Auch mit der Stückgießerei und mit gegossenen eisernen Geschützen befaßt er sich. Endlich macht er Vorschläge zu Brandsätzen
und Höllenmaschinen und gibt einige Regeln der Ballistik und des Wurffeuers.
Quelle: F. M. Feldhaus, Modernste Kriegswaffen – alte Erfindungen. Leipzig, 1915.