· 

Trachten des 15. Jahrhunderts Teil 8

Trachten aus dem 15. Jahrhundert.
Trachten aus dem 15. Jahrhundert.

 

Der junge Mann zur Rechten befindet sich im Original bei den beiden Damen auf nachfolgender Tafel und sind diese drei Figuren auf der Hofbibliothek zu Darmstadt aus der historischen Sammlung von Miniaturgemälden entnommen, welche zwar Trachten und Begebenheiten des 16. Jahrhunderts darstellen, aber als Muster des 15. Jahrhunderts diese Figuren vorführen. Die Dame zur Linken unserer Abbildung ist aus einer kolorierten Federzeichnung im Besitz des Verfassers. Beide Figuren tragen als Kopfputz die gewundenen und mit Federn geschmückten Sendel- oder Sindelbinden sowie den aus verschiedene Art angebrachten Schellenschmuck. Wie sehr beide im 15. Jahrhundert beliebt und verbreitet waren, haben wir schon bei mehreren Gelegenheiten gezeigt. Die ganze Tracht, die herabhängenden weiten Ärmel, die gezackten Lappen (Zaddel) mit anliegender Kleidung deuten in ihrer Übertreibung auf die Festkleidung und den höheren Stand hin. Der Mann trägt die Unterschrift „Trachten der Jungengesellen vom Adell“, die Dame hat den Falkenhandschuh an der linken Hand, auf welcher der Falke sitzt. Vom 14. bis in das 16. Jahrhundert war es bei Männern, wie bei Frauen eine gewisse Zierde oder Mode, auch außer der Jagd mit dem Falken zu gehen, ja, man sieht sie sogar in der Kirche damit.


Frauentracht aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts.
Frauentracht aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts.

 

Frauentracht aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts, entnommen jener Sammlung von Miniaturgemälden, welche wir bei voriger Tafel erwähnten.

 

Die Dame zur Linken hat einen Kopfputz, der aus einem zusammengelegten Tuch besteht, wovon das eine Ende in einem langen Streifen auf der rechten Seite herabhängt und über die linke Schulter gelegt ist. Derselbe wurde um diese Zeit von Männern und Frauen getragen und erscheint am häufigsten in Frankreich und den Niederlanden. Der Kopfputz der Dame zur Rechten ist ganz aus weißen Federn oder Pelzwerk zusammengesetzt, oben mit Zacken aus frei stehenden Goldfäden versehen. Er hat etwas Malerisches und scheint bei vornehmen Damen sehr beliebt gewesen zu sein. Die weiten Ärmel, welche über die engen Unterärmel hingen, waren sowohl in der Art, wie beide Frauen sie tragen, als auch in anderer Weise um diese Zeit sehr beliebt; beide tragen Gürtel mit dem vielfach vorkommenden Schellenschmuck.


Bauersfrau des 15. Jahrhunderts.
Bauersfrau des 15. Jahrhunderts.

 

Bauersfrau des 15. Jahrhunderts, aus den Gemälden der Türflügel, welche den Domschatz zu Aachen verschließen und die wir bereits bei Tafel 339 erwähnten. Diese niederländische Bauersfrau geht in dem, den Besuch bei der Heiligen Elisabeth vorstellenden Bild in einiger Entfernung auf der Landstraße. Als Kopfbedeckung trägt sie einen Aussatz in Form eines abgestumpften Kegels, darüber ein durchsichtiges Tuch, welches etwas über die Stirn reicht und hinten herabfällt. Um die engen Ärmel des Unterkleides zu schonen, trägt sie über dieselben etwas weitere Überzüge, wie man sich jetzt noch ähnlicher beim Schreiben bedient. An dem Gebetsbuch ist der Überzug der Decke nach einer Seite verlängert, welchen sie zusammengeschlagen in der Hand hält. Diese Art des Einbandes war auch bei den prachtvollsten Gebetsbüchern des 15. und des 16. Jahrhunderts sehr beliebt.


Französische Tracht aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts.
Französische Tracht aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts.

 

Französische Tracht aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts, nach einem Miniaturgemälde, welches sich in einem Pergament-Kodex aus genannter Zeit auf der königlich-öffentlichen Bibliothek zu Stuttgart befindet. Sein Inhalt ist die Lebensgeschichte des Heiligen Hieronymus, aus dem Lateinischen in das Französische übersetzt: er enthält fünf Gemälde, von denen vorliegendes das erste ist. Dieses stellt den Übersetzer des Werkes dar (der sich aber in demselben nicht genannt hat), wie er kniend besagtes Buch der Frau Catherine de Coytiny überreicht. Über das alte Geschlecht der Coytiny siehe den Dictionnaire de la noblesse. Paris 1772.

 

Die einfache, geschmackvolle Tracht der vornehmen Dame und ihrer beiden Gesellschafterinnen erscheint als vorherrschend in vielen französischen Kunstwerken des 15. Jahrhunderts. Auch gibt sie sehr ähnlich der Italiener Cesare Vecellio in seinem Trachtenbuch, mit der Aufschrift: Antica di Francia.

 

Der Kniende erscheint in einfacher bürgerlicher Tracht, welche auch die Gelehrten trugen. Er hat breite Schuhe, wie sie in Frankreich und in den Niederlanden schon früher als in Deutschland erschienen.

 

Bei Tafel 343 kommen aus derselben Periode auch schon breite Eisenschuhe am Harnisch eines französischen Ritters vor.



Trachten des 15. Jahrhunderts Teil 5

Trachten des 15. Jahrhunderts Teil 6

Trachten des 15. Jahrhunderts Teil 3