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Eine mittelalterliche Apotheke

Auf Seite 7 dieser Blätter hat H. Peters da Bild einer Apotheke aus dem Schönspergerschen Hortus sanitatis von 1486 wiedergegeben, da in vielfacher Beziehung interessant ist. Es ist jedoch nicht die einzige Darstellung, die uns aus jener Zeit erhalten ist. In einer Ars Memoratiua1 befindet sich ein Holzschnitt, der wohl kaum jünger, wahrscheinlich aber nach dem Charakter der Zeichnung ungefähr 10-20 Jahre älter ist, und den wir deshalb hier wohl noch abbilden zu dürfen glauben, weil doch auch daraus hervorgeht, dass die Darstellung, wie sie auf dem Schönspergerschen Holzschnitt uns entgegentritt, nicht eine einzelne, gerade zufällig so erscheinende Apotheke uns vor Augen führt, sondern dass im letzten Viertel des 15. Jahrhunderts die Erscheinung der Apotheken im allgemeinen diesem Bild entsprach.

 

Hier wie dort sehen wir die, auf vom Fußboden an besetzten Regalen stehenden Büchsen in größerer Zahl, nebst einer kleineren Anzahl Schachteln. Auch hier sehen wir den Apotheker damit beschäftigt, eine Substanz in einem Mörser zu zerkleinern, der wesentliche Ähnlichkeit mit solchen unserer Sammlung hat, bezüglich deren wir auf den Anzeiger f. K. d. d. V., 1855, Sp. 280 und 1888, Sp. 289 und 290 verweisen. Der Rezeptiertisch mit der Waage fehlt hier wohl bloß deshalb, weil die Kleinheit des Bildes es nicht gestattete, alles zur Darstellung zu bringen. Aus dem Umstand aber, dass der Apotheker am Mörser tätig dargestellt ist, dürfen wir wohl mit Recht schließen, dass die Zerkleinerung und Mischung der verschiedenen Stoffe als die hauptsächlichste der Tätigkeiten des Apothekers galt.

 

1S. l. et a. 4. Hain Nr. 1827. Nr. 206 der Bibliothek des german. Museums.

 

Quelle: Mitteilungen aus dem Germanischen Nationalmuseum. Bd. 1 (1884-1886).