Die Armbrust, die wichtigste Schußwaffe im Mittelalter, ist auch schon im Altertum bekannt gewesen. Vermutlich kam sie auf Handelswegen aus dem chinesischen Reich in die römische Kolonie von Südfrankreich. Wir finden sie dort in zwei verschiedenen Formen auf Grabdenkmälern abgebildet. Meine Zeichnung gibt die Figur auf einem dieser Grabdenkmäler wieder. Den Römern war auch noch eine besonders große Art der Armbrust bekannt, deren Sehne man nur dadurch spannen konnte, daß man sich mit...
In die Waffensammlung des Bayerischen Nationalmuseums, das schon ein prächtiges Stechzeugmodell der ehemaligen Sammlung Kuppelmayr besitzt (Abb. im Versteigerungskatalog dieser Sammlung, Taf. XI u. XII, München 1895), gelangte in neuester Zeit das schöne Modell einer Feldrüstung, das wir heute nach Fotographien wiedergeben. Der Helm mit niederem Kamm hat ein hohes Kinnreff, aufschlächtiges Visier mit Augenschlitz und durch Ätzung angedeutete Luftlöcher. Visier und Kinnreff sind um...
Aus zwei an mich gerichteten Zuschriften ersehe ich, dass die Richtigkeit meiner Ausführungen über die vorzügliche Eignung ahlförmiger Instrumente zu Banditenwaffen Zweifeln begegnet. An der Hand zweier Fälle aus der kriminalistischen Praxis suchte ich die tückische Gefährlichkeit pfriemenartiger Waffen darzutun. Da mir dieses jedoch nicht ganz und gar gelungen zu sein scheint, so verzeiht man es mir wohl, wenn ich auf ein trauriges Ereignis zurückkomme, welches gewiss noch frisch in...
Artikel: Mitteilungen aus der Renaissance-Abteilung der Kaiserlichen Eremitage zu St. Petersburg Von Staatsrat Eduard von Lenz. Die Waffensammlung des Arsenals von Zarskoe Selo verdankt ihre reiche Entfaltung in erster Linie dem im besten Sinne des Wortes «ritterlichen» Geist des Kaisers Nikolaus I., dessen hervorragend konservativer, kriegerischer und zugleich romantischer Sinn in einer stark ausgesprochenen Freude an schönen Waffen der Vorzeit seinen natürlichen Ausdruck fand. Selbst...
Von den Bilderhandschriften aus der Mitte des 15. Jahrhunderts enthält nur der Kodex ms. 2952 der k. k. Hof-Bibliothek zu Wien vom Jahre 1457 die Abbildung einer Tarasbüchse, welche ausdrücklich als solche bezeichnet ist. (Fig. 55.) Diese Tarasbüchse ist offenbar eine Lotbüchse mittleren Kalibers mit verstärkter Kammer, welcher Umstand auf eine starke Pulverladung und wohl auch auf einen direkten Schuss hindeutet. Die Büchse selbst ist zur Hälfte in einem starken Holzbalken eingelassen,...
Vortrag von Dr. Othmar Baron Potier. (Gehalten in der 3. Hauptversammlung des Vereins für historische Waffenkunde am 19. Juni 1900 in Dresden.) Hochverehrte Versammlung! Eines der traulichsten Märchen unseres Volkes ist die Geschichte von Prinzessin Dornröschen, welche in tiefem Schlummer, umhegt von stacheligen Ranken, viele Jahre hindurch auf den erlösenden Kuss warten musste. Unter einem ähnlichen widrigen Schicksal, wie diese Lichtgestalt der deutschen Sagenwelt, hatte auch...
Im 11. Heft des ersten Bandes dieser Zeitschrift versuchten wir einen Beitrag zur Klärung der Frage zu bringen, ob die «Mitteleisen» genannten dornartigen Fortsätze an den Parierstangen orientalischer Blankwaffen eine praktische Bedeutung hatten oder aber ihre Existenz rein stilistischen Erwägungen verdankten.1 Der ersteren Voraussetzung den Vorzug gebend, glaubten wir darauf hinweisen zu müssen, dass diese in ihrer Einfachheit hervorragend praktische Pariervorrichtung im Okzident nie...
Von Oberst a. D. Thierbach. Eigentümlich ist es, dass das angeblich im Jahr 1517 von Johann Kiefuss in Nürnberg oder Wien erfundene Radschloss vorzugsweise in Deutschland hergestellt worden ist. Nur einzelne derselben, und zwar meist in reich verzierter Arbeit, sind in Italien (Lazzarino Cominazzo) und Frankreich (Daubigny) in der Mitte des 17. Jahrhundert verfertigt worden. In Spanien hatte man sich dem nach diesem Land benannten Stein-Schnappschloss zugewendet, welches fast zu gleicher Zeit...
Unser leider so früh dahingeschiedenes Vereinsmitglied Oberstleutnant Dr. Max Jähns in seinem letzten größeren Waffenwerk, der hervorragenden «Entwicklungsgeschichte der alten Trutzwaffen» (Berlin 1899) ausführt, gehört das bisher nur in Afrika bei den verschiedensten Völkern aufgefundene Wurfeisen zu den seltsamsten Waffen, die es überhaupt gibt. Nach der Beschreibung (Seite 257 bis 260 daselbst) ist dieses «eine messer- oder sichelartige eiserne Wurfwaffe, welche in der Regel mit...
I. Ein originaler Deutschordens-Hochmeisterschild. (Mit 10 Abbildungen und einer farbigen Tafel.) Von Bernh. Engel, Landgerichtsrat in Thorn. Bujack bezeichnet in seinem Aufsatz «Zur Bewaffnung und Kriegführung der Ritter des Deutschen Ordens in Preußen»1 die in der Marienburg befindliche Pavese als den einzigen Schild des Deutschen Ordens, welcher auf unsere Zeit gekommen zu sein scheint. Es ist dies ein schwerer Setzschild. Ich bringe in Fig. 1—4 Darstellungen desselben nach den mir von...