Über die Schiffskanonen des 18. Jahrhunderts

Große Schiffskanone. Die Kanonen des Schiffs waren stets geladen und die Kanonenkugeln mussten immer in Reichweite sein.
Große Schiffskanone. Die Kanonen des Schiffs waren stets geladen und die Kanonenkugeln mussten immer in Reichweite sein.

Das 19. Jahrhundert war eine Zeit enormer technischer und taktischer Weiterentwicklungen in der Schifffahrt und der militärischen Nutzung von Kanonen. Besonders die britische Marine, die zu dieser Zeit eine der mächtigsten der Welt war, setzte auf kontinuierliche Innovationen, um ihre Dominanz auf den Weltmeeren zu behaupten. Die britischen Schiffskanonen dieser Epoche waren ein entscheidendes Element dieser Überlegenheit und durchliefen eine bemerkenswerte Entwicklung, sowohl in der Art der Geschütze als auch in ihrer taktischen Anwendung.

1. Der Übergang von Holz zu Eisen: Die Revolution der Schiffsbauweise

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts waren die meisten britischen Kriegsschiffe noch aus Holz gebaut, und die Kanonen, die sie an Bord hatten, waren überwiegend aus Eisen und Stahl gefertigt. Doch die Einführung von Eisenrümpfen in den 1850er Jahren mit Schiffen wie der HMS Warrior stellte einen Wendepunkt dar. Der Wechsel von Holz zu Eisen hatte nicht nur Auswirkungen auf den Schiffbau, sondern auch auf die Gestaltung der Kanonen, da stärkere und leistungsfähigere Waffen erforderlich wurden, um diese neuen, widerstandsfähigeren Schiffe zu bekämpfen.

2. Die Entwicklung von Schiffsartillerie: Von der klassischen Kanone zur modernen Waffe

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts dominierte die Lange Kanone (auch "Long Gun" genannt) auf den britischen Schiffen. Diese Kanonen waren oft aus Messing oder Eisen gefertigt und auf Schiffsdeck montiert. Sie waren in verschiedenen Größen erhältlich, typischerweise von 6 bis 42 Pfund, was das Gewicht der verwendeten Kanonenkugeln bezeichnete. Besonders in den Napoleonischen Kriegen (1799–1815) war die britische Marine auf diese klassischen Kanonen angewiesen. Sie waren gut für den Fernkampf geeignet, konnten aber bei nahe heranrückenden Zielen wie während eines Boardings relativ wenig Schaden anrichten.

Die Langkanonen wurden allmählich von sogenannten "Carronaden" ersetzt. Diese Kanonen waren kürzer, leichter und leichter zu bedienen als ihre Vorgänger und damit besonders für den Nahkampf geeignet. Carronaden verschossen große, schwere Kugeln mit einer geringeren Reichweite, aber sie waren besonders effektiv bei der Bekämpfung von feindlichen Schiffen auf kurzer Distanz. Ihre Rolle in den Kriegen des frühen 19. Jahrhunderts, insbesondere in den Kriegen gegen die napoleonischen Streitkräfte, war entscheidend.

3. Der Einfluss der Dampfmaschinen und die Einführung von Drehkanonen

In der Mitte des 19. Jahrhunderts, mit der Einführung von Dampfschiffen, die unabhängig von den Windverhältnissen navigieren konnten, änderten sich auch die taktischen Anforderungen an die Schiffskanonen. Die Dampfschiffe waren wendiger und schneller, was neue Anforderungen an die Artillerie stellte. Schiffe mussten nun Kanonen entwickeln, die nicht nur für den Fernkampf geeignet waren, sondern auch in der Lage waren, schnell und flexibel auf unterschiedliche Situationen zu reagieren.

Dies führte zur Entwicklung von Drehkanonen (auch "Pivot Guns" genannt). Diese Kanonen waren auf einer Drehachse montiert und konnten schnell in verschiedene Richtungen ausgerichtet werden, was sie ideal für die Bekämpfung von Zielen in jeder Richtung machte. Ihre Flexibilität und Mobilität auf den Dampfschiffen machten sie zu einer wichtigen Waffe für die britische Marine in der Mitte des 19. Jahrhunderts.

