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Kunst und Technik im Waffenschmiedwesen. Teil 1

Symbolbild einer aufgestellten Waffensammlung

 

Der Waffenschmied ist ein Eisenarbeiter, von seiner Fähigkeit, das harte Metall zu bearbeiten und zu formen, hängt die Güte der Waffe ab. Schon in antiker Zeit war darin der Orientale, vor allem der Inder, den westlichen Nationen weit überlegen und ist es geblieben bis auf die Gegenwart; denn noch heute ist man mit dem riesigsten Aufwand von Mitteln in Europa nicht imstande, eine Klinge von der Güte einer indischen, persischen oder japanischen herzustellen.

 

Von der Zubereitung des Eisens im Orient in älterer Zeit ist man nur ungenügend unterrichtet. In Europa war die Zubereitung des Eisens lange Zeit äußerst primitiv. Das uralte Pochen in Mörsern und das Sieben hatte sich vom Altertum her bis ins Mittelalter fortvererbt und erst 1519 wurde zu Joachimsthal im Erzgebirge das erste nasse Pochwerk angelegt. In der Frühzeit des Mittelalters bot dem Waffenschmied die Fertigung der Schwertklinge die größten Schwierigkeiten, daher man guten Schwertern schwärmerische Verehrung widmete und ihnen nicht selten auch wunderbare Kräfte beimaß. Der alte Haubert, die Brünne und auch der spätere Lentner wurde nur aus kleinen Eisenstückchen und geschmiedetem Draht gebildet, die Schilde aus mehreren Blechstücken zusammengesetzt, die untereinander vernietet waren; selbst der Helm bestand aus mehreren verschweißten Stücken, aber eine Klinge, zumal von größerer Länge, zu fertigen, das gehörte bei den hohen Ansprüchen an die Leistungsfähigkeit zu den schwierigsten Aufgaben, und daraus erklärt sich, dass die ersten Waffenschmiede ihr Verfahren mit dem Schleier tiefsten Geheimnisses zu umgeben trachteten. In großen Mengen sendeten die sarazenischen Werkstätten Siziliens, die maurischen Spaniens vom 9. Jahrhundert an ihre unübertrefflichen Klingen nach Europa. Später, im 11. Jahrhundert entwickelte sich eine namhafte Einfuhr aus Damaskus über Byzanz nach Venedig, ebenso aus Indien nach Genua.

 

Eine außerordentliche Geschicklichkeit und ungemeine Vorsicht und Geduld erforderte das Schmieden einer Schwertklinge, das Verschweißen des eigentlichen Kerns aus weichem Eisen mit den äußeren Partien an den Schneiden aus feinstem Stahl. Diese schwierige, nur mit dem Handhammer ausgeübte Technik war aus dem Orient gekommen.

 

Die Keltiberer und viele andere Gebirgsvölker fertigten ihre Klingen, indem sie Eisenplatten in feuchte Erde vergruben und sie so lange darin liegen ließen, bis der Rost die schwächeren, schlechteren Teile ausgefressen hatte. Aus den festesten, übriggebliebenen Teilen schmiedeten sie dann ihre Schwerter, die zu den vortrefflichsten gehörten. Das Verfahren ist nicht unglaubwürdig, denn wir wissen, dass der Rost weit weniger den Stahl als das Eisen ergreift; je unreiner dieses ist, desto eher wird es verzehrt, sodass die besten Partien übrigbleiben. Die Japaner beobachteten ein ganz ähnliches Verfahren.

 

In Japan gehörte der Schwertfeger zu den vornehmsten Handwerkern; sein Stand legte ihm und seinen Angehörigen große Verpflichtungen auf, vor allem in Reinheit der Sitten und Übung der Mildtätigkeit. Das Schwert wurde in reich geschmückter Werkstätte vollendet, wobei der Meister in seiner vollen Amtstracht im Beisein seiner Familie und seines Auftraggebers das Werk vollbrachte. Vor noch nicht 20 Jahren galt der Verkauf einer Klinge als ein schmählicher Handel und ein Mann der Kriegerkaste, der Samurai, hätte sich eher töten lassen, als sein Schwert zu veräußern. Schwertklingen hervorragender Meister wurden mit 5000, selbst 6000 Gulden bezahlt. Wir bringen am betreffenden Ort eine Liste der hervorragendsten japanischen Schwertfeger vom 1. bis ins 17. Jahrhundert.

 

Zu den Anforderungen an eine gute Klinge zählte nicht allein die Güte des Eisens, sondern auch die Schärfe und Korrektheit des Schliffes und dessen feine Polierung. Die Technik des Schleifens ist ohne Zweifel von den Orientalen zu uns gekommen; sie wurde aber schon im 8. Jahrhundert in Europa mit staunenswerter Kunst geübt. Das Schleifen erfolgte auf sogenannten Schleifmühlen, somit auf vollständig mechanischem Weg mit Benutzung der Wasserkraft. Nur so sind die wunderbar regelmäßigen Hohlschliffe mit schnurgeraden oder kreisförmigen, scharfen Kanten zu erklären. Zur höchsten Stufe der Vollkommenheit brachten es im 14. Jahrhundert die Mailänder. In der Via Mulino delle armi am Kanal bei der Porta Ticinese reihte sich damals Mühle an Mühle und hier fertigte man jene vielgesuchten Klingen mit unterbrochenen Hohlschliffen, Paternosterklingen und dergleichen noch im 17. Jahrhundert.

