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Modell einer Feldrüstung im Bayerischen Nationalmuseum zu München

Modell einer Feldrüstung im Bayerischen Nationalmuseum zu München.
Modell einer Feldrüstung im Bayerischen Nationalmuseum zu München.

In die Waffensammlung des Bayerischen Nationalmuseums, das schon ein prächtiges Stechzeugmodell der ehemaligen Sammlung Kuppelmayr besitzt (Abb. im Versteigerungskatalog dieser Sammlung, Taf. XI u. XII, München 1895), gelangte in neuester Zeit das schöne Modell einer Feldrüstung, das wir heute nach Fotographien wiedergeben.

 

Der Helm mit niederem Kamm hat ein hohes Kinnreff, aufschlächtiges Visier mit Augenschlitz und durch Ätzung angedeutete Luftlöcher. Visier und Kinnreff sind um dieselbe Rosette drehbar. Auf dem Scheitel der Glocke eine Öffnung zum Anbringen der Federn. Vorder- und Hinterstückpanzer durch Ätzleisten verziert, an den Schultern keine Brechränder. Die Brust mit Gräte und leichtem Gänsebauch; rechts einfacher Rüsthaken. Die Schiebungen am Vorder- und Hinterschurz durch Ätzung angedeutet.

 

Armzeug mit großen, keulenförmigen Achselstücken und geätzten Ellenbogenkacheln. Handschuhe fehlen. Einfaches Landsknechtsschwert ohne Scheide. Beinzeug entsprechend, und Entenschnabelschuh. Sattel aus Holz, Vorder- und Hintersteg beschlagen und geätzt.

 

Rossstirn mit großen Seitenklappen und Ohrenbechern; die Federhülse fehlt. Mähnenpanzer siebenmal geschoben, Halsstück aus Schienen und Maschenwerk, alles durch Ätzung angedeutet.

 

Brustpanzer in Tonnenform mit zwei getriebenen Löwenköpfen. Einfacher Flankenpanzer. Der gerippte Grat des Krupppanzers geht in den Schwanzriemenpanzer in Form eines Drachenkopfes über. Alles reich geätzt.

 

Die Entstehungszeit des Modells, dessen Gesamthöhe 0,42 m beträgt, ist etwa zwischen 1560 und 1570 zu setzen. Die Holzfigur des Reiters ist mit einem Unterkleid aus gelber Seide versehen; Arme im Ellenbogen und in der Schulter, Beine im Knie beweglich. Das kunstlos geschnitzte Pferd ebenso wie der hölzerne Reiter aus etwas späterer Zeit, etwa um 1620.

 

Das interessante, wertvolle und sehr gut erhaltene Stück stammt aus dem Kunsthandel. Alles weitere über seine Herkunft ist unbekannt.

Dr. E. Bassermann-Jordan.

 

 

Waffenpreise.

Soweit sie nicht als Bestandteile umfassender Rechnungen, z. B. der Städte, auftreten, pflegen Preisangaben für Waffen in älterer Zeit nur selten verzeichnet zu werden. Eine Sammlung solcher zerstreuten Funde an einer Zentralstelle empfiehlt sich besonders. Im Jahre 1537 sah sich der Kurfürst von Magdeburg, Kardinal Albrecht, infolge der drohenden Haltung des Kurfürsten von Sachsen zu Rüstungen genötigt. Auf sie bezieht sicheren «Verzeichnis was Isaak Meiger, der Jude, vor Harnisch ins Amt Groningen geliefert».1 Es waren anderthalb Hundert Harnisch, nämlich Rücken, Krebs mit Scheren, Armschienen, Kragen und Hirnhaube, jeder zu 3,5 Taler, 100 Helparthen (Hellbarde, Helmbarten) zu einem halben Taler, 50 Handrohre zu 1 Taler., «mit gefassten Laden, Kratzern, Stöcken, Formen und Ladungen zugerichtet», im Gesamtbetrag von 625 Talern. Die Waffen waren obiger Bezeichnung nach für die Landfolge des Amtes bestimmt, welches als Bestandteil des Stifts Halberstadt Albrecht unterstand.

 

Ihre Ausrüstung pflegte sonst aus den landesherrlichen Zeughäusern zu erfolgen, wo die eigenen Waffen nicht ausreichten. Zum Vergleich seien die Preise angeführt, die Landgraf Philipp von Hessen den eigentlich zur Selbstausrüstung verpflichteten Landsknechten anzurechnen pflegte. Es waren 9 Albus für den Spieß und 2—3 Gld. für den halben Haken, Preise die 1546 auf 1 Gld. bzw. 3 Taler erhöht wurden.2

 

Die mangelhafte Rüstung Kardinal Albrechts 1337 erhellt auch daraus, dass er schleunigst einen Artilleriepark beschaffen musste. Am 30. April quittiert ihm Herzog Georg von Sachsen über 2000 rheinische Gulden für 16 Stück grobes Geschütz, nämlich 2 Kartaunen, 4 ganze, 5 halbe Schlangen, 5 Doppelhaken auf Böcken, mit dem Hinweis darauf, dass auf etlichen Büchsen sein fürstliches Wappen gegossen sei.3 G. Liebe.

 

1 Staatsarchiv Magdeburg, Akten Halberstadt 745.

2 Paetel, Organisation des hessischen Heeres unter Philipp dem Großmütigen, 1897, S. 97.

3 St. A. M. Urkunden Sachsen XIII, I.

 

Quelle: Zeitschrift für Historische Waffenkunde. Organ des Vereins für historische Waffenkunde. II. Band. Heft 4. Dresden, 1900-1902.