Die alte feststehende Lautgebung und Schreibung Armbrust wird neuerdings gelegentlich für verkehrt und unursprünglich ausgegeben. Gesetzt auch, dass Armrust die allein berechtigte und ursprüngliche Schreibung wäre, würde sich kaum wohl ein Sprachforscher finden, der bereit wäre, die herrschende Schreibung zu verdammen. Denn ein fünfhundertjähriges Alter sollte unser Armbrust vor einer Umgestaltung schützen. Und von jeher war die heutige Schreibung geläufig und allgemein üblich. Auch die sprachlichen Autoritäten, die von den Quellen ausgegangen sind, wie Jac. Grimm im großen deutschen Wörterbuch, zweifeln nicht einmal an der Berechtigung der heutigen Schreibung. Zudem haben die älteren Handschriften nur armbrust; wer sich für die alte Überlieferung interessiert, findet in dem großen Quellenwerk «Die althochdeutschen Glossen» (herausgegeben von Steinmeyer und Sievers), III160. 215 die ältesten Belege.
Lexers Mittelhochdeutsches Wörterbuch (auch im Nachtrag) hat keinen Beleg für armrust, nur Belege für Armbrust oder Umgestaltungen daran. Bei der großen Fülle von mittelalterlichen Belegen, wozu auch noch der Eigenname Armbruster (vgl. Lexer im Nachtrag) kommt, kann kein Zweifel sein, wie das Wort zu schreiben ist. Dass einmal gelegentlich Armrust in älterer Zeit begegnen könnte, lässt sich nicht für unmöglich halten. Wenn man für warum oft warumb schrieb, konnte man umgekehrt auch wohl Armrust einmal für Armbrust schreiben. Aber man müsste zahllose und gerade die ältesten Belege als Armrust treffen, wenn man uns diese Schreibung aufnötigen wollte. Und selbst dann würden wir mit dem Satz usus est dominus doch noch an Armbrust festhalten.
Die Frage der Schreibung des Wortes wird jeder Sprachforscher wohl gleich mit mir behandeln. Nicht so sicher ist vielleicht die Frage nach dem Ursprung von Armbrust. Alle Autoritäten halten bisher an Umdeutung aus latein. arbalista fest, und dieses latein. Etymon kann man für das b von Armbrust auch mitzuziehen. Jedenfalls ist bisher keine bessere Erklärung aufgestellt. Aber wenn man auch die Möglichkeit zugeben darf, dass vielleicht Arm-rust = Arm-Rüstung darin stäke, bewiese das doch keineswegs gegen das b von Armbrust. Denn gerade zwischen das m und r pflegt sich gern ein b einzustellen. Aber gegen die Ableitung aus arm-rust sprechen doch starke Bedenken: rust ist schon im 12. Jahrhundert nicht mehr lebendig. Und eine Bezeichnung «Rüstung des Armes» ist kaum glaublich. — Wer an der landläufigen Schreibung und der landläufigen Erklärung des Wortes Armbrust festhält, wird dem heutigen Stand der Wortforschung genügen.
F. Kluge.
Quelle: Zeitschrift für Historische Waffenkunde. Organ des Vereins für historische Waffenkunde. II. Band. Heft 6. Dresden, 1900-1902.