 

Vom Ende des 11. Jahrhunderts werden den Waffenschmieden auch für die Schutzwaffe bedeutendere Aufgaben gestellt. Zunächst wurde das Scheitelstück des Helmes aus einem Stück erzeugt, eine Technik, die im Orient schon seit Jahrhunderten mit großer Geschicklichkeit geübt wurde. Ein entsprechend dickes, scheibenförmiges Eisenstück musste dazu in rotglühendem Zustand mittels schwerer Fallhämmer vorerst in eine schalenförmige Form gebracht werden; dann erst wurde das Stück mit Meißel und Hammer feiner ausgearbeitet. Wie wir bei dem Abschnitt: „Der Helm“ erwähnten, wurde das „Treiben“ der Helme im 16. Jahrhundert mit solchem Geschick betrieben, dass nicht nur das Scheitelstück, sondern aus diesem auch der in der späteren Zeit, um 1580, oft 12 Zentimeter hohe Kamm herausgetrieben wurde — als Handarbeit eine unglaubliche Leistung. Schon am Beginn des 11. Jahrhunderts wurden die italienischen Rundschilde aus einem Stück erzeugt, eine Leistung, die weniger für die Treibarbeit, als bei der Größe des Gegenstandes für die vorgeschrittene Eisenbereitung spricht. Mit der Entwicklung dieser Treibtechnik bildete sich eine angesehene Gilde, die der „Helmschmiede“, die erst gegen Ende des 15. Jahrhunderts allmählich in jene der „Plattner“ aufging, welche sich mit der Erzeugung ganzer Plattenharnische befassten. Aus dem 12. Jahrhundert dringt eine Kunde zu uns, wonach Pavia in der Erzeugung von Helmen berühmt war. Die dortige Helmindustrie ist aber weit älter und ragt bereits aus römischer Zeit ins Mittelalter hinein. Bedeutende Aufgaben werden um 1560 den italienischen Plattnern in der Fertigung der jüngsten Harnische (nicht Zeuge) zum Gestech über das Dill gestellt, an denen einzelne Verstärkungsstücke kolossale Dimensionen haben.

 

Eine nicht minder in Achtung stehende Gilde bildeten vom frühen Mittelalter her die Brunner (prûner) oder Sarwürcher (sarburher), die Verfertiger der Panzer aus verschiedenartigen Ringgeflechten. Sie entstand mit dem Auftreten des Harnisches aus auf Lederriemen gezogenen Ringen; als diese abkamen, fertigten sie das sogenannte Panzer- oder Musszeug, das spätere Panzerhemd. Die Ringe des Panzerhemdes wurden aus geschmiedeten, platt gearbeiteten, drahtähnlichen Stücken erzeugt, die auf kaltem Weg durch Nietung zu Ringen gebildet wurden. In den älteren Panzerhemden des 14. und 15. Jahrhunderts ist je ein Ring geschweißt, der andere kalt genietet. Später werden die Ringe durchaus nur genietet. Gezogener Draht wird auch im 16. Jahrhundert zu Panzerhemden oder Kragen nie verwendet. Um 1570 kamen die Panzerhemden ganz außer Gebrauch, damit verschwindet ein einst hochbedeutender Handwerkszweig.

 

Vom Orient her gelangt am Ende des 15. Jahrhunderts eine Art der Verarbeitung des Eisens, welche sich an der Oberfläche desselben durch eine gewässerte Textur kenntlich macht, in das Abendland; es ist die sogenannte Damaszierung: die Erzeugung des Damaststahles. Der Name leitet sich von der Stadt Damaskus her, wo diese Art der Eisenbereitung, namentlich für Klingen, schon im Altertum betrieben wurde. Der Ursprung des Verfahrens ist aber von den südlichen Abhängen des Himalaja, von jener ältesten Eisenstätte der Welt, herzuleiten. Wir besitzen noch heute alte indische Schwert- und Dolchklingen von ausgezeichnetem Stahl gleicher Zubereitung. Damaszierte (wurmbunte) Klingen werden schon im 6. Jahrhundert erwähnt, stammten aber zweifellos aus orientalischen Werkstätten.

 

Die eigentümliche Textur des echten Damaststahles ist keine äußerliche Dekorierung, sie erstreckt sich nicht allein auf die Oberfläche, sondern auf die ganze Masse. Die Textur entsteht durch eine innere Kristallisation, die die halb geschmolzenen Stahlpartikel bei ihrer langsamen Erstarrung erleiden. Wir dürfen sie demnach nicht zu den Dekorationen des Eisens zählen und auch nicht, wie es oft geschieht, mit wirklich nur äußerlich auftretenden Dekorationen, wie „imitierter Damast“, „Mattätzung“ oder gar „Tausia“, „Niello“ etc., verwechseln.

 

Das Verfahren zur Bereitung des Damast- oder Wutzstahles ist bis jetzt noch nicht völlig aufgeklärt, doch ist man schon seit 40 Jahren durch die Versuche Clouets, Crivellis, Bréants und vor allem Anossows so weit gekommen, dass man ihn sehr täuschend nachzuahmen weiß. Im Allgemeinen besteht Damaststahl in einer Verschweißung mehrerer kohlenstoffreicher Stahlplatten oder von Drähten verschiedener Sorten bei äußerst langsamer Abkühlung. Aus der Art der vorherigen Drehung und Bewegung dieser Partikel entstehen die verschiedenen Formen. Die eigentümliche Textur tritt durch eine Behandlung mit Säuren hervor, welche die verschiedenen Eisenpartikel auch verschieden angreifen.

 

Im Orient unterscheidet man den Scham, den in Damaskus erzeugten aber minderwertigen Bulat (Bûlâd, was im Arabischen schlechtweg Stahl bedeutet), den Taban, Karataban (schwarzen Taban), Khorassan, Karakhorassan (schwarzen Khorassan), Gyndy, Kumgyndy und Neiris. Wir unterscheiden hauptsächlich den gewässerten Damast, Banddamast (Tabandamast), das schraubenförmig gewundene Muster, den Rosendamast, endlich den seltener vorkommenden Mosaikdamast, der verschiedene sich wiederholende Muster ersichtlich werden lässt. Imitierter Damast wird durch Ätzung an der Oberfläche erzeugt und ist bei einiger Aufmerksamkeit leicht zu erkennen.