4. Das Zeitalter der Rifled Guns

Die größte technische Innovation im Bereich der Schiffskanonen des 19. Jahrhunderts war die Einführung der gezogenen Kanonen (Rifled Guns). Bis in die Mitte des Jahrhunderts waren die meisten Kanonen glatt, was bedeutet, dass die Rohre keine Spiralbohrungen hatten, um die Schießrichtung zu stabilisieren. Dies führte zu relativ ungenauen Abschüssen, vor allem bei größeren Entfernungen.

Ab den 1850er Jahren begannen britische Ingenieure, gezogene Kanonen zu entwickeln. Diese Kanonen hatten Spiralrillen im Rohr, die es den Geschossen ermöglichten, sich um die eigene Achse zu drehen und damit eine größere Stabilität und Reichweite zu erzielen. Das bedeutete, dass die britische Marine nun in der Lage war, feindliche Schiffe aus viel größeren Entfernungen zu treffen, was die Gefechtsführung erheblich veränderte.

Das erste große Beispiel für diese gezogenen Kanonen war das Armstrong-Geschütz, das von Sir William Armstrong in den 1850er Jahren entwickelt wurde. Diese Waffe revolutionierte die Schiffsartillerie und stellte sicher, dass Großbritannien an der Spitze der militärischen Innovation im Bereich der Schiffskanonen blieb.

5. Kanonen im Zeitalter der Eisenpanzerschiffe

Mit der Einführung von Eisenpanzerschiffen in den 1860er Jahren, beginnend mit der HMS Warrior (1860) und später der HMS Iron Duke, änderten sich die Anforderungen an die Schiffskanonen erneut. Kanonen mussten jetzt nicht nur in der Lage sein, den Panzerungen der neuen Schiffe standzuhalten, sondern sie mussten auch durch diese hindurchschlagen können.

Die Zementgeschosse und Granaten wurden zu einer immer wichtigeren Waffe, da sie nicht nur Panzerungen durchdringen, sondern auch schwere Schäden an der Struktur des Schiffes anrichten konnten. Diese Kanonen waren oft noch größer und leistungsfähiger als ihre Vorgänger und setzten neue Maßstäbe für die Artillerie auf Schiffen.

6. Die Schlacht von Tsushima und das Ende der Ära

Die technologische Entwicklung von Schiffskanonen fand ihren Höhepunkt zu Beginn des 20. Jahrhunderts, als die britische Marine zusammen mit anderen europäischen und asiatischen Flotten den Übergang zu noch leistungsfähigeren Waffen und Technologien vollzog. Mit der zunehmenden Entwicklung von Dreadnought-Schlachtschiffen (ab 1906) und der Einführung von Schnellfeuergeschützen, die schneller schießen konnten, wie zum Beispiel die 12-Zoll-Geschütze, verschwand die traditionelle Kanone des 19. Jahrhunderts aus den Schiffsdecks.

Die Schlacht von Tsushima im Jahr 1905, während des Russisch-Japanischen Krieges, zeigte die neuesten Entwicklungen in der Schiffsartillerie. Trotz der fortschrittlichen Waffentechnologie war es letztlich die kombinierte Taktik und die überlegene Koordination, die den britischen und japanischen Flotten den Sieg sicherten.


Welche Kaliber hatten die Schiffskanonen?

Holzuntergestelle (shot racks) für Kanonenkugelpyramiden - hier mit unterschiedlichen Kalibern. Rechts oben sind Musketenkugeln für Vorderladergewehre der Soldaten (militärische Schiffsbesatzung).
Holzuntergestelle (shot racks) für Kanonenkugelpyramiden - hier mit unterschiedlichen Kalibern. Rechts oben sind Musketenkugeln für Vorderladergewehre der Soldaten (militärische Schiffsbesatzung).

Die Kaliber der Kanonen auf Schiffen im 18. und 19. Jahrhundert variierten je nach Art des Schiffes, seiner Größe und seiner Funktion. Die britische Marine, die zu dieser Zeit eine der mächtigsten der Welt war, nutzte eine breite Palette von Kanonen, die in verschiedenen Kalibern (d.h. dem Gewicht der Kanonenkugeln) erhältlich waren. Hier ist eine Übersicht der gängigsten Kaliber, die auf britischen Kriegsschiffen verwendet wurden:

1. Leichte Kanonen

Diese Kanonen wurden in der Regel auf kleineren Schiffen wie Fregatten oder Sloops eingesetzt und waren für den Nahkampf oder als Verteidigungswaffen gedacht.

