Als der optische Telegraph bei seinem Auftreten in Frankreich (1793) durch die fabelhaft schnelle Übermittlung der Nachrichten vom Kriegsschauplatz populär geworden war, ersann ein findiger Kopf
    eine unterhaltende Spielerei für die Pariser Gesellschaft: den Telegraphenfächer.
    
    In der damals recht leichtlebigen Pariser Gesellschaft spielte der Fächer bei den Damen eine große Rolle. Hinter ihm konnten sie sich beliebig verstecken und unbeobachtet nach einer Richtung hin
    ihre Augen spielen lassen. Der Fächer war damals noch der ständige Begleiter einer jeden Dame.
    
    So eignete er sich besonders gut, an ihm einen Telegraphen anzubringen. Am oberen Rande des Fächers waren halbkreisförmig die einzelnen Zeichen des optisch-telegraphischen Alphabets so
    aufgezeichnet, daß die Dame, die hinter dem Fächer kokettierte, die Zeichen ablesen konnte. Aus dem letzten Stab des Fächers oder aus einer der beiden Deckplatten konnte man ein zierlich aus
    Silber gearbeitetes Stäbchen herausziehen. Am Ende dieses Stäbchens drehte sich ein kleiner Querbalken, der an seinen beiden Enden wiederum zwei bewegliche Ärmchen besaß. Dieser winzige Apparat
    glich vollständig den großen optischen Telegraphenapparaten. Die Trägerin des Fächers konnte die einzelnen Buchstaben eines Wortes an dem kleinen Telegraphen einstellen, nachdem sie von ihrem
    Fächerrand die Stellung des Telegraphen für jeden Buchstaben abgelesen hatte. In Deutschland wurden die Telegraphenfächer 1796 bekannt. Nach England kamen sie im folgenden Jahre. Ein Italiener
    Badini verbesserte den Telegraphenfächer, sodaß man die kleinen Signalflügel schneller einstellen konnte.
Quelle: F. M. Feldhaus, Modernste Kriegswaffen – alte Erfindungen. Leipzig, 1915.
