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Der Arzt Karl Bonnet und der Werwolf

"Der berühmte Arzt Karl Bonnet erzählt von einem Mann in Prag, welcher gleich einem Wolf oder einer Hyäne allerlei unnatürliche Dinge gegessen und insbesondere aus dem Umstand, weil er die verschiedenartigen Tiere roh mit Fleisch, Haut und Haaren verschlungen hat, der "Pelzfresser" genannt worden ist. Dieser Mensch, den man einem "Wärwolf" nennen möchte, führte seine Kunst für Geld aus und hat zu seiner Zeit viele neugierige Zuschauer gefunden. Wie unser Gewährsmann weiter schreibt, hat der besagte Vielfraß, dessen Namen er nicht angibt, den . Juni  zu Prag in Gegenwart vieler Menschen für eine Belohnung von einem Dukaten ein ziemlich großes, lebendiges Schwein mit Haut und Haaren aufgegessen. Dieses Schwein hatte Bonnet selbst für zwei Reichstaler gekauft. Während der "Pelz"- und "Borstenfresser" das Tier verzehrte, tunkte er bisweilen einen Bissen in das Salz und trank Bier dazu. Als ihn Bonnet fragte, ob ihm denn das Schweinefleisch in diesem blutig-rohem Zustand schmecke, gabe er zur Antwort, dass es ihm viel lieber sei, als wenn es gekocht oder gebraten wäre. Besonders hielt er die Zunge für einen großen Leckerbissen."

 

Textquelle: Zeitspiegel: “Eine chronologische Ährenlese aus der österreichischen Völker- und Staaten-Geschichte. Zur Belehrung und Erheiterung für die reifere Jugend" von Joseph Alois Moshamer 1866


 

Nachtrag vom 08. Juni 2018:

Wir haben noch einen kleinen aber interessanten Beitrag zum Thema Werwolf gefunden und hinzugefügt.

 

Der Werwatz
Merkwürdig ist der in Starkenburg (z. B. Dreieichenhayn) und Oberhessen, wiewohl spärlich, vorkommende Familienname Werwatz, eine "Werwolf" (Grimms mythol. 1048) gleiche Bildung. Er bedeutet eigentlich einen in einen Eber verwandelten Mann. Wie Phillip Dieffenbach aufgezeichnet und mir mitgeteilt hat, so ist in Starkenburg (wahrscheinlich in der Gegend von Dietzenbach) der Ausdruck der "Werwatz" ein Schimpfwort für einen der so gefräßig ist wie ein Watz. In der Wetterau schimpft man einen solchen Menschen "Werwolf". Von spukenden Werwölfen erzählte man sonst an manchen Orten der Wetterau.

 

Quelle: Zeitschrift für Deutsche Mythologie und Sittenkunde. Band 4, Göttingen 1859


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