Justiz und Gerichtswesen

Die Justiz und die damaligen Urteile, die "Gerichtshändel" genannt wurden, waren nicht gänzlich brutal, unzivilisiert und mörderisch, wie allgemein behauptet. Klar ist, dass die Folter und Massenhinrichtungen durch die Kirche, die sogenannten Hexenverbrennungen oder Ketzerverfolgungen, welche über die Jahrhunderte währten und ganze Landstriche entvölkerten, zu Hunderttausenden Toten führten, die allesamt Unschuldige waren. Hier wäre das Buch "Geschichte der Hexen und Hexenprozesse" dem Leser ans Herz zu legen.

Doch wird dieser Zeitabschnitt auch durch Asylregelungen von fliehenden Angeklagten, Bußverpflichtungen von verurteilten Mördern und Selbstjustizverboten an Beschuldigte beeinflusst. Selbst das Waffentragen wurde dahin gehend erschwert, weil die Obrigkeit die hohen Mordfälle, ausgelöst durch Alkohol und Streitereien aus nichtigem Anlass, endlich in den Griff kriegen wollte. Es kann nicht von einer gleichlaufenden blutigen Geschichte ausgegangen werden, da es auch Fortschritte und eine erstarkende, die Gesellschaft verändernde Staatsgewalt gab.

Zu diesem Thema ist besonders das herausragende und umfassende Werk von Paul Frauenstädt "Blutrache und Totschlagsühne im deutschen Mittelalter" zu empfehlen, welches einen tiefen Einblick in die Justiz und Gesellschaft des Früh- bis Spätmittelalters gibt.

Das kleine aber sehr lobenswerte Werk "Ausgewählte kuriose Gerichtsfälle der Antike, des Mittelalters und der beginnenden Neuzeit" zeigt eine Ansammlung von erzählten Gerichtsurteilen auf, die den damaligen Leser des 17. Jahrhunderts zum Schaudern und Schmunzeln bringen sollte. Viele "kuriose" Anekdoten sind bis heute erheiternd und schaurig zugleich.