

Helm im Bayerischen Nationalmuseum zu München (mit Aufnahmen des Verfassers).
Durch Schenkung des Herrn E. Bassermann-Jordan, Gutsbesitzers zu Rüdesheim, ist ein Helm der Maximilianszeit in den Besitz des Bayerischen Nationalmuseums zu München gelangt, der wegen seiner außergewöhnlichen Formenschönheit hier abgebildet und besprochen werden soll. Die Glocke des Helmes zieht sich in einem Stück von der Stirn über den Hinterkopf weg bis an den Nacken. Dort setzt sich noch ein aus zwei Platten gebildetes, zweimal geschobenes Nackenstück an. Visier und Kinnreff sind um die Rosette drehbar, in geschlossener Stellung durch einen Federknopf miteinander verbunden, ebenso das Kinnreff mit der Glocke. Der Kamm des Helmes ist gestreift, hochgewölbt und mit drei getrenntlaufenden, schräg gewundenen Wülsten verziert. Auch das angesetzte Nackenstück zeigt diese Dekoration. Löcher zur Befestigung der Zier sind nicht angebracht. Die Faltung des Visiers besteht aus fünf herausragenden Streifen.
Die Erhaltung des Helmes ist gut, auch die Federknöpfe etc. sind intakt, sowie Teile des inneren Lederbezuges noch erhalten. Eine Marke trägt der Helm nicht. Der hohe Wert des Stückes besteht, wie gesagt, vor allem in seiner vorzüglichen Form. Alles ist individuell gebildet, wie für das Gesicht des einstigen Trägers eigens modelliert. Besonders Kinn- und Wangenpartie sind von seltener Schönheit.
Ein Vergleich mit ähnlichen Exemplaren lässt die Vorzüge unseres Helmes noch deutlicher erkennen: Verwandt ist der zur Rüstung Nr. 867 im Bayerischen Nationalmuseum gehörige Helm, aber er erscheint dagegen kurzhalsig und gedrungen, auch wirkt das Metall trotz seiner größeren Schwere blechern. Ebenso bei einem Helm im Germanischen Museum zu Nürnberg, den Essenwein unter Nr. 60 und 61 in seinem Katalog abbildet. Am nächsten noch kommt unserem Stück der schöne Helm der Sammlung Dr. v. Hefner-Altenecks zu München.
Als Entstehungszeit kommen die letzten Regierungsjahre Kaiser Maximilians in Betracht, etwa 1510—1520. Hans Burgkmair hat auf seinem zweifarbigen Holzschnitt von 1508 den Kaiser in einem ähnlichen Helm abgebildet, die gleiche Form zeigt auch die Handzeichnung Dürers in Berlin, doch ist bei beiden Helmen das Kinnreff nicht um die Rosette drehbar, sondern öffnet sich in Scharnieren nach der Seite.
Das Stück wurde von Herrn E. Bassermann-Jordan aus der Sammlung O. Seitz in München erworben; die Provenienz im Übrigen ist unbekannt. Dr. E. B.-J.
Weitere Vereinsnachrichten
Vom k. und k. Heeresmuseum in Wien. Im Laufe des vergangenen Jahres wurden die umfangreichen Sammlungen dieser Anstalt ansehnlich bereichert. An Waffen wurden dem Museum zugewendet: Ein eisernes Hinterladegeschützrohr mit Gabel (Schiffsgeschütz) aus dem 15. oder 16. Jahrhundert; 2 Infanteriegewehre, 1 mexikanisches Infanteriegewehr System Snider, 1 österreichischer Repetier-Karabiner M. 95; 2 rumänische Säbel, je ein Galadegen, Heiduckensäbel, Bajonett für die rumänische Infanterie, Degenstock aus dem 18. Jahrhundert; eine Ulanenpike.
Besonders ergiebig war jedoch der Zuwachs an Fahnen, welche teils von Truppenkörpern, teils von weltlichen und geistlichen Behörden, Kirchen und Klöstern sowie auch von Privatpersonen an das Heeresmuseum eingesendet worden waren. Vom k. u. k. 52. Infanterie-Regiment traf die von 1837 bis 1863 getragene Leibfahne dieses Regimentes ein; das Militär-Stationskommando in Triest wies dem Museum vier Infanteriefahnen aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, darunter drei zu, welche von dem 22. Infanterie-Regiment getragen worden waren; vom Kriegsministerium wurde gespendet die Fahne des Depot-Bataillons des 5. Infanterie-Regimentes; vom Chorherrenstift in Klosterneuburg vier verschiedene Fahnen aus dem 18. Jahrhundert, darunter eine grüne österreichische Infanteriefahne nach der Vorschrift von 1743 und die um 1770 geweihte Leibfahne des 17. Infanterie-Regimentes. Die Pfarrämter von Nagy-Kikinda und Vinkovce übergaben 2 Fahnen des 29. Infanterie-Regimentes, beide im Gebrauch von etwa 1828 bis 1863, die eine mit einem Band vom Jahr 1805, dann Reste einer Standarte aus dem teresianischen Zeitalter.
