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Ein Prophet des Luftkrieges vor 250 Jahren

Vor 250 Jahren arbeitete der Jesuit Lana eifrig an einem umfangreichen Werk „um die inneren Prinzipien der Naturwissenschaft nach genauer Methode von Versuchen und Erfindungen aufzudecken“. In diesem, dem Kaiser Leopold I. gewidmeten Buch werden eine Reihe von Erfindungen, z. B. die Chiffreschrift, die Blindenschrift, Apparate für die Wetterkunde, Säemaschinen, Fernrohre usw. behandelt. Besonders eingehend beschäftigt Lana sich mit seinem eigenen Plan zur Herstellung eines Luftfahrzeuges. Die Natur der Gase war damals noch wenig bekannt, wohl aber wußte man durch die Versuche des geistvollen Magdeburger Bürgermeisters Otto v. Guericke, daß ein luftleeres Gefäß wesentlich leichter ist, als ein mit Luft gefülltes. Auf diese Tatsache stützte Lana seinen Plan. Er wollte vier dünnwandige Kugeln aus Kupfer oder Glas anfertigen, die Kugel luftleer pumpen, und sie über einer Gondel befestigen. Er schloß richtig, daß er mit diesem Fahrzeug in die Luft steigen könne. Theoretisch hat Lana vollständig recht, und die Idee des Vakuumluftschiffes ist bis auf unsere Tage immer wieder verfolgt worden. Praktisch ist die Idee undurchführbar, weil der Luftdruck die dünnwandigen Ballongefäße eindrücken würde.

In Lanas Plan, der im Jahre 1670 im Druck erschien, interessiert uns heute die folgende Stelle „... sonst sehe ich keine Schwierigkeiten, die man vorbringen könnte, außer einer, die mir größer erscheint als alle andern: Gott wird niemals zugeben, daß eine solche Maschine wirklich zustande kommt, um die vielen Folgen zu verhindern, die die bürgerliche und politische Ordnung der Menschheit stören würden. Denn wer sieht nicht, daß keine Stadt vor Überfällen sicher wäre, da ja das Schiff zu jeder Stunde über dem Platz derselben erscheinen und die Mannschaft sich herablassen und aussteigen könnte. Dasselbe geschehe in den Höfen der Privathäuser und bei den Schiffen, die das Meer durcheilen. Ja, wenn das Schiff nur aus hoher Luft bis zu dem Segelwerk der Meerschiffe herabstiege, könnte es die Taue kappen, und auch ohne herabzusteigen, könnte es mit Eisenstücken, die man aus dem Schiff nach unten werfen könnte, die Fahrzeuge zum kentern bringen, die Mannschaft töten und die Schiffe mit künstlichem Feuer, mit Kugeln und Bomben in Brand stecken. Und nicht nur Schiffe, sondern auch Häuser, Schlösser und Städte mit völliger Gefahrlosigkeit für diejenigen, die aus ungemessener Höhe solche Sachen herabwürfen.“

Professor Lohmeier aus Rinteln ließ sechs Jahre später durch einen seiner Schüler die Lanasche Arbeit in weitgehendem Maße zu einer Doktorarbeit benutzen, und antwortete darin: „Hat Gott die Erfindung der Säbel, Flinten, der Kanonen und des Pulvers, womit einige Jahrhunderte her soviel Blut vergossen worden ist, nicht verhindert, warum sollte er diese Kunst verhindern? Der Staat wird, wenn es einmal dahin kommen sollte, schon Gegenmittel finden und, gleich wie wir Flinten gegen Flinten und Kanonen gegen Kanonen gesetzt haben, so würden wir auch Luftschiff gegen Luftschiff vorrücken lassen und förmliche Luft-Bataillen liefern.“

 

Quelle: F. M. Feldhaus, Modernste Kriegswaffen – alte Erfindungen. Leipzig, 1915.