6-Pfund-Kanone (ca. 2,7 kg)

Diese Kanonen wurden oft auf kleineren Schiffen oder als Schnellfeuerwaffen eingesetzt. Sie hatten eine geringere Reichweite und Durchschlagskraft, waren jedoch einfach zu handhaben und gut für den Nahkampf geeignet.

9-Pfund-Kanone (ca. 4,1 kg)

Die 9-Pfund-Kanonen wurden ebenfalls auf kleineren Schiffen verwendet, vor allem auf Sloops und Fregatten. Sie waren stärker als die 6-Pfund-Kanonen, aber immer noch relativ leicht und mobil.



2. Mittelschwere Kanonen

Diese Kanonen waren auf größeren Schiffen wie Linienschiffen und Fregatten zu finden. Sie bildeten das Rückgrat der Schiffsartillerie und wurden sowohl für den Nahkampf als auch für mittlere Entfernungen genutzt.

12-Pfund-Kanone (ca. 5,4 kg)

Die 12-Pfund-Kanone war eine Standardwaffe auf vielen britischen Kriegsschiffen des 18. Jahrhunderts, besonders auf Linienschiffen und Fregatten. Sie war vielseitig und hatte eine gute Balance zwischen Reichweite, Durchschlagskraft und Handhabung.

18-Pfund-Kanone (ca. 8,2 kg)

Diese Kanonen wurden auf größeren Schiffen wie 3-Master-Fregatten oder Linienschiffen eingesetzt. Sie hatten eine größere Reichweite und stärkeren Durchschlag, was sie besonders in offenen Gefechten nützlich machte.



3. Schwere Kanonen

Die schweren Kanonen wurden hauptsächlich auf größeren Linienschiffen verwendet und waren für den Fernkampf sowie den Schiffsbekämpfung im offenen Meer ausgelegt.

24-Pfund-Kanone (ca. 10,9 kg)

Diese Kanonen waren typische Hauptgeschütze auf britischen Linienschiffen im 18. Jahrhundert. Sie boten eine größere Reichweite und konnten massivere Schäden an feindlichen Schiffen verursachen. In der Regel befanden sie sich auf den Hauptdecks der Schiffe.

32-Pfund-Kanone (ca. 14,5 kg)

Die 32-Pfund-Kanonen waren eine noch schwerere Option und wurden häufig auf den Hauptkanonendecks von Linienschiffen eingesetzt. Sie waren sehr leistungsfähig und konnten große Schäden an den Schiffsrümpfen des Feindes anrichten.



4. Sehr schwere Kanonen

Für die größten britischen Kriegsschiffe, insbesondere für Schlachtschiffe und die berühmten "Ship of the Line", wurden noch größere Kanonen verwendet, um die massive Feuerkraft zu maximieren.

42-Pfund-Kanone (ca. 19 kg)

Diese Kanonen waren die größte Standardwaffe auf den britischen Linienschiffen im 18. Jahrhundert. Sie hatten eine enorme Durchschlagskraft und konnten schwere Schäden an feindlichen Schiffen verursachen, insbesondere bei direkter Trefferführung.

68-Pfund-Kanone (ca. 30,8 kg)

In späteren Jahren des 19. Jahrhunderts, insbesondere nach dem Beginn der Eisenpanzerungen, wurde die 68-Pfund-Kanone zu einer der mächtigeren Waffen an Bord britischer Kriegsschiffe. Diese Kanonen kamen oft auf den mächtigeren Schiffsarten zum Einsatz, vor allem auf Panzerschiffen. Sie hatte eine effektive Reichweite von ungefähr 3000 Yards (ca. 2,7 km). Über 2.000 68-Pfund-Geschütze wurden hergestellt, auch als Waffe der Küstenverteidigung.



5. Karronaden (140 mm Kaliber)

Ein besonders bemerkenswertes Kaliber in der britischen Marine des 19. Jahrhunderts war die Karronade . Diese Kurzrohrkanonen waren leichter als die traditionellen Kanonen und wurden häufig für den Nahkampf eingesetzt.

12-Pfund-Karronade (ca. 5,4 kg)

Karronaden waren besonders in den Kriegen gegen Napoleon beliebt, weil sie eine große Masse an Schrapnellen in kurzer Reichweite verschießen konnten, was sie im Nahkampf sehr effektiv machte.