 

Bei Plattenharnischen wurde im 15. Jahrhundert ein großes Gewicht auf das Härten der Bruststücke gelegt und man war darin namentlich in Mailand unstreitig sehr weit gekommen. Um 1480 scheint das Verfahren in Vergessenheit geraten zu sein, denn Maximilian I. bemühte sich eifrigst, es wieder zu entdecken, was ihm denn, wie es heißt, auch gelang.

 

Welche Werkzeuge der Plattner zu seiner Arbeit verwendete, ist aus einigen Verlassenschaftsinventaren des 16. Jahrhunderts bekannt. In welcher Art man den Harnisch bearbeitete, bevor er in der Schleifmühle geschliffen und gewischt und damit glänzend gemacht wurde, darüber belehrt uns der Jugendharnisch Karls V. von 1511, den wir in Fig. 165, Seite 154, in Abbildung gebracht haben. Derselbe ist nie vollendet und nur hammerfertig geworden, sodass man an ihm jede Spur des Hammers und Meißels deutlich erkennen kann.

 

Bevor wir zu den künstlerischen Dekorationsarten übergehen, erwähnen wir noch flüchtig der verschiedenen Arten der Färbung des Eisens. Wollen wir von dem Anstrich mit Farben absehen, so führen wir vorerst das Blauanlaufen desselben an. Es erfolgte in Muffeln auf Holzkohlenfeuer und wurde besonders in Italien mit solchem Geschick geübt, dass nicht nur die größten Stücke in gleicher Färbung erscheinen, sondern auch alle Farbnuancen im Prozess festgehalten werden konnten. Beliebt war das Violett und besonders das Rot (alla sanguigna). Das Verfahren, das man anwandte, um dem Eisen einen feinen grauen Ton zu geben, in welchem die hervorragendsten tauschierten Mailänder Harnische und auch gleichzeitige arabische Schutzwaffen erscheinen, ist noch nicht wiederentdeckt worden. Bekannt ist das Schwarzanlaufen, das durch Einsetzen in heiße Asche bewirkt wird, das heute häufig angewendete Brünieren kommt in Mailand schon um 1530 zur Anwendung.

 

Die zum Schmuck der Waffen angewendeten Mittel sind so zahlreich und mannigfaltig, dass sie alle zu beschreiben den Rahmen unseres Werkes weit überschreiten würden. Wir müssen uns daher darauf beschränken, diejenigen einer Besprechung zu unterziehen, welche allgemeiner vorkommen, und solche, über welche irrige Anschauungen herrschen.

 

Als die alten dekorativen Verfahren, welche aus dem Orient über Byzanz im frühen Mittelalter ins Abendland gekommen waren, wie das Email, die Auflagen von getriebenem Goldblech etc., in Abnahme kamen, entstanden allgemach, zuerst in Italien, allerlei andere wirksame Techniken, welche, wenn auch anfänglich nur roh und ungeschickt geübt, doch mit der Zeit zu bewundernswerter Ausbildung gelangten. Es gibt kein Gebiet des Kunsthandwerks, welches an den Arbeiter mehr und mannigfachere Anforderungen stellte als die Waffenschmiedekunst. Die Beurteilung der künstlerischen Ausschmückung der Waffen erfordert damit auch die umfassendste Kenntnis der kunsttechnischen Mittel und Verfahrungsarten.

 

An Harnischen, Schilden und dergleichen kommt um die Mitte des 15. Jahrhunderts in Italien die Gravierung in Anwendung, seit 1480 schon häufig in Verbindung mit der Vergoldung. Diese Vergoldung war eine chemische mit Goldamalgam, dessen Quecksilberzusatz durch Erhitzen zum Verflüchtigen gebracht wurde. Alle Vergoldungen an Schutzwaffen, Klingen und dergleichen wurden durch diese Feuervergoldung hergestellt. Bei der primitiven Behandlungsart war sie für den Arbeiter, der Quecksilberdünste wegen, nicht gefahrlos. Mailänder Harnische des Figino, um 1560, weisen eine ungemein starke und schöne Vergoldung auf.

 

Um das Ende des 15. Jahrhunderts werden Harnische, Schilde und dergleichen durch verzierte Berandungen, Striche und Embleme in Ätzung geziert. Das Verfahren in jener Periode ist zwar im Allgemeinen, aber nicht in seinen Einzelheiten bekannt und moderne Fälschungen sind noch immer leicht erkennbar. Wir unterscheiden die Hochätzung von der Tiefätzung, je nachdem der dargestellte Gegenstand erhaben bleibt und nur der Grund vertieft ist oder umgekehrt. Im ersten Fall stellt der dargestellte Gegenstand ein sehr flaches Relief dar, im zweiten nähert sich die Darstellung der Kupferstichtechnik. Nach der koloristischen Wirkung unterscheiden wir die Schwarzätzung und die vergoldete Ätzung. Bei jener werden die eingeätzten Vertiefungen mit einer Mengung von Schwarzlot und ranzigem Öl eingerieben und sodann das Stück der Hitze ausgesetzt, sodass das Öl sich verflüchtigt und das Schwarzlot sich mit dem Ätzgrund verbindet. Bei der vergoldeten Ätzung, die nicht selten mit der Schwarzätzung im Verein auftritt, ist das Verfahren dasselbe wie bei der Vergoldung von Gravierungen.

 

Im Allgemeinen bemerkt, bestand das Ätzverfahren darin, dass auf die zu behandelnde Eisen- oder Stahlfläche eine Paste, deren Hauptbestandteile Wachs, Asphalt und Baumharz waren, für die aber jeder Ätzmaler sein besonderes Rezept hatte, in erwärmtem Zustand dünn aufgetragen, sodann die Zeichnung, nachdem sie leicht aufgepaust worden war, mit einem Griffel aus Holz, Bein, auch Stahl oder auch mit der Borste des Stachelschweines derart ausgeführt wurde, dass die Striche die Wachsschicht bis auf das Metall durchdrangen. Darauf wurde mit Wachs ein erhöhter Rand gebildet und das Ätzwasser über die Fläche gegossen. Dieses Ätzwasser bestand in einer Mischung aus Essigsäure, Scheidewasser und Alkohol. Auch in Bezug auf dieses bewahrte jeder einzelne Meister das Geheimnis der Mischung. Bei dieser kam es vorzüglich auf große Schärfe an, während es von der Erfahrung abhing, wann das Ätzwasser zu entfernen war, um die Säure nicht zu tief in den Stahl einfressen zu lassen oder keine zu schwache Zeichnung zu erhalten. Zum Nachätzen entschloss man sich nur ungern, wenn die Zeichnung nicht gleich mit der wünschenswerten Schärfe hervortrat.

