
Ein Schwert Markgraf Rudolfs VI. von Baden
Ernst Kölblin, Hof-Buchdruckerei, Baden-Baden.
Vor uns liegt eine dünne Quartbroschüre mit vier auf Kartons gespannten sehr gelungenen Photographien, deren Text der Feder eines der fleißigsten und tüchtigsten Forscher auf dem Gebiet des historischen Waffenwesens entstammt; unseres verehrten Mitgliedes, Leutnant a. D. Karl Gimbel, dem wir bereits ein ausgezeichnetes Werk in den «Tafeln zur Entwicklungsgeschichte der Schutz- und Trutzwaffen» verdanken. Der Inhalt der vorliegenden Schrift beschäftigt sich mit der Beschreibung und der Herkunft eines an sich sehr schönen und interessanten Reiterschwertes seiner reichen Sammlung, das zunächst aus der Spitzerschen Sammlung, im Weiteren aber aus dem Kloster Lichtenthal stammt, welches von seiner Gründung 1245 bis 1372 das Erbbegräbnis der Markgrafen von Baden gewesen ist.
Aus dem Zusammentreffen der Umstände sucht der Autor zu erweisen, dass das dem zweiten Drittel des 14. Jahrhunderts zugehörige Schwert dem Markgrafen Rudolf VI. (1353—1372) angehört habe. Halten wir uns an die Form des Schwertes, von welcher wir hier eine Abbildung bringen.
Es besitzt einen Knauf aus Eisen in Gestalt einer aufrechtstehenden Scheibe, auf welcher beiderseits durch teilweise Messingeinlage das badische Wappen dargestellt ist. Der Schalengriff mit beiderseitiger Beinauflage entspricht der Zeit, wir möchten denselben aber nicht als «abgesetzt» ansprechen, sondern als «geschwellt», denn die spätgotische Absetzung bedingt immer eine Gliederung, welche hier noch fehlt. Die Griffschalen zeigen stilisiertes Eichenlaub, die Nietköpfe aus Messing bilden fünf blätterige Rosetten, wie sie häufig vorkommen und die gerade nicht zwingend auf das Wappen der Eberstein hindeuten. Die geraden Parierstangen aus Eisen sind einer Gebrauchswaffe entsprechend einfach und unverziert gehalten. Dass der Griff mit einem Regenleder, «Tasche», ausgestattet war, wie der Autor vermutet, möchten auch wir annehmen.
Interessanter noch erscheint die flache Klinge; nach ihrer Form reiht sie sich an die der gleichzeitigen Passauer und da ihr das charakteristische Zeichen, der «Wolf» abgeht, möchten wir sie in eine Werkstätte Regensburgs oder eines Ortes im bayrischen Wald verweisen, in dieser Annahme bestärkt uns noch der freihändig ausgeführte, daher unregelmäßige Hohlschliff. Die anscheinend gehauenen und ursprünglich mit Gold eingelegten heraldischen Embleme, deren Einlagen größtenteils ausgefallen sind, hat der Autor mit sehr vielem Verständnis und zweifellos richtig ergänzt. An einer Seite erblickt man den deutschen Königsadler, an der anderen den zum Grimmen geschickten Löwen. Gerade diese Embleme auf Klingen kommen zuweilen vor Augen, wir möchten darum der Vermutung, als sei das Schwert ein Geschenk Kaiser Karls IV. gewesen, mit einiger Vorsicht entgegentreten.
Die Zuschreibung an Markgraf Rudolf IV. ermangelt zwar noch der strikten Beweisdaten, wie sie die moderne Forschung fordert, aber weit hat der überaus fein beobachtende Forscher gewiss nicht gefehlt.
W. B.
Montelius, Oscar. Das Museum vaterländischer Alterthümer in Stockholm. Im Auftrag der k. Akademie der Schönen Wissenschaften, Geschichte und Altertumskunde herausgegeben. Stockholm, Ivar Haeggströms Buchdruckerei, 1897.
Die vorbeschriebene Broschüre von 42 Seiten Text und 16 Tafeln im Holzschnitt ist für die Besucher des angedeuteten Museums geschrieben. Schon 1897 erschienen, ist sie uns von der Hand eines lieben Freundes erst im Laufe des Jahres 1898 zugekommen; wir sind daher bei der Fülle von Beiträgen, welche uns in letzter Zeit zugesendet wurden, erst heute in der Lage, dieselbe unseren verehrten Mitgliedern bekannt zu geben und nach Verdienst zu würdigen.
Wir unterziehen uns dieser Aufgabe umso lieber, als wir gerade in derlei Handkatalogen, namentlich in jenen der neuesten Zeit, schätzbare Beiträge für unsere Fachliteratur erblicken. Das Museum vaterländischer Altertümer leitet seine Anfänge schon um 1670 zurück, als das vom König Karl XI. 1666 gestiftete «Antiquitets Collegium» begann, die in der Erde gefundenen Artefakten zu sammeln.
Im Jahre 1786 trat das schon ansehnlich gediehene Museum in die Verwaltung der kgl. Akademie der Schönen Wissenschaften. 1866 wurde es in das nationale Museum übertragen und dem Publikum zugänglich gemacht. Der Schwerpunkt des hohen Wertes dieses Museums ist in den Objekten älterer Zeit gelegen, in einem Land, das von den Anfängen der Kultur am wenigsten von anderswoher beeinflusst wird und die einer ganz eigenartigen Formenwelt angehören.
Schweden-Norwegen und ein Teil der anderen angrenzenden Nordstaaten sind von den urältesten Zeiten an ein Stilgebiet für sich, neben der klassisch-antiken und dem orientalischer Länder, dass sich nicht organisch fortgebildet und erhalten und auch leider keine Renaissance erlebt hat. Das Museum vaterländischer Altertümer ist das reichste aller Museen in Funden nordischer Kunstreste, darunter solche von höchster Bedeutung für die dortige Kultur, das wird auch jedem klar, der diesen einfachen nur die Objekte benennenden Katalog durchblättert.
An der Ausgestaltung dieses Museums hat sein gegenwärtiger Leiter Oscar Montelius einen bedeutenden Anteil genommen; er hat nicht nur gesammelt, er hat das Erworbene auch wissenschaftlich verarbeitet und steht in dieser Beziehung als Gelehrter an der Spitze des wissenschaftlichen Gebietes nordischer Archäologie. Der vorliegende Katalog ist kein beschreibender, aber die korrekte Terminologie und die kurzen erklärenden Bemerkungen lassen die Meisterhand des Leiters erkennen. Den Fachgenossen der historischen Waffenwissenschaft wird die Lektüre dieses vortrefflichen Kataloges von großem Nutzen werden und neue Anregung zur Beurteilung der Urformen der Waffen und ihrer Weiterentwicklung geben. Die bildlichen Beigaben in 58 Holzschnitten auf 16 Tafeln, aus Spezialabhandlungen des Verfassers ausgewählt, sind von vorzüglicher Ausführung.
W. B.
Quelle: Zeitschrift für Historische Waffenkunde. Organ des Vereins für historische Waffenkunde. I. Band. Heft 10. Dresden, 1897-1899.