24-Pfund-Karronade (ca. 10,9 kg)

Die größere Version dieser Kanonen war ebenfalls weit verbreitet und ermöglichte es den Schiffen, Gegner auf kurze Distanz zu bombardieren. Besonders während einer Enterung (Die Enterung eines Schiffes bezeichnet die militärische Taktik, bei der ein Schiff versucht, ein anderes zu entern (also physisch zu betreten), um es zu übernehmen oder zu zerstören) waren sie von großer Bedeutung.

 


6. Moderne Kaliber im späteren 19. Jahrhundert

Mit der Einführung von Eisenrümpfen und Panzerschiffen ab der Mitte des 19. Jahrhunderts kamen gezogene Kanonen (mit spiralgenuteten Rohren) und Granatenwaffen zum Einsatz. Die Kalibergrößen variierten hier weiter, insbesondere bei der Verwendung von 12-Zoll-Geschützen (ca. 30,5 cm), die speziell für die Zerstörung von Panzerungen entwickelt wurden.

12-Zoll-Geschütze (ca. 30,5 cm)

Diese großen Kanonen wurden auf Panzerschiffen der späten 1800er Jahre verwendet. Sie waren so konstruiert, dass sie mit einer höheren Reichweite und Durchschlagskraft als die älteren Kanonen agieren konnten, um die neuen Eisenpanzer zu durchdringen.

Kleines Schiffsgeschütz (Karronade) für den Nahkampf. Es wurden nicht nur Kugeln daraus verschossen, sondern auch Metallstifte oder viele kleine Musketenkugeln, die als Schrapnelle die feindliche Schiffsbesatzung dezimierte.
Kleines Schiffsgeschütz (Karronade) für den Nahkampf. Es wurden nicht nur Kugeln daraus verschossen, sondern auch Metallstifte oder viele kleine Musketenkugeln, die als Schrapnelle die feindliche Schiffsbesatzung dezimierte.
Um die unterschidlichen Kaliber auf dem Schiff der richtigen Kanone zuzuordnen, wurden diese Holzschläger benutzt.
Um die unterschidlichen Kaliber auf dem Schiff der richtigen Kanone zuzuordnen, wurden diese Holzschläger benutzt.
Das Kaliber ist ein Maß für den Innendurchmesser von Geschossen und dem Lauf einer Waffe. Symbolbild eines Rohres eines Schiffsgeschützes
Das Kaliber ist ein Maß für den Innendurchmesser von Geschossen und dem Lauf einer Waffe. Symbolbild eines Rohres eines Schiffsgeschützes

Was ist der Unterschied zwischen einer Karronade und einem Geschütz?

Der Unterschied zwischen einer Karronade und einem Geschütz (auch Kanone genannt) liegt hauptsächlich in der Bauweise, der Funktionsweise und dem Einsatzgebiet. Beide sind Arten von Schiffsartillerie, aber sie wurden für unterschiedliche taktische Zwecke entwickelt. Hier sind die wesentlichen Unterschiede:

1. Bauweise und Länge des Rohrs

Karronade:
Kurzes Rohr: Eine Karronade ist eine kurzläufige Kanone mit einem sehr kurzen Rohr im Vergleich zu herkömmlichen Kanonen. Dies macht sie leichter und kompakter.

Breites Rohr: Das Rohr ist auch etwas breiter, wodurch es größere, aber relativ schwere Kugeln (meistens in größeren Durchmessern) verschießen kann.

Geschütz (Kanone):
Längeres Rohr: Eine herkömmliche Kanone oder ein Geschütz hat ein längeres Rohr. Dies ermöglicht es, die Schussreichweite zu erhöhen und eine höhere Mündungsgeschwindigkeit zu erzielen.

Schmaleres Rohr: Kanonen sind oft enger und spezialisierter auf das Schießen von kleineren, schneller fliegenden Projektilen, die auf größere Entfernungen wirken.

2. Reichweite und Schusskraft

Karronade:
Kurze Reichweite: Wegen ihres kurzen Rohrs und der breiteren Mündung ist die Reichweite einer Karronade deutlich kürzer. Sie ist ideal für den Nahkampf, besonders bei Boarding-Aktionen (wenn ein Schiff das andere entern wollte) oder bei engem Gefecht.