 

An deutschen Harnischen kamen am Anfang des 16. Jahrhunderts ganz eigentümliche künstlerische Behandlungsarten in Anwendung. Wir erwähnen da zunächst der Malerei auf gebläutem Metall. Das Verfahren ist höchst einfach. Die gebläute Fläche wird mit Wachs überzogen und wie beim Radieren der Kupferstiche die Zeichnung mittelst hölzerner Griffel eingedrückt, bis das Metall zum Vorschein kommt. Ein momentanes Eintauchen des fertigen Stückes in scharfen Essig genügt, um die Bläuung von den vom Wachs freien Stellen zu entfernen. Wird nun der Ätzgrund durch Terpentin entfernt, so erscheint die Zeichnung blank im gebläuten Grund. Auf gebläutem Eisen wird nicht selten auch die Zeichnung ausgeschabt. Wir begegnen derartigen Arbeiten noch im 17. Jahrhundert.

 

Ein anderes Verfahren, die Verzierung in Goldschmelz, besteht im Gegensatz zu seiner Benennung eigentlich aus einer Art Plattierung mit Blattgold. Das zu verzierende Stück wird sehr rein metallisch hergestellt und bis zu dem Punkt erhitzt, dass es anfängt, farbig anzulaufen. Dann wird ein Stück Blattgold aufgelegt und mit dem Polierstahl bearbeitet, wodurch es sich dann mit dem Grund innig verbindet. Manche schöne Augsburger Harnische finden wir (um 1510) in dieser Art verziert.

 

Uralt ist die Verzierung der Metallflächen in Niello. Wie Brinkmann bemerkt1, spricht schon Plinius von ähnlicher ägyptischer Arbeit, nicht minder beschreibt dieses Verfahren der Presbyter Theophilus in seiner Diversarum artium schedula III, 27 schon völlig so, ja noch eingehender als Cellini in seinen Traktaten. Man versteht unter Nielloarbeit eine eingravierte Zeichnung auf einer Gold-, Silber- oder anderen Metallfläche, welche mit einer dunklen schwefeligen Metallmasse, dem nigellum der Alten, ausgefüllt ist. Die Technik wird noch heute in den großen Zentren der Kunstindustrie und, wenn auch in minderer Gediegenheit, in Tula bei Moskau betrieben. Das nigellum besteht in einer Mischung aus Silber, Kupfer und Blei in reinstem Zustand im Verhältnisse wie 1 zu 2 zu 3. Die Wirkung dieses dunkelgrauen Metalls in entsprechender Zeichnung auf blankem Grund ist eine äußerst ansprechende und vornehme. Die Technik ist ohne Zweifel auf dem Weg über den Orient, wo sie noch heute, wie z. B. in Persien, betrieben wird, nach Italien und von da schon im frühesten Mittelalter durch Mönche nach Deutschland gekommen. Ihre Anwendung findet sie meist an Schwertgriffen und Scheiden, überhaupt an Handwaffen, selten an Schutzwaffen. Nur im Orient finden wir auch Helme und Panzer mit Nielloverzierungen. In Europa sind es im Mittelalter vorzüglich nur die Italiener, welche sich der Niellotechnik bedienen; im 16. Jahrhundert kommt sie stark in Abnahme.

 

Wir wenden uns nun zu einer anderen Ziertechnik, welche durch ihr gleichfalls hohes Alter, wie durch ihre ungemeine Wirksamkeit hohe Beachtung verdient, die Tausia. Die Tausia, Tauschierarbeit, italienisch und lateinisch tausia, tarsia, englisch empaistic work, besteht in der Einlage von Gold oder Silber in Eisen oder Stahl. Sie wird von mehreren Schriftstellern Damaszierung genannt, eine Benennung, die, wenn auch in Frankreich seit Jahrhunderten in Gebrauch, doch unrichtig ist und heute nur zu Verwirrungen Anlass gibt. In Italien erscheint sie im 16. Jahrhundert unter den Bezeichnungen als Lavoro all’ Azzimina oder alla Gemina, welche beide sich aus dem Arabischen herleiten. Die Technik ist im Abendland schon in antiker Zeit bekannt gewesen und an Ringen, Fibeln, Schließen und dergleichen vielfach angewendet worden. Auch unter den Germanen war sie nicht unbekannt und unter den Merowingern, die doch eine originale Kunst nicht besaßen, wurde sie häufig und mit ungemeinem Geschick ausgeübt. Später geriet sie im Abendland in Vergessenheit und wurde nur von Indern, Persern und Arabern gepflegt, von welch’ letzteren sie die Spanier und Italiener wieder erlernten. Vom Anfang des 16. Jahrhunderts an wurde sie besonders in Toledo, Florenz und Mailand mit außerordentlichem Erfolge betrieben, aus welchen Städten tauschierte Waffen über ganz Europa sich verbreiteten und allenthalben Bewunderung erregten. Das Verfahren besteht darin, dass ein beliebiges Ornament mittelst des Grabstichels in eine eiserne Platte graviert, und in die gemachten Vertiefungen Gold oder Silber in kleinen Partikeln mittelst kleiner flacher Hämmer eingeschlagen wird. Ein Untergraben der Schnitte, das, wie einige meinen, zur besseren Befestigung der Einlagen erforderlich sei, findet bei diesem Verfahren nicht statt, da die fertige Platte später erhitzt wird, wobei sich die Einlage innig mit der Unterlage verbindet. Man unterscheidet zweierlei Arten von Tauschierarbeit, die eingeschlagene, wobei die Einlage in einer Ebene mit der Platte erscheint, und die aufgeschlagene, bei welcher die Einlagepartikel über die Bildfläche hervorragen und somit ein flaches Relief darstellen. Letztere, welche besonders in Spanien vorkommt, ist bedeutend schwieriger, da die vorstehenden Einlagekörper eine Nacharbeit erforderten, während bei der eingeschlagenen Tausia die Flächen einfach abgeschliffen und poliert wurden, ehe man das Eisen der grauen oder blauen Färbung unterzog. Es ist zu beachten, dass die Tausia sich immer nur auf verhältnismäßig schmale Linien und Partien von geringer Ausdehnung beschränkt, während die Vergoldung größerer Flächen mit Blattgold erfolgt, das mit dem Polierstahl geglättet wird.

