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Gerätschaften des 15. Jahrhunderts Bd. 6 Teil 1

Hausaltar Mittelalter 15. Jahrhundert Deutschland.
Hausaltärchen mit der Statue des Heiligen Mauritius aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts, seiner Zeit im Besitz des Grafen Franz von Pocci in München.
Verzierungen des Hausaltares
Farbenprächtige Ornamente des Hausaltars.

 

Tafel 361 und 362.

 

Hausaltärchen mit der Statue des Heiligen Mauritius aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts, seiner Zeit im Besitz des Grafen Franz von Pocci in München.

 

Bei diesem Werk mittelalterlicher Pietät ist anzunehmen, dass der Besitzer, welcher es stiftete, ein Ritter war, diesen Namen führte und sich selbst als Mauritius darstellen ließ, wie es damals sehr oft vorkam. Die eigentümlichen Gesichtszüge, wie die Rüstung, welche gleich einem Modell für Waffenschmiede jener Zeit ausgeführt ist, geben Grund zu dieser Vermutung. Das ganze Werk besteht aus Holz, ist sorgfältig vergoldet, versilbert, bemalt und auf seltene Weise in seinen ursprünglichen Farben erhalten.

 

Der Ritter trägt die hohe Mütze, mit Hermelin besetzt, welche zu jener Zeit Personen gräflichen Standes bezeichnete. Die Rüstung, wie sie um das Jahr 1450 allgemein wurde und gegen das Jahr 1490 in andere Formen überging, ist hier versilbert und teilweise vergoldet, nur das Riemenwerk, der wenig sichtbare Waffenrock und die ledernen Schnabelschuhe sind zinnoberrot. Der goldene Schild hat eingravierte Ornamente, in der Mitte einen eisenfarbenen Beschlag und oben mit roten Buchstaben die Worte: „sant mauritz“. Der Untersatz (predella), welcher, wie alle Gesimse und Leisten, von grauer Farbe ist, zeigt in seiner Bemalung das Schiff der Heiligen Ursula mit ihren Jungfrauen.

 

Die Rückseite und die äußeren Ansichten der beiden schmalen Seitenwinde dieses Altärchens erscheinen auf der folgenden Tafel Nr. 362 in größerem Maßstab. Sie bestehen aus Flächen mit wenig vorspringendem Rand. Die darauf mit sicherer Hand in schwarzen Umrissen entworfenen Ornamente heben sich hellgrün von dem dunkelgrünen Grund ab, haben einfach schraffierten Schatten und scharf aufgesetzte Lichter; einzelne Blumen in verschiedenen Farben erhöhen den Eindruck des Ganzen. Diese Art der Ornamentik wurde in der Mitte des 15. Jahrhunderts bis in den Anfang des 16. in den Flächenräumen der Predellen und Rückseiten von Altären, wie auch auf Holzvertäfelungen der Zimmer mit besonderer Vorliebe angewendet; von letzterer Art sehen wir noch jetzt die Anwendung in einem Kabinett der Veste Salzburg.


Statuette von Silber, aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts.
Statuette von Silber, aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts.

 

Tafel 366.

 

Statuette von Silber, aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts in dem Schatz des Domes zu Regensburg. Dieses Meisterwerk deutscher Silberschmiedekunst, welches den Heiligen Sebastianus darstellt, bildet zugleich ein Reliquiarium, in dem die Statuette einen Knochen desselben Heiligen, oben und unten in Gold gefasst und mit Rubinen besetzt, in der linken Hand hält; in der rechten hat sie einen Pfeil, das Attribut des Heiligen Sebastian. Die Figur mit dem Postament beträgt in der Höhe 0,35 m und ist mit besonderer Geschicklichkeit in Silber getrieben. Das Ganze ist vergoldet, mit Ausnahme aller nackten Teile, welche das reine Silber zeigen.


Schrein im gotischen Stil, aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts.
Schrein im gotischen Stil, aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts.

 

Tafel 367.

 

Schrein im gotischen Stil, aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts; seiner Zeit im Besitz des Oberleutnants Sommer in München. Dieser Schrein ist aus Nussbaumholz und mit ungemeiner Zierlichkeit in den Ornamenten gefertigt; sämtliche Beschläge sind von verzinntem Eisen. Wahrscheinlich diente derselbe in einer Sakristei zum Aufbewahren von kirchlichen Utensilien, wo man ihn schon in früher Zeit mit einem Dach und einer Bekrönung von gotischem Giebel und Maßwerk versehen hat, was gegen die Art solcher Schreine war, da dieselben ursprünglich nach ihrem obersten Gesimse nur einen flachen Abschluss hatten.

 


Quelle Text und Bild: Trachten, Kunstwerke und Gerätschaften vom frühen Mittelalter bis Ende des achtzehnten Jahrhunderts nach gleichzeitigen Originalen (Bd. 6).


Gerätschaften aus dem 15. Jahrhundert Band 6, Teil 1

Gerätschaften aus dem 15. Jahrhundert Band 6, Teil 2

Gerätschaften aus dem 15. Jahrhundert Band 6, Teil 3


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