Hohe Durchschlagskraft auf kurze Distanz: Trotz der kurzen Reichweite kann eine Karronade auf kurze Entfernungen enorme Schäden anrichten. Ihre schwere Kugel hat eine hohe Stoßkraft, was sie effektiv gegen Schiffsstrukturen und Besatzungen macht.

Geschütz (Kanone):
Längere Reichweite: Aufgrund des längeren Rohrs hat eine herkömmliche Kanone eine deutlich größere Reichweite und kann präzise aus der Ferne feuern.

Durchschlagskraft auf größere Entfernungen: Kanonen sind für den Fernkampf konzipiert und können feindliche Schiffe aus größerer Distanz beschädigen, insbesondere wenn sie direkt ins Ziel treffen.

3. Ziel und Einsatzgebiet

Karronade:
Nahkampf: Karronaden wurden speziell für den Nahkampf entwickelt und kamen häufig auf kleineren Schiffen, wie Fregatten oder Schoner, zum Einsatz. Sie waren besonders effektiv bei Boarding-Manövern oder bei Begegnungen in engem Raum.

Geringe Feuerrate: Karronaden hatten meist eine geringere Feuerrate, aber sie wurden mit großem Effekt eingesetzt, um auf kurze Distanz massiven Schaden anzurichten. Man setzte sie oft in Kombination mit schnellen, wendigen Schiffen ein.

Geschütz (Kanone):
Fernkampf: Kanonen wurden auf größeren Schiffen, insbesondere Linienschiffen, eingesetzt. Diese Geschütze waren für den offenen Seegefecht und den Fernkampf gedacht, da sie mit ihrer größeren Reichweite und Genauigkeit in der Lage waren, das feindliche Schiff zu treffen, bevor es in den Nahkampfbereich kam.

Höhere Feuerrate und Präzision: Kanonen konnten in der Regel häufiger abgefeuert werden und mit mehr Präzision aus größeren Entfernungen.

4. Mobilität und Handhabung

Karronade:
Einfacher zu handhaben: Durch die kürzere Bauweise und geringere Masse war eine Karronade leichter zu handhaben und zu laden, auch unter den hektischen Bedingungen eines Schiffes im Gefecht. Sie konnte schneller umgerüstet oder in verschiedene Richtungen gedreht werden.

Verwendung auf allen Decks: Karronaden wurden oft auf höheren Decks von Schiffen eingesetzt, da ihre geringe Reichweite und Feuerkraft für den Nahkampf auf engem Raum ausgelegt war.

Geschütz (Kanone):
Schwerer und anspruchsvoller zu bedienen: Kanonen, besonders die großen auf Linienschiffen, waren schwerer und aufwändiger zu bedienen, da sie in der Regel größer und länger waren und mehr Personal benötigten, um sie zu laden und abzufeuern.

Position auf dem Hauptdeck: Kanonen wurden oft auf den Hauptkanonendecks der Schiffe positioniert, um ihre Reichweite und Präzision zu maximieren.

5. Waffenwirkung

Karronade:
Breitere Schusswirkung: Die Karronade verschoss schwere, große Kugeln oder auch Schrapnelle (kleinere, zerstreute Metallstücke). Dies machte sie besonders effektiv gegen die Mannschaft und Verteidigungsstrukturen des feindlichen Schiffs auf kurzer Distanz.

Hoher Schaden auf engem Raum: Ihre explosive Kraft konnte bei engem Kontakt großen Schaden anrichten, aber die Kugeln waren weniger effektiv auf größere Distanzen.

Geschütz (Kanone):
Gezielte Wirkung auf größere Entfernungen: Kanonen, besonders wenn sie aus der Ferne abgefeuert wurden, zielten eher auf die Hülle des Schiffs und konnten Panzerungen durchdringen. Sie verursachten durch direkte Treffer große Schäden am Schiffsrumpf.

 

Karronaden waren kurze, kompakte Kanonen mit hoher Feuerkraft auf kurze Distanz, ideal für den Nahkampf und Boarding-Aktionen. Sie wurden auf schnelleren Schiffen wie Fregatten eingesetzt, um ihre hohe Wirkung in engem Raum zu maximieren.

Kanonen (Geschütze) waren längere, präzisere Waffen mit größerer Reichweite, die auf größeren Schiffen wie Linienschiffen verwendet wurden, um feindliche Schiffe aus der Ferne zu beschädigen und die Oberhand im offenen Gefecht zu gewinnen.

