
Auch die heutige Ansichtspostkarte wurde aus dem Krieg geboren.
Die Postkarte selbst war erst am 25. Juni 1870 zum erstenmal zur Ausgabe gelangt. Bald nachher kam der Krieg. Da druckte, es war am 16. Juli, der Buchhändler August Schwartz in Oldenburg, auf
eine gewöhnliche Postkarte ein in seiner Druckerei vorhandenes Bildchen ab, das einen Artilleristen an seinem Geschütz zeigt. Seine Schwiegereltern waren nämlich in Marienbad, und hatten große
Not, sich durch den Truppenaufmarsch bei der Mobilmachung bis Oldenburg durchzuschlagen. Bis Magdeburg waren sie gekommen, mußten dort aber Aufenthalt nehmen. So begrüßte der Schwiegersohn sie
dort in der Hoffnung auf baldiges Wiedersehen mit der oben abgebildeten Karte, deren Bildchen ein Hinweis auf den Kriegszustand sein sollte.
Im Oktober 1875 erschien diese artilleristische Bilderkarte mit 24 ähnlichen Karten, die teils humoristische, teils ernste Bilder trugen, bei Schwartz im Handel.
Alsbald nahmen Gasthäuser und Vergnügungsorte die Idee der Bilderpostkarte zu Reklamezwecken auf.
Quelle: F. M. Feldhaus, Modernste Kriegswaffen – alte Erfindungen. Leipzig, 1915.