In Berlin erschien 1796 eine Abhandlung über einige akustische Instrumente, mit Zusätzen versehen von Gottfried Huth. Der Verfasser nennt sich: Doktor der Weisheit und öffentlicher, ordentlicher
Lehrer der Mathematik und Physik auf der Universität zu Frankfurt a. O., sowie Mitglied einiger Gelehrtengesellschaften. In dem dritten Zusatz zu diesem Buch hören wir des Verfassers Ansicht
„Über die Anwendung der Sprach-Röhre zur Telegraphie“. Es wird ziemlich umständlich auseinandergesetzt, wie man an Stelle des optischen Telegraphen mit Hilfe gewöhnlicher Sprachrohre, wie sie auf
See verwendet werden, eine Verständigung auf weite Entfernung herbeiführen könne. Es sollen in gewissen Abständen Stationen errichtet werden, die die Nachrichten in einer Geheimsprache mittels
Sprachrohren über Land rufen. Der Verfasser kehrt also im wesentlichen wieder zu den Rufpostenketten der alten Perser zurück. Was uns an seiner Abhandlung allein interessiert, ist die von ihm
gewählte Benennung des Apparates. Er meint, da sein Apparat ganz anders sei als der eines Telegraphen, so verdiene er auch einen andern Namen, und er sagt: „Welcher würde sich hier nun
schicklicher empfehlen als der gleichfalls aus dem Griechischen entlehnte: Telephon oder Fernsprecher. Es sey mir also erlaubt, in der Folge dieser Abhandlung mich dieses Wortes der Kürze wegen
für die hier vorgeschlagene Anstalt zu bedienen, und so den Telephon von dem Telegraphen, ob sie gleich einen und ebendenselben Zweck haben, da sie ihn durch ganz verschiedene Mittel erreichen,
zu unterscheiden.“
Richtig übersetzt hat Huth das Wort Telephon nicht: denn sonst hätte er statt Fernsprecher, Ferntöner sagen müssen. Es ist nun aber sehr merkwürdig, daß eine richtige Übersetzung bereits seit
kurzer Zeit vorlag. Christian Heinrich Wolke, ehemaliger Mitstifter und Direktor des philanthropischen Erziehungsinstituts in Dessau hatte nämlich kurz vorher eine bereits seit mehreren Jahren
von ihm erdachte „Pasiephrasie“ erfunden, d. h. ein für alle kultivierten Völker brauchbares Universalwörterbuch. Dieses höchst umständliche System einer Universalsprache nannte er auch
„Telephrasie oder Fernsprechkunst“.
Auch noch später läßt sich mehreremal ein unserm Wort Telephon ähnlicher Ausdruck nachweisen. So hieß ein Musiktelegraph von Sudre vom Jahre 1828 „Telephonium“, und der Physiker Wheatstone
bezeichnete drei Jahre später die Fähigkeit hölzerner Stangen, den Schall auf mechanischem Wege fortzuleiten, mit dem Ausdruck „Telephon“. Die gleiche Benennung wandte Romershausen 1838 auf ein
Schallröhrensystem an. Der erste aber, der von einer elektrischen Telephonie sprach, war der Unterinspektor der Französischen Telegraphie, Charles Bourseul, der am 26. August 1854 einen Artikel
über „Téléphonie électrique“ in der „L’Illustration de Paris“ veröffentlichte. Unser Philipp Reis begann nach eigenen Angaben seine Arbeiten erst 1852. Am 26. Oktober 1861 machte er sein Telephon
zuerst bekannt. Vor genau 55 Jahren, also 1860 soll auf seinen Apparaten zuerst folgendes kleine Zwiegespräch im Garnierschen Institut in Friedrichsdorf bei Homburg v. d. Höhe geführt worden
sein: (Reis) „Die Pferde fressen keinen Gurkensalat.“ — (sein Freund) „Das weiß ich längst, Sie alter Schafskopf.“
Quelle: F. M. Feldhaus, Modernste Kriegswaffen – alte Erfindungen. Leipzig, 1915.