Beide Waffentypen hatten ihre spezifischen taktischen Vorteile, und ihre Wahl hing stark vom jeweiligen Einsatzszenario und dem Schiffstyp ab.


Wie viele Kanonen hatte ein brittisches Kriegsschiff des 19. Jahrhunderts an Bord?

Die Anzahl der Kanonen auf einem britischen Kriegsschiff des 19. Jahrhunderts hing stark von Schiffstyp, Größe und Zweck des Schiffs ab. Hier sind die typischen Kanonenzahlen für verschiedene Schiffstypen:


1. Fregatten (leichte Schiffe)

Kanonenanzahl: 20 bis 40 Kanonen

Fregatten waren schnell und wendig, aber weniger stark bewaffnet als größere Schiffe. Sie wurden oft für Aufklärungsmissionen, Eskortaufgaben und kleinere Gefechte eingesetzt.

 


2. Linienschiffe (Schlachtschiffe)

Kanonenanzahl: 64 bis 120 Kanonen

Diese großen Schiffe bildeten die Rückgrat der britischen Marine und hatten mehrere Kanonendecks, oft mit verschiedenen Kalibern (z. B. 24-Pfund-, 32-Pfund- oder 42-Pfund-Kanonen). Sie waren für den direkten Kampf in Linienformationen im offenen Meer konzipiert.

 


3. Schoner (schnelle Schiffe)

Kanonenanzahl: 10 bis 20 Kanonen

Schnellere Schiffe, die ebenfalls als Kurier oder für Schnellangriffe auf kleinere Ziele genutzt wurden. Sie hatten weniger Kanonen, aber dafür eine hohe Wendigkeit.



4. Panzerschiffe (ab der Mitte des 19. Jahrhunderts)

Kanonenanzahl: 20 bis 40 Kanonen (oft größere Kaliber wie 68-Pfund- oder 12-Zoll-Geschütze)

Diese Schiffe waren mit Eisenpanzerungen ausgestattet und verwendeten größere Kanonen für den Kampf gegen andere Panzerschiffe oder schwere Ziele.



5. Schwimmende Festungen (späte 19. Jahrhundert)

Kanonenanzahl: Über 100 Kanonen

Sehr große Schiffe, die hauptsächlich im Zentralgefecht oder als Flaggschiffe verwendet wurden, hatten oft mehr als 100 Kanonen, sowohl kleinere als auch große Kaliber.

Die Anzahl der Kanonen spiegelte also sowohl die Feuerkraft des Schiffs als auch dessen Einsatzbereich wider.

Eine Fregatte unter vollen Segeln. Die untere Reihe mit schweren Kanonen, die obere mit Karronaden belegt.
Eine Fregatte unter vollen Segeln. Die untere Reihe mit schweren Kanonen, die obere mit Karronaden belegt.

Was sind shot racks? (siehe Bild Nr. 2 von oben)

 

„Shot Racks“ sind Gestelle oder Halterungen zur Aufbewahrung von Munition, insbesondere von „shots“ – also Schroten, Kartuschen oder Kanisterladungen. Der Begriff kann je nach Kontext unterschiedliche Bedeutungen haben. Hier sind die wichtigsten Verwendungen:

1. Militärischer/Maritimer Kontext (z. B. Kriegsschiffe oder alte Seefahrt):

In der historischen Marine (z. B. Segelschiffe mit Kanonen im 17.–19. Jahrhundert) bezeichneten „shot racks“ spezielle Halterungen an Deck oder in der Nähe der Kanonen, in denen Kanonenkugeln (shot) gelagert wurden. Sie sahen aus wie Rinnen oder Holzleisten mit runden Aussparungen, in denen die Kugeln ordentlich und griffbereit lagen.

🔹 Funktion:

Schneller Zugriff bei Gefechten
Ordnung und Sicherheit im Munitionsbereich
Verhindert das Wegrollen schwerer Kugeln bei Seegang

2. Moderne militärische Nutzung:

In heutigen Waffensystemen kann „shot rack“ auch eine Halterung oder ein Gestell für Schrotpatronen oder andere Kleinkaliber-Munition (z. B. in Gewehren, Pumpguns oder Shotguns) sein.

🔹 Beispiel: In Militärfahrzeugen oder an Waffenstationen gibt es „shot racks“ zur sicheren und schnellen Entnahme von Munition.