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Waffen und Waffenteile des 15. Jahrhunderts Bd 6 Teil 1

Helm und Halsbedeckung (Barthaube) aus dem 15. Jahrhundert.
Helm und Halsbedeckung (Barthaube) aus dem 15. Jahrhundert.
Helm und Halsbedeckung (Barthaube) aus dem 15. Jahrhundert.
Helm und Halsbedeckung (Barthaube) aus dem 15. Jahrhundert.

Tafel 365.

 

Helm und Halsbedeckung (Barthaube) aus dem 15. Jahrhundert.

 

Der Helm oben links von der Seite und rechts von vorn dargestellt, wird im Museum zu Darmstadt aufbewahrt. Die Hals- oder Kinnbedeckung darunter, links von der Seite und rechts von vorn gegeben, befand sich im Besitz des Hauptmanns Müller zu Bamberg. Zur Veranschaulichung wie diese Waffenstücke getragen wurden, dienen unten die Darstellungen von drei Kriegern, nach alten Handzeichnungen, im Besitz des Verfassers. Diese Art, Kopf und Hals zu schützen, kam um die Mitte des 15. Jahrhunderts fast in allen christlichen Ländern in allgemeine Aufnahme und wurde mit Beginn des 16. Jahrhunderts durch das Aufkommen des Visierhelmes, dem sogenannten Armet, welcher zugleich Kinn und Hals umschloss, allmählich verdrängt.

 

Der vorliegende Eisenhut, Schaller (Salade), ist aus einem Stück getrieben, wiegt fünf Pfund, misst im Durchmesser von vorn nach hinten 0,45 m, von einer Seite zur anderen sowie von oben nach unten 0,22 m. Vorn ist er mit einem Schlitz für die Augen versehen, indem er beim Kampf über das Gesicht herabgezogen wurde. Beim gewöhnlichen Tragen schob man ihn so weit in die Höhe, dass der obere Teil des Gesichtes frei war. Beide Arten des Tragens zeigen unten die drei Halbfiguren. Der untere Teil des Gesichtes und des Halses wurde durch die Barthaube geschützt; man sieht diese ebenfalls hier von der Seite und von vorn. Das Wort Barthaube kommt in Verzeichnissen von Waffen und Baugeräten des 16. Jahrhunderts häufig vor.

 

Diese Harnischteile, welche wir hier geben, dienen als Ergänzung und nähere Erklärung der Harnische, welche wir bereits nach der Wirklichkeit wie nach Grabmonumenten gegeben haben.


Hans von Ingelheim, gestorben 1480, nach dem Grabmal dieses Ritters aus rotem Sandstein.
Hans von Ingelheim, gestorben 1480, nach dem Grabmal dieses Ritters aus rotem Sandstein.

Tafel 372.

 

Hans von Ingelheim, gestorben 1480, nach dem Grabmal dieses Ritters aus rotem Sandstein in der Kirche zu Ober-Ingelheim am Rhein. Die halb lateinische und halb deutsche Inschrift darauf heißt: Anno domini MCCCCLXXX penultima die marcy (martii) starb der holtselig loiblich strenge her hantz von Ingelnheim ritter dem Gott gnade.

 

Zu derselben Zeit, wie bei jenem Denkmal auf Tafel 280, sind auch hier die Wappen heruntergehauen worden (1792), welche die Pracht dieses meisterhaften Werkes mit der fast freistehenden Figur sehr erhöht hatten. Was die höchst charakteristische Waffentracht dieses Ritters betrifft, so haben wir dieselbe bereits durch Originalrüstungen mehrfach vorgeführt. Bemerkenswert ist die fast mannshohe Streitaxt, auch Mordhacke genannt, welche der Ritter nebst einem Rosenkranz in der rechten Hand hält. Diese Waffe wurde nur im Kampf zu Fuß gebraucht und erscheint im 16. Jahrhundert seltener, indem die lange Hellebarde sowie der kurze Faustkolben sie verdrängte. Den Ansatz des Hakens auf der Brustplatte zum Einlegen der Lanze, welcher gleichwohl verstümmelt ist gibt A in größerem Maßstab ebenso B den Riegel, mit welchem der Halsschirm befestigt ist; C den Schwertgriff und D die Kniekachel von der äußeren Nebenseite des linken Beins.


Wappenschilde aus den Jahren 1463 – 1486.
Wappenschilde aus den Jahren 1463 – 1486.

Tafel 375.

 

Wappenschilde aus den Jahren 1463 – 1486, welche sich an der silbernen Kette der ehemaligen Armbrustschützengilde zu München als Stiftung verschiedener Mitglieder dieser Gesellschaft befinden. Wir geben diese Schilde einstweilen, als die ältesten Teile, die Kette selbst wird mit ähnlichen Schilden späterer Zeit nachfolgen. Vorliegende Abbildung zeigt A in der Mitte den ältesten Schild der Kette vom Herzog Hans von Bayern im Jahre 1463 gestiftet; eine höchst zierlich aus Silber gegossene Rankenverzierung mit spielenden Affen und Vögeln umgibt das Wappen von Bayern und der Pfalz. Die vergoldeten Löwen mit roten Kronen stehen in schwarz-emailliertem Feld, die blauen Wecken sind ebenfalls emailliert; auf einem fliegenden Band steht: Hans Hertzog 1463. Hierauf folgt dem Alter nach unter B der Wappenschild des Hainrich part 1486. Derselbe, am oberen und unteren Rand weit vorgebogen, zeigt einen in Silber gegossenen und ziselierten bärtigen Kahlkopf auf schwarz-emailliertem Feld. Die Patrizierfamilie Bart in München war weit verzweigt und sehr reich, wie die vielen noch bestehenden Stiftungen zeigen. Der quadrierte Schild unter C mit schwarz-emailliertem Balken in goldenen und mit silbernen Doppeladlern in schwarz-emaillierten Feldern, trägt auf der Rückseite die Inschrift: Hans graff zu sarwerden. (Wahrscheinlich die Grafschaft Saarwerden im Elsass.) D ist ein unbekanntes graviertes Wappen, mit einer durch eine goldene Krone gesteckten Band.

 

E zeigt einen aus Silberblech geschnittenen und gravierten Wappenschild, mit zwei gekreuzten Zeptern, einer Inful als Helmzierde und einem fliegenden Band über dem Schild mit der Inschrift: C. V. VENIGEN, wohl von der rheinischen Familie von Venningen. (Siebm. I, 122.)



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