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Griechisches Feuer der Antike

„Griechisches Feuer“ wurde sowohl beim Angriff als auch bei der Verteidigung eingesetzt. Dies war, wie der Name schon sagt, eine griechische Erfindung, und das Geheimnis seiner Zusammensetzung wurde streng gehütet. Es war im Osten Europas bereits 673 bekannt und wurde von den nördlichen Nationen im „dunklen Zeitalter“ lange Zeit als übernatürlich angesehen, aber das Geheimnis wurde von den Kreuzfahrern entdeckt – tatsächlich brachte Philipp von Frankreich etwas davon aus Akkon mit und setzte es bei der Belagerung von Dieppe zum Brand der englischen Schiffe ein. Der Jesuit Petavius gibt unter Berufung auf Niketas, Theophanes und Cedrenus an, dass es um das Jahr 660 erfunden wurde.

Aus: Codex Vaticanus Graecus 1605.
Aus: Codex Vaticanus Graecus 1605.

Das sogenannte „Griechische Feuer“ war eine hochentwickelte, entzündliche Waffe, die vor allem vom Byzantinischen Reich im Mittelalter verwendet wurde und eine bedeutende Rolle bei der Verteidigung Konstantinopels spielte. Sie zählt zu den bemerkenswertesten militärischen Erfindungen der Antike und des Mittelalters, insbesondere wegen ihrer Effektivität und der Tatsache, dass ihre genaue Zusammensetzung bis heute ein Geheimnis geblieben ist.

 

Die ersten belegten Einsätze des Griechischen Feuers datieren auf das späte 7. Jahrhundert, genauer auf das Jahr 673 n. Chr., als die Byzantiner es erfolgreich gegen eine arabische Flotte einsetzten, die Konstantinopel belagerte. Die Erfindung wird traditionell einem Architekten oder Ingenieur namens Kallinikos (auch Kallinikos genannt) aus Heliopolis (im heutigen Syrien) zugeschrieben, der vor den Arabern in das Byzantinische Reich geflohen sein soll. (Quelle: Haldon, John F. Byzantium at War, Routledge, 2002)

 

Das Besondere am Griechischen Feuer war seine Fähigkeit, selbst auf Wasser weiterzubrennen – eine Eigenschaft, die es besonders tödlich im Seekrieg machte. Diese Fähigkeit verleiht der Waffe fast mythischen Status, da sie den damaligen Flotten eine extrem wirksame Abwehrmaßnahme gegen feindliche Schiffe bot. Der psychologische Effekt auf die Gegner war ebenfalls nicht zu unterschätzen: Der Anblick von Feuer, das nicht gelöscht werden konnte, verbreitete Panik unter feindlichen Truppen.

 

Die genaue Zusammensetzung des Griechischen Feuers wurde als Staatsgeheimnis streng gehütet. Zwar existieren viele Spekulationen über die Zutaten, doch gesicherte Erkenntnisse fehlen. Historiker und Chemiker vermuten, dass eine Mischung aus Rohöl oder Naphtha, Schwefel, Harz und möglicherweise gebranntem Kalk verwendet wurde. Manche Theorien beziehen auch Salpeter oder sogar Phosphor ein, obwohl letzterer wahrscheinlich nicht zur Verfügung stand oder technisch nutzbar war. (Quelle: Partington, J.R. A History of Greek Fire and Gunpowder, Johns Hopkins University Press, 1999)

 

Die Anwendung des Griechischen Feuers erfolgte meist über spezielle Wurf- oder Pumpvorrichtungen, sogenannte Siphons, die an den Vorderseiten von Schiffen montiert waren. Es gibt auch Hinweise auf tragbare Versionen, vergleichbar mit antiken Flammenwerfern, sowie auf Behälter oder Töpfe, die wie Brandbomben geworfen wurden. Zeitgenössische byzantinische Chroniken berichten von mehreren erfolgreichen Verteidigungen Konstantinopels unter Einsatz dieser Waffe, besonders im 8. und 9. Jahrhundert.

 

In den späteren Jahrhunderten wurde das Griechische Feuer seltener eingesetzt, was vermutlich mit dem Rückgang der technischen Fähigkeiten und der schwierigen Herstellung zusammenhing. Zudem sorgten Veränderungen in der Kriegsführung, etwa durch die zunehmende Verwendung von Pulverwaffen ab dem späten Mittelalter, für ein allmähliches Verschwinden solcher antiker Brandwaffen.

 

Das Griechische Feuer inspirierte zahlreiche spätere Entwicklungen, etwa im Bereich der Brandmunition, und wird oft als früher Vorläufer des modernen Flammenwerfers betrachtet. Seine legendäre Wirkung und das Mysterium um die Rezeptur führten dazu, dass es bis heute ein beliebtes Thema in der Populärkultur, aber auch in der Militär- und Wissenschaftsgeschichte geblieben ist.

 

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Griechische Feuer ein technologischer Meilenstein der byzantinischen Kriegsführung war. Die Tatsache, dass seine Rezeptur bis heute nicht zweifelsfrei rekonstruiert werden konnte, trägt zum Mythos dieser antiken Superwaffe bei. Seine psychologische wie auch physische Wirkung machte es zu einer der gefürchtetsten Waffen seiner Zeit.


Quellen:

  • Partington, J. R. A History of Greek Fire and Gunpowder. Baltimore: Johns Hopkins University Press, 1999.

  • Haldon, John F. Byzantium at War: AD 600–1453. Routledge, 2002.

  • Pryor, John H., and Jeffreys, Elizabeth M. The Age of the ΔΡΟΜΩΝ: The Byzantine Navy ca. 500–1204. Brill, 2006.

  • Treadgold, Warren. A History of the Byzantine State and Society. Stanford University Press, 1997.