· 

Kriegsäxte des 15. Jahrhunderts

Kriegsaxt aus rostfreiem Stahl mit großer lanzenförmiger spitz zulaufender Klinge und beidseitigem eingeschlagenem Zeichen. 15. Jahrhundert.
Kriegsaxt aus rostfreiem Stahl mit großer lanzenförmiger spitz zulaufender Klinge und beidseitigem eingeschlagenem Zeichen. 15. Jahrhundert.
Kriegsaxt mit langer geschwungener Klinge, gepunzt mit einem Stern, Schmiedemarke und Kreuz auf jeder Seite. 15. Jahrhundert. Zschille Kollektion.
Kriegsaxt mit langer geschwungener Klinge, gepunzt mit einem Stern, Schmiedemarke und Kreuz auf jeder Seite. 15. Jahrhundert. Zschille Kollektion.

Die Kriegsaxt war im 15. Jahrhundert eine der vielseitigsten und gefürchtetsten Nahkampfwaffen Europas. Ursprünglich ein Werkzeug des Alltags, entwickelte sich die Axt im Laufe des Mittelalters zu einer hochspezialisierten Waffe – angepasst an die Anforderungen des Kriegs gegen gepanzerte Gegner. Besonders im 15. Jahrhundert, einer Zeit des militärischen und technologischen Umbruchs, wurde die Kriegsaxt zum Symbol brutaler Schlagkraft und taktischer Effizienz.

Ursprünge und Entwicklung
Die Axt gehört zu den ältesten Waffen der Menschheit. Im Kampf wurde sie bereits in der Bronzezeit verwendet, meist als Wurf- oder Hiebwaffe. Im Hochmittelalter kam sie in verschiedenen Formen in den Kriegsgebrauch zurück – u. a. als: Franziska (Wurfaxt der Franken) und der Dänenaxt (lange Zweihandaxt der Wikingerzeit).

Im Spätmittelalter, insbesondere im 15. Jahrhundert, entwickelte sich die Axt erneut – diesmal zur massiv gepanzerten Kriegswaffe, angepasst an den Einsatz gegen Plattenrüstungen und Kettenpanzer.

Typen der Kriegsaxt im 15. Jahrhundert
Das 15. Jahrhundert brachte eine Vielzahl spezialisierter Kriegsaxt-Formen hervor. Diese unterschieden sich je nach Region, Truppengattung und Einsatzart. Hier die wichtigsten Typen:

a) Beilförmige Kriegsaxt
Breite Schneide, oft halbmondförmig
Gute Hiebwirkung gegen ungerüstete Gegner
Typisch bei leichter Infanterie oder Stadtmilizen

b) Streitaxt
Schmale, verlängerte Klinge – zum Eindringen in Rüstungslücken
Oft kombiniert mit Dorn oder Hammer auf der Rückseite
Einhändig oder beidhändig geführt
Beliebt bei Rittern zu Fuß, Söldnern und Sturmeinheiten

Bardiche (Bart-Axt)
Lange, seitlich montierte Klinge auf Stange (teilweise wie Hellebarde)
Ursprünglich aus Osteuropa (z. B. Polen, Russland)
In West- und Mitteleuropa bei Söldnertruppen übernommen

d) Axt-Hammer-Kombinationen
Einseitig Axtblatt, gegenüberliegend Hammerkopf oder Dorn
Ideal gegen Plattenpanzer: Hammer für Schlagwirkung, Dorn zum Durchdringen
Gern verwendet von Fußsoldaten gegen Ritter

Herstellung und Materialien
Die Kriegsaxt des 15. Jahrhunderts bestand meist aus: Klinge aus gehärtetem Stahl; Schaft aus Hartholz, z. B. Esche oder Eiche; Metallmanschetten oder Stifte zur Verstärkung des Schafts gegen Bruch. Einige Modelle (v. a. für wohlhabende Träger) waren aufwendig verziert oder mit Wappen, Gravuren oder Inschriften versehen.