 

In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts kommt eine dekorative Technik in Aufnahme, die auf dem Gebiet des Waffenwesens vollständig neu erscheint, die Treibarbeit in Eisen, das repoussé. Zwar wurde die Treibarbeit in Gold schon von unterschiedlichen Völkern, selbst im hohen Norden, in der Bronzezeit geübt (Minuterie, Grosserie), in der Glanzzeit von Byzanz bildete sie einen Hauptteil der kunstindustriellen Technik, später treten auch Treibarbeiten in Silber an Helmen, Schilden etc. bei barbarischen, von antiker Kultur beeinflussten Völkern auf, aber die Härte des Eisens hatte bisher stets ein Hindernis für die plastische Gestaltung desselben durch Treibarbeit gebildet. Erst mit der Ausbildung der Plattenharnische steigerte sich die Gewandtheit der Waffenschmiede in der Treibarbeit im Eisen derart, dass diese auch zu feineren Kunstarbeiten dienlich wurde.

 

Treibarbeit im engeren Sinne nennt man die Darstellung eines Reliefbildes in einer eisernen Platte (Schlagblech) mittelst verschiedenartiger Hämmer und Punzen. Die Technik ist namentlich in Eisen schwierig, weil der Gegenstand je nach Bedürfnis in mehr oder weniger erhitztem Zustand bearbeitet werden muss. Die Arbeit beginnt stets an der Rückseite durch das Austreiben der allgemeinen plastischen Form, die feinere Ausgestaltung erfolgt sodann teils von der Vorder-, teils von der Rückseite; daher auch die französische Bezeichnung répousser, entgegentreiben. Die berühmtesten Treibarbeiten wiesen Mailand, Florenz und Augsburg auf.

 

Eine andere Technik, die mit der Treibarbeit viele Ähnlichkeit hat, ist der Eisenschnitt. Besteht erstere in der künstlerischen Bearbeitung des Eisenbleches, so ist es hier ein massives Stück, dessen künstlerische Form durch dieselben Werkzeuge, mit Zuhilfenahme von Grabsticheln und Schneideeisen hervorgebracht wird. Bei anderem Metalle wird die gleiche Technik ebenfalls als Schneidearbeit bezeichnet. Auch hier steht im 16. Jahrhundert wieder Italien allen übrigen Ländern weit voran. Im 17. Jahrhundert finden sich aber schon französische und deutsche Meister, welche die Italiener in der Schönheit der Arbeit übertreffen. Der Natur des bearbeiteten Gegenstandes nach tritt die Treibarbeit hauptsächlich bei Schutzwaffen auf, welche aus Schlagblech gefertigt sind, während der Eisen- oder Metallschnitt bei Schwert-, Degen- und Dolchgriffen, Gewehrschlössern, Läufen, Steigbügeln, Gebissen und dergleichen in Anwendung kommt. Sowohl die Treibarbeit, wie der Eisenschnitt erscheinen namentlich in Mailand, Florenz, Venedig, später auch in Augsburg und München sehr häufig in Verbindung mit Tausia und Vergoldung. Dieser Zusammenwirkung verdanken wir die herrlichen Harnische, Schilde und Helme, welche wir noch heute in den reicheren Waffensammlungen bewundern.

 

In Spanien finden wir an Harnischen, Schilden und dergleichen am Anfang des 17. Jahrhunderts eine Punzenarbeit im Verein mit Vergoldung, wobei die Ornamente wenig motiviert erscheinen, sodass das Ganze einer Inkrustation vergleichbar ist; diese Technik bezeichnet bereits deutlich den Verfall kunsttechnischer Darstellungskraft.

 

In der Dekoration des Metalles tritt das Email schon im frühen Mittelalter auf und wird, wie im Arbeitsgebiet des Goldschmiedes, auch in jenem der Waffen vielfach angewendet. Auch hier verfolgen wir dasselbe in allen seinen Entwicklungsstadien vom Email cloisonné bis zum malerisch durchgebildeten Emailgemälde. So in den frühesten Epochen das Zellenemail, vorzüglich an Schwertern und Schilden, das Grubenemail an Sätteln und an Pferdezeugen, ebenso das durchsichtige Reliefemail, das später auch für Schwert- und Degengefäße als Scheidenbeschläge vielfach in Anwendung gelangt und namentlich in Frankreich (Limoges) und in Italien (Florenz) geübt wird. Das Maleremail kommt vorzüglich im 17. Jahrhundert an Schäften von Prunkgewehren, Pulverhörnern und dergleichen zur Anwendung.

 

Elfenbein, geschnitzt oder graviert, wird in älterer Zeit vorwiegend zu Sattelbelegen, Schwert- und Dolchgefäßen, in späterer auch zu Gewehrschäften, Pulverhörnern verwendet. Die Schnitzarbeit besorgten die Bildschnitzer, deren viele für den Schmuck von Waffen tätig waren. Ein eigenes Kunstfach betrieben die Elfenbeingraveure, deren Technik eine besondere Gewandtheit erforderte, da ein reines Durchtrennen der Fasern quer auf die Richtung derselben nicht geringe Schwierigkeiten bietet. Darum wurden auch kleinere Arbeiten auf der Hirnfläche des Elfenbeines ausgeführt. Nach vollendeter Gravierung wurde dieselbe mit schwarzer oder an derer Farbe eingerieben, die Fläche leicht abgeschabt und poliert, sodass allein die Zeichnung farbig erschien. Einlegearbeiten in Elfenbeingrund wurden selten gemacht und auch dann nicht in feineren Mustern.

