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Gerätschaften des 15. Jahrhunderts Bd 6 Teil 5

Becken und Schüsseln in Messing getrieben, aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts, im Germanischen Museum zu Nürnberg.
Becken und Schüsseln in Messing getrieben, aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts, im Germanischen Museum zu Nürnberg.

Tafel 391.

 

Ähnliche, ziemlich tiefe Becken wurden in großer Menge vorzugsweise in Nürnberg gefertigt, wo sich auch jetzt noch die dadurch benannte Beckenschlägergasse befindet. Sie bildeten einen über ganz Europa verbreiteten Handelsartikel, von welchem viele Sammlungen der Gegenwart Exemplare aufzuweisen haben. Diese hier mit Ornamenten versehenen gehören nicht zu den ganz gewöhnlichen; die eine davon zeigt in einem Kranz den Schild mit Ausschnitt zum Einlegen der Lanze, wie er im 15. Jahrhundert gebräuchlich war. Die am häufigsten darauf erscheinenden Gegenstände, welche mit Stempeln eingeschlagen wurden, sind: Adam und Eva; eine sitzende Jungfrau, Blumen pflückend; die Verkündigung der Maria; der Heilige Georg zu Pferd; ein Einhorn. In dem Alter dieser Metallarbeiten, welches wir hier auch nur nach dem Charakter der eingeschlagenen Ornamente bestimmen, täuscht man sich oft, weil die dazu gefertigten Stempel häufig von Ende des 14. bis in das 17. Jahrhundert von den Beckenschlägern verwendet wurden. Auch sieht man häufig in den Randverzierungen, wie hier bei dem einen Becken in den fliegenden Zetteln, Inschriften angebracht, deren Auflösung man vergebens versucht, indem die Arbeiter die ererbten Buchstabenstempel nach Belieben einschlugen, ohne nach dem Sinne eines Wortes zu fragen.

 

Der Zweck dieser Becken war kein besonderer; sie dienten zu verschiedenen häuslichen Bedürfnissen und zierten die so beliebten Schau- und Prunkkirchen der deutschen Reichsstädte. Man nennt sie gewöhnlich auch Aderlass-Becken, indem sie zu dem im Mittelalter so beliebten Aderlassen verwendet wurden, und es haben sich solche Schüsseln bis zur neueren Zeit bei älteren Bäderfamilien erhalten.


Grabdenkmal, haut-relief in grauem Sandstein des Heinrich Fries (gest. 1482), Abt von St. Ulrich in Augsburg.
Grabdenkmal, haut-relief in grauem Sandstein des Heinrich Fries (gest. 1482), Abt von St. Ulrich in Augsburg.

Tafel 393.

 

Grabdenkmal, haut-relief in grauem Sandstein des Heinrich Fries (gest. 1482), Abt von St. Ulrich in Augsburg; dasselbe befindet sich in dem Bayerischen Nationalmuseum zu München und war ursprünglich auf dem Grab desselben in dem Kreuzgang von St. Ulrich, welcher später zur Kaserne verwendet wurde. Der Abt trägt das einfache Mönchsgewand und als insultierter Abt die Inful, hier in einer ungewöhnlichen Höhe, wie sie erst im 16. Jahrhundert allgemein wurde. In der Linken hält er den Abtstab, wie ihn auch die Bischöfe führten, mit daran hängendem Sudarium. Wir geben ihn seiner Charakteristik wegen unter A in größerem Maßstab. Er ist im gotischen Stil, zum Gegensatz jener Bischofsstäbe der romanischen Periode, von welchen wir bereits mehrere Beispiele gegeben haben. Zum Vergleich stellen wir unter B einen einfacheren Bischofsstab in etwas früherem gotischen Stil dar, nach dem Grabmonument eines Abtes der Prämonstratenser Abtei Ursberg Johannes Rybler (ebenfalls im Bayerischen Nationalmuseum).

 

Heinrich VIII. (Fries) wurde nach Abt Melchior (gest. 1474) zum Abt von St. Ulrich gewählt. Er begann bereits 1474 den Wiederaufbau der eingestürzten Kirche durch den Steinmetzen Valentin und durch den berühmten Architekten Burkard Engelberg, der auch am Münster zu Ulm gearbeitet hatte. Er erlebte noch die Ausführung der Hauptmauern und Pfeiler des neuen Tempels und starb, wie die Umschrift auf vertieftem Grund seines Denkmals zeigt, am 9. Mai 1482, allgemein betrauert, wegen seiner ausgezeichneten Kenntnisse und Tugenden.


Fragment einer Zunftfahne der Bergleute von Tirol, jetzt in dem Bayerischen Nationalmuseum.
Fragment einer Zunftfahne der Bergleute von Tirol, jetzt in dem Bayerischen Nationalmuseum.

Tafel 394.

 

Fragment einer Zunftfahne der Bergleute von Tirol, jetzt in dem Bayerischen Nationalmuseum.

 

Dasselbe besteht aus grober, ursprünglich weißer Leinwand mit in Ölfarben daraufgemaIten Darstellungen. In der Mitte der rote Adler von Tirol mit Krone, Schnabel, Fängen und sogenannten Kleestengeln in den Flügeln aus Gold. Über demselben das Wappen des deutschen Königs mit schwarzem, einköpfigem Adler in goldenem Feld, zur Rechten desselben das Hauswappen von Österreich (Habsburg) mit silbernem Querbalken in rotem Feld. Zur Rechten des Tiroler Adlers St. Georg in goldener Rüstung, den Drachen erlegend; unter demselben kniend ein Bergknappe in seiner Berufstracht. Man darf annehmen, dass diese Fahne, als sie noch vollständig war, auf ihrer heraldisch-linken Seite als Gegenteil ähnliche Darstellungen, wie auf der rechten zeigte. Zu bemerken ist, dass aus der Kehrseite dieser Fahne sich dieselbe Malerei wiederholt, nur umgekehrt, dass z. B. St. Georg das Schwert aus der rechten, statt wie hier auf der linken Seite trägt.

 

Der Bergsegen in Tirol war im Mittelalter ein sehr bedeutender und eine der Hauptbergwerksorte war Schwaz am Inn mit seinen Silber- und Kupfergruben, aus denen u. a. die Fugger ihre großen Reichtümer schöpften. M. Merian sagt in seiner (Topogr. Tyrol P. 154): „Das Silber- vnd Kupfferbergwerck ist in Schwatz noch umbs Jar 1560 so gut gewesen, dass bis in die 30,000 Personen täglich darin gearbeitet haben.“ Vermutlich stammt auch diese vorliegende Fahne aus Schwaz.



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