Erzherzog Friedrich schenkte eine Standarte, welche vermutlich vom 3. Husaren-Regiment um 1737 getragen worden war; Fürst Rudolf zu Liechtenstein spendete 4 Standarten von den Liechtenstein-Dragonern mit den Standartenbändern aus den Jahren 1832, 1841 und 1848; Fürst Edmund Batthyány-Strattmann eine Landsknechtfahne aus dem 16. Jahrhundert, 5 österreichische Infanteriefahnen, 4 Kürassier-, 2 Dragonerstandarten, 5 kahle Standartenstangen, sämtlich aus der Zeit des Kaisers Karl VI., dann 2 schwedisch-hessische Infanteriefahnen und eine Standarte des französischen Dragoner-Regimentes Orleans, Beutestücke aus dem österreichischen Erbfolgekrieg.
Außer diesen hier angeführten Objekten wurden die Schätze des Heeresmuseums durch zahlreiche Spenden an Medaillen, Orden, einer Fülle von Ausrüstungsgegenständen für Mann und Pferd, Modellen, Büchern und Bildern vermehrt, welche für die Kenntnis der Heeresgeschichte von Wert sind.
Als ein besonders erfreuliches Zeichen dafür, dass auch in den breiteren Volksschichten das Interesse für die Aufgaben eines Heeresmuseums zu erwachen beginnt, ist wohl der Umstand anzusehen, dass so viele «kleinere Leute» ihr Scherflein zur Vermehrung der Sammlungen beizutragen beginnen. Ist dieses auch mitunter nur eine Degenkuppel, eine verschossene Lagermütze, welche vom Ältervater ererbt wurden, so liefert das Volk eben schon dadurch, dass es derartige Kleinigkeiten in die Direktionskanzlei eines Museums anstatt zum Trödler trägt, den Beweis, dass es den bildenden Einfluss einer derartigen Anstalt — mag auch dieselbe für den Besuch sehr ungünstig gelegen sein — recht wohl erkennt und zu schätzen weiß.
Dr. Potier.
Auktion. In Wien gelangte im März unter der Leitung des k. k. beeideten Schätzmeisters H. Cubasch eine größere Sammlung von Kunstgegenständen zur freiwilligen Feilbietung, unter welchen sich auch eine Partie vorwiegend morgenländischer Waffen befand. Es muss bemerkt werden, dass auch in diesem Fall leider der Auktionskatalog wieder nach der herkömmlichen Schablone gearbeitet war. Wiederholt schon hatten wir darauf hingewiesen, dass es dem Sammler nicht genügt, wenn er im Katalog liest: Hellebarte, langer Dolch, Reiterpistole etc. Dass dieser Degen, dieses Pulverhorn, welche da an der Wand hängen, kein Kasten, kein Humpen ist, das sagt dem oberflächlichsten Beschauer ein flüchtiger Blick auf die ausgestellten Gegenstände, dazu braucht man keinen Katalog. Für den Kunstfreund, besonders für den auswärts befindlichen, hat nur eine gewissenhafte Beschreibung der feilgebotenen Objekte Wert; das Weshalb brauchen wir hier nicht neuerdings wieder auseinander zu setzen; diese Beschreibung zu geben ist eben die Aufgabe eines guten Kataloges.
Auch einige Irrtümer des Kataloges seien hier richtiggestellt. Die fachliche Bezeichnung für diejenige Waffe, welche unter der Nr. 652 als ein Yatagan mit einer ungewöhnlich langen, geraden Klinge angeführt wurde, ist die einer Flissa aus dem nordwestlichen Afrika; die unter Nr. 673—674 angeführten und angeblich aus dem Himalaya stammenden indischen Kurzschwerter waren nichts anderes, als tscherkessische Kinshals.
Die erzielten Preise (in Kronen Währung) müssen durchwegs als außerordentlich massig bezeichnet werden, was vielleicht damit zusammenhängt, dass die Mehrzahl der Kauflustigen aus Händlern bestand. Zur Orientierung für Sammler sei bemerkt, dass für eine verbeinte Armbrust 100 K., für ein Paar prächtiger Radschlossfaustrohre 280 K., für Schiavonas 18 bis 25 K., für Radschlossgewehre 26 bis 52 K., für je zwei orientalische Pistolen zwischen 10 und 44 K. bezahlt wurden. Ein Paar hübsche japanische Säbel in Lackscheiden fanden für 14 K., zwei sehr reich mit Bein eingelegte türkische Gewehre für 74 K. einen Käufer, während für drei zu orientalischen Pistolen gehörende Ladestöcke 14 K., für ein in Tulasilber gearbeitetes Exemplar 6 K. gegeben wurden.
Ein Entersäbel fand nur schwer für 3 K., ein Galanteriedegen für 6 K., Helmbarten, Spontone für 18, 24, 21 K. einen Liebhaber. Handjars, gewöhnliche Marktware, wurden paarweise um 8 K. erstanden; nur ein Handjar, dessen Griff mit Silberblech belegt und mit Korallen besetzt war, brachte 31 K. ein; albanesische Gürtel mit drei Patronentaschen aus Leder gingen das Paar um 11 K., solche aus Metall sauber getrieben per Stück um 12, 20 und 29 K. weg; Sackpuffer, von welchen einer vier Läufe aus Damaskstahl besaß, wurden per Paar um 6 K., zwei Teichflinten mit eingelegten Schäften um 34 K. losgeschlagen. Spottbillig war eine in Messing geschnittene, reich gravierte, aus Helm, Rundschild und Unterarmzeug bestehende Garnitur einer Rüstung persischen Charakters (42 K.), und eine sehr schöne und gut erhaltene japanische Kriegskleidung (64 K.), deren Helm allein so viel wert war.
Dr. Potier.
Quelle: Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde. Band 2, Heft 3.