 

Weit leichter ist das Holz für Zierarbeiten zu behandeln und Holzschnitzereien finden sich denn auch sehr häufig an Waffenstücken. Auch dieses ist ein vorzügliches und wirksames Material für die Schnitzkunst, zu welcher es häufig verwendet erscheint. Bewundernswerter und wirksamer ist aber die Einlegetechnik, die Tarsia oder Intarsia, in der vorwiegend die Italiener, später auch die Deutschen Unübertreffliches geleistet haben. Es ist erstaunlich, wie mannigfaltig sich die Wirkung dieser Technik je nach der Wahl und der Zusammenstellung des Materiales darstellt und was für verschiedene koloristische Wirkungen damit erzielt werden können. In den Grund, den hier immer das Holz bildet, werden Partikel von anderen Holzarten, häufiger aber Elfenbein, Hirschhorn, später auch Perlmutt, Schildpatt und selbst Metall derart eingefügt, dass sie in gleicher Ebene mit der Grundoberfläche liegen. Elfenbein und Horn wird nicht selten zierlich graviert. In vielen Fällen kommen verschiedene dieser Einlegematerialien im Verein zur Anwendung. Das vorzüglichste Augenmerk hat der Arbeiter darauf zu legen, dass die Teile sich derart scharf in den Grund einfügen, dass nicht der geringste merkbare Zwischenraum entsteht. Ausbesserungen in der Art, dass die klaffenden Fugen mit Kitt ausgefüllt worden, sind augenblicklich zu erkennen, wenn man den Gegenstand gegen das Licht hält, weil der Kitt nie die Glätte des Materiales annimmt und stets matt erscheint.

 

Es gibt Arbeiten ähnlicher Art von etwa 1560, meist an Gewehr- und Faustrohrschäften vorkommend, welche aussehen, als ob sie in schwarzgebeiztes Holz eingelegt seien, aber von einer so staunenswerten Feinheit in der Zeichnung sind, dass ihre Herstellung in dieser Art Technik kaum zu begreifen ist. Den eigentlichen Grundstoff an derlei Intarsien bildet in der Tat nicht das Holz, sondern eine Asphaltmasse, in welche die Elfenbeinartikel eingepresst erscheinen. Wie sich nach genauerer Untersuchung ergibt, sind in die schwarze Asphaltmasse, die in erwärmtem Zustand aufgetragen war, die Elfenbeinstücke hineingedrückt worden. Nach der Erkaltung muss die Fläche glatt geschabt, leicht geglättet, endlich die Gravierung des Elfenbeins vorgenommen worden sein. In dieser Technik ausgeführte Schäfte finden sich in mehreren großen Sammlungen, wo sie aber bisher nirgends beachtet wurden. Der Verfasser hat sie nur immer bei deutschen Stücken angetroffen.

 

Aus dem früheren Mittelalter haben sich nur wenige Waffenstücke bis in die Gegenwart herein erhalten, welche unter die Werke der Kunst zu reihen sind. Diese wenigen Zeugen aber in Verbindung mit zahlreichen Belegstellen in Chroniken und Handschriften lassen uns erkennen, wie auch in einer Periode, in welcher die kulturellen Kräfte sich erst wieder sammelten, die Freude an schönen Waffen in den Kreisen der Vornehmen sich regte und viele Kunstarbeiter beschäftigt waren, das ernste Werkzeug des Krieges kunstvoll und reich zu gestalten.

 

Wir haben im Verlauf unserer Darstellung unterschiedliche Proben von reich geschmückten Waffen vom Beginn des Mittelalters bis an dessen Ende in Skizzen gebracht, wir haben wiederholt Gelegenheit genommen, charakteristische Stellen aus Handschriften zu zitieren, in welchen kostbare Waffenstücke erwähnt werden. Wenn wir aber nach Meistern forschen, welche hervorragend in der Erzeugung kunstvoller Waffen tätig gewesen sind, dann finden wir nur etliche Namen etwa vom Ende des 13. Jahrhunderts an, viele schon zweifelhaft dadurch, dass sie in Gedichten erwähnt werden, wertlos, weil wir sie in keine Beziehung zu bestimmten Tatsachen bringen können. Im Mittelalter ging der Meister in seinem Werk auf, an ihn erinnert nur selten eine Marke, deren Bedeutung auch im Laufe der Jahrhunderte in Vergessenheit geriet, fast nie ein Name, und auch dieser besitzt meist keinen kunsthistorischen Wert.

 

Erst mit der Renaissance in Italien im 14. Jahrhundert änderte sich das Verhältnis, in welchem der Meister bis dahin zu seinem Werk stand; er tritt anspruchsvoller und damit greifbarer hervor. Es mehren sich die Zeichen, die das Werk seiner Hand bezeugen; immer häufiger nennen sich die Künstler auf ihren Werken, in keiner anderen Absicht, als des eigenen Ruhmes und der eigenen Ehre halber.

 

Die nördlichen Länder waren noch lange unter dem Bann der Anschauungen des Mittelalters, als in Italien die Meister der Kunst mit Selbstbewusstsein sich ihrer Werke rühmten. In den Städten Norditaliens erschallen Namen von Kunstarbeitern, deren Bedeutung wir nun schon ermessen können durch glaubwürdige Berichte über ihre Leistungen, ja durch manche ihrer Werke selbst, die sich glücklicherweise noch erhalten haben.

