Die Indianer Nordamerikas

Eine Studie von Theodor Waitz

Coverbild Die Indianer Nordamerikas
Rückansicht Indianerdorf mit Teepees

Wir haben die Studie vom weltbekannten Forscher fremder Kulturen des 19. Jahrhunderts, Theodor Waitz, neu verlegt und den Text nach der neuen deutschen Rechtschreibung zum besseren Lesefluss und Verständnis überarbeitet. Ziel von uns ist es, dieses Meisterwerk von 1865 mit dem fundierten Hintergrundwissen über die nordamerikanischen Indianer dem heutigen Publikum wieder zur Verfügung zu stellen und zugleich den Ladenpreis von 16,95 Euro gering zu halten.

 

 

Buchdetails:

Ladenpreis: 16,95 Euro

ISBN: 978-3-7450-0868-5

Autor: Theodor Waitz

Format: Taschenbuch

Seiten: 207 in deutscher Sprache

1. überarbeitete Auflage 2017 (original von 1865)

Erscheinungstermin: 05.08.2017

 

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Leseprobe:

 

Mannigfache Arten des Aberglaubens
Da es gewöhnlich ein Tier ist, von dem sich die Indianer den Kranken besessen denken, so ist es nur natürlich, dass manche Völker, wie die Itonamas und Cajuvavas in Moxos, ihrem Kranken, sobald sie Rettung nicht mehr möglich glauben