Taktischer Einsatz im Krieg
Die Kriegsaxt war sowohl in der Infanterie als auch unter berittenen Kriegern verbreitet, besonders in Kombination mit anderen Waffen wie Dolch oder Schwert.

Hauptfunktionen im Kampf:
Hiebwaffe: Massive Schlagkraft gegen Knochen und ungerüstete Gegner
Rüstungsbrecher: Spitzer Dorn zum Eindringen in Schwachstellen von Rüstungen
Haken- und Reißbewegungen: Zum Zu-Boden-Ziehen, Entwaffnen oder Durchbrechen von Schilden

Typische Träger:
Ritter zu Fuß, v. a. bei Belagerungen oder Turnieren
Stadtmilizen und Landsknechte
Söldnertruppen, z. B. Schweizer, Burgunder, Deutschordensritter
Die Axt war besonders im Häuserkampf, bei Belagerungen und im Nahkampf mit engem Raum effektiv.

Vorteile und Schwächen
Die Vorteile sind die hohe Durchschlagskraft; Einfache Herstellung; Vielseitigkeit durch Schneiden, Haken, Reißen und effektiv gegen Rüstungsträger. Die Schwächen waren die kürzere Reichweite als Stangenwaffen (z. B. Speer, Pike); Weniger effektiv gegen gut organisierte Formationen mit Langwaffen; Erfordert große körperliche Kraft und Präzision.

Kriegsaxt in der Kultur und Symbolik
Die Kriegsaxt wurde im Spätmittelalter auch zu einem Symbol für Mut, Kraft und Unnachgiebigkeit. In Wappen, Statuen und Gemälden des 15. Jahrhunderts wird sie oft dargestellt – etwa in: Schweizer Bundesbriefdarstellungen, in den Burgunderkriegen und in Bibelillustrationen (z. B. bei biblischen Helden wie Samson). Sie stand nicht nur für militärische Macht, sondern auch für rechtliche Gewalt, z. B. als Richter- oder Henkerwerkzeug.

Kriegsaxt aus rostfreiem Eisen, Originalschaft mit zwei Riemen. 15. Jahrhundert. Herkunft: Schweden. Zschille Kollektion.
Kriegsaxt aus rostfreiem Eisen, Originalschaft mit zwei Riemen. 15. Jahrhundert. Herkunft: Schweden. Zschille Kollektion.
Axt mit Schmiedemarke. 15. Jahrhundert. Der Holzschaft ist mit einem Lederband umwunden.
Axt mit Schmiedemarke. 15. Jahrhundert. Der Holzschaft ist mit einem Lederband umwunden.
Weitere Axt (Arbeitsaxt?) des 15. Jahrhunderts.
Weitere Axt (Arbeitsaxt?) des 15. Jahrhunderts.


Weiterführende Literatur:

 

Waffensammlung des Herrn Stadtrat Richard Zschille in Großenhain (Sachsen)

Band 1 und 2

Mit 232 Tafeln
von Robert Forrer (Autor)
Sprache: Deutsch
ISBN: 9783748518488
Format: Taschenbuch
Seiten: 348 (TB-Format)
Erscheinungsdatum: 08.03.2019
Ladenpreis: 19,95 Euro
Überarbeitetes Reprint von 1896.

Einblick hier

 

 

 

Spanische Waffen und Rüstungen

Ein historischer und beschreibender Bericht über die königliche
Waffenkammer von Madrid

 

von Albert Frederick Calvert

 

388 Seiten und mit 386 Abbildungen
Format: Taschenbuch

Erscheinungsdatum: 13.04.2025
ISBN: 9783819076626
Sprache: Deutsch

Einblick ins Buch hier

 

 

 

 

Meister der Waffenschmiedekunst vom 14. bis ins 18. Jahrhundert
Ein Beitrag zur Geschichte der Kunst und des Kunsthandwerks


von Wendelin Boeheim

Ladenpreis: 24,95 EUR

292 Seiten
Format: Taschenbuch
Erscheinungsdatum: 30.01.2025
ISBN: 978-3-819022-34-0
Sprache: Deutsch

Einblick ins Buch hier