 

Florenz, die Stadt der Goldschmiede, wird in den Aufschreibungen zuerst als Erzeugungsort prunkvoller Waffen gerühmt. Am Beginn des 15. Jahrhunderts verbreitet sich die Erzeugung derselben nach Mailand und Brescia, in welchen Orten schon seit dem 13. Jahrhundert das Waffenhandwerk blühte, dann auch nach Bologna und Rom.

 

Betrachten wir den Gang der Entwicklung der Waffenerzeugung Italiens im Allgemeinen, so müssen wir mit Brescia als der ältesten Stätte derselben in Italien, deren Entstehen noch in die antike Zeit zurückreicht, beginnen. Die natürliche Bedingung des Entstehens und Gedeihens der Brescianer Waffenindustrie war die Nähe der eisenreichen Berge des Monte Prealba und des Monte Conche bis Gardone und Caino hinauf, und nicht minder die wasserreichen Gerinne der Melle und Garza. Bis ins 16. Jahrhundert beschäftigten sich die Werke nur mit der Erzeugung von Klingen und Spießeisen, von da an und mit großem Erfolg mit der Fertigung von Feuerwaffen. In ersterer hat sich Pietro Caino einen unsterblichen Namen gemacht, in letzterer haben Cominazzo, Vater und Sohn, Lazarino und Giovanni Francino nicht weniger Ruhm erworben. Schon im 13. Jahrhundert erwarb sich Brescia durch seine großartige Produktivität den Beinamen l’armata.

 

Vergessen ist heute die einst so großartige Stätte der Waffenerzeugung von Belluno und Seravalle im Friaulischen, von welcher die Republik Venedig bis ins 16. Jahrhundert ihre sämtlichen Waffen bezog. Noch Maximilian I. ließ einen großen Teil seiner Kürisser und Landsknechte mit Waffen aus dem Friaul ausrüsten und schon früher erwarben Kaiser Friedrich III. und Erzherzog Siegmund von Tirol dortselbst Waffen für ihre Söldnerhaufen. An sie erinnert noch eine Waffe: der sogenannte Friaulerspieß, das Spetum. Aus Belluno stammen die unerklärlich leichten Klingen, welche im 16. Jahrhundert so sehr beliebt waren und die auch noch heute von Kennern hochgeschätzt werden. Sie sind eine Erfindung des Vittore Camelio, der dafür 1509 vom Senat zu Venedig ein Privilegium auf fünf Jahre erhielt. Noch um 1740 fertigt man in Belluno Pistolen, die ein Gewicht haben, als wären sie aus weichem Holz gearbeitet2. Berühmte Klingen aus Friaul tragen die Bezeichnung „Jesus-Maria“ und „Angone“. Von den vielen ausgezeichneten Meistern haben besonders die Brüder Andrea und Giandonato Ferarra aus Fonzaso bei Belluno ihre Namen rühmlichst auf die Nachwelt gebracht.

 

Florenz war, gleich wie Venedig, nicht die Stätte einer Waffenerzeugung im großen Stil, wie etwa Brescia, bedeutend aber für Prunkwaffen. Es ist anzunehmen, dass auf die Entwürfe für den Zierrat die großen Bildhauer des Quattrocento, wie Donatello — von dem es übrigens erwiesen ist — Benedetto da Majano u. a. Einfluss gehabt haben. Man irrt jedoch, wenn man Benvenuto Cellini unter die Waffenschmiede rechnet. Er selbst spricht weder in seiner Vita noch in seinen Trattati davon, dass er Waffen gefertigt hätte; nur nebenher ist einmal bei ihm von Dolchscheiden die Rede. Allerdings mögen Schüler von ihm sich später der Waffenerzeugung zugewendet haben.

 

Die Kunst der Waffenschmiede von Florenz steht vollkommen unter dem Einfluss der großen Ornamentisten Italiens, voran Raphaels. Vermittelt wurden die phantasievollen Arabesken und Grotesken, welche den Kunstarbeitern als Vorbilder dienten, durch zahllose Stiche im Verlag von zumeist römischen Kunsthändlern, so des Lafreri, des Rossi (Rubeis) u. a. Durch diese Blätter gelangte auch der italienische Ornamentstil nach Deutschland und den Niederlanden, in welch beiden Ländern alsbald massenhaft ähnliche Stiche erschienen, in denen die erhaltenen Vorbilder dem nationalen Geschmack entsprechend variiert sind; sodass wir von da an von niederländischem und deutschem Ornamentstil sprechen können.

 

Florenz hat im 16. Jahrhundert hochbedeutende Meister in unserem Fach aufzuweisen. So Gasparo Mola, Pifanio Piripe genannt Tacito, den Franzosen Guglielmo Lemaître, Aluigi Lani usw., welche sämtlich nicht allein ausgezeichnete Treibarbeiter (Ziseleure), sondern auch Tausiatoren gewesen sind. Petrini nennt uns in seinem Manuskript über die Waffenschmiede auch einen gewissen Repa als unübertrefflich in diesem Fach3.

 

Man kann mit allem Recht sagen, dass in der Waffenerzeugung vom Fabrikat für den gemeinen Gebrauch bis zu dessen höchster künstlerischer Ausführung vom 13. Jahrhundert an Mailand den ersten Rang eingenommen hat. Der Ruf seiner Erzeugnisse drang weit über Europa hinaus und seine Harnische und anderen Waffen fanden Absatz ebenso an der westafrikanischen Küste wie in Ägypten bis nach Arabien und Persien. Die Herrscher Englands und Frankreichs bemühten sich, mailändische Waffenschmiede ins Land zu ziehen, um die so hoch entwickelte Industrie bei sich heimisch zu machen, so Heinrich IV. von England. Karl VI. von Frankreich errichtete eine Kolonie in Lyon, Ludwig XI. in Paris, Karl VIII. in Bordeaux. Auch Kaiser Maximilian I. berief zwei vorzügliche Meister, die Merate, nach Arbois in Flandern.

 

Wir kennen bereits namhafte Mailänder Meister im 13. Jahrhundert; ihre Weltbedeutung in der Waffenerzeugung erlangte die Stadt aber erst, als aus ihren Mauern die ersten vollständigen Plattenharnische für Ross und Mann in die Welt gesendet wurden. Mit diesem Zeitpunkt nahm die Industrie einen Aufschwung, der ohne Beispiel dasteht; der Mailänder Harnisch wurde in Form und Güte sprichwörtlich in der Welt, um das Ausgezeichnetste zu bezeichnen.

 

Den hervorragendsten Anteil an diesem großartigen Ergebnis hatte Petrolo da Missaglia aus der Familie Nigroli. Nach seinem Tod am Anfang des 15. Jahrhunderts übernahm sein Sohn Tomaso die Führung mit steigendem Erfolg. Als Tomaso um 1468 starb, hinterließ er seinem Sohne Antonio eine der großartigsten Werkstätten der Welt, eine Faktorei von riesiger Leistungsfähigkeit. Die Stadt Mailand ließ dem venezianischen Gesandten Giorgio Contarini, der auf seiner Reise nach Deutschland 1492 diese Stadt berührte, auch die Werkstätte der Missaglia als eine hervorragende Sehenswürdigkeit zeigen und Contarini erschöpfte sich in der Bewunderung über deren Größe und Leistungsfähigkeit4. Das Rohmaterial entnahmen die Mailänder Werkstätten aus den nahe gelegenen Minen von Valassina, Valsassina, bei Premana etc.5

 

Nicht geringer wie in der einfachen Gebrauchsware gestalteten sich die Erfolge in der Fertigung von Prunkwaffen, ja Mailand übertraf darin nicht nur das kunstreiche Florenz, sondern auch die wetteifernden spanischen Werkstätten. Die Tätigkeit der Mailänder in der Kunstarbeit erstreckte sich vorwiegend auf fein ziselierte Schwert- und Degengriffe, tauschierte Spießeisen, ferner aber auf die herrlich getriebenen und tauschierten Harnische, die in ihrem mattgrauen Ton und der reichen Goldzier eine Spezialität bildeten, die nirgends übertroffen wurde.

 

Wenn man die Reihe der Mailänder Kunstarbeiter überblickt, welche auf dem Waffengebiet im 16. Jahrhundert beschäftigt waren, so staunt man über die große Zahl derselben, ja es ist nahezu unerklärlich, woher alle diese Kräfte genommen wurden, wenn man bedenkt, dass zahlreiche Mailänder Meister in anderen italienischen Städten, ja in Frankreich und England arbeiteten und es fast keinen Hof gab, an welchem nicht ein Mailänder „Wehrvergolder“ angestellt war.

 

Von den, wie erwähnt, ungemein zahlreichen Meistern nennen wir nur die hervorragendsten, wie Pietro Cantoni, die Brüder Nigroli, Bartolomeo Campi, Lucio Piccinino, Giovanni Battista Serabaglio, von welchen Werke teils in Madrid, teils in Wien sich befinden; ferner Giovanni Pietro Figino, Antonio Romero, Bartolomeo Piatti, Martino genannt il Ghinello. Andere nennen wir unter den Waffenschmieden am Schluss dieses Werkes.

 

Die Entwürfe zu den Zeichnungen entnahmen die Mailänder sowohl aus den Ornamentstichen, als auch aus Handzeichnungen des Caradosso, des Agostino Busti und nicht minder des Giovanni Battista Mantuano (Ghisi, auch Bertano genannt), der selbst in Anbetracht des prachtvollen Schildes, den er mit eigener Hand fertigte, unter die bedeutendsten Treibarbeiter zu zählen ist.

 

Wie wir bereits erwähnten, besaß Mailand zahlreiche und vorzügliche Werkstätten zur Erzeugung von Klingen. Diese ahmten die spanischen Klingen mit Giftzügen in staunenswerter Weise nach. Speziell in der Klingenschleiferei sind die Mailänder als unerreicht anzusehen. Die berühmtesten Klingenschmiede waren Antonio Piccinino und dessen Sohn Federigo.

 

Der zurzeit ungemein große Bedarf sowie das große Talent der Italiener für Handfertigkeiten waren Ursache, dass neben der genannten noch zahlreiche Waffenwerkstätten in kleinen Städten entstanden, von denen einige große Bedeutung erlangten. So jene in Lucca, der alten Eisenindustriestätte, in Neapel, in Pistoja, wo besonders Gewehrläufe erzeugt wurden. Hervorragend in diesem Fabrikationszweig sind Maffia und Bastiano da Pistoja, von welchem man noch hier und da Arbeiten antrifft. Von bemerkenswerten Waffenkünstlern anderer Orte seien noch hervorgehoben Geronimo Spacini in Bologna, Caremolo in Mantua, Serafino Bresciano in Brescia.

 

Schon vom Beginn des 16. Jahrhunderts an sammelten sich zahlreiche Waffenschmiede in Rom, welche namentlich unter Julius II. und Leo X. auch eine nicht gering zu schätzende künstlerische Tätigkeit entfalteten. Die Leistungen lassen sich an vielen ausgezeichnet schönen Waffen, wie unter anderen an den geweihten Schwertern ermessen, welche die Päpste an Könige und Fürsten zu verschenken pflegten.

 

 

1Cellini, Tractat., S. 162.

 

2Urbani de Gheltof, Les arts industriels à Venise etc. Venise 1885.

 

3Petrini, Antonio, Arte fabrile ovvero Armeria universale dove si contengono tutta la qualità e natura del ferro ecc. 1642. Manuskript der Bibl. Magliabecchiana. (Cl. XIX, 16.) Mitgeteilt in E. Plon, Benvenuto Cellini.

 

4Itinerario di Germania. Mscrpt. Biblioteca Trivulziana.

 

5Vergl. hierüber des Verfassers Abhandlung: „Werke Mailänder Waffenschmiede in den kais. Sammlungen“. Jahrbuch d. kunsthist, Sammlungen des kais. Hauses Bd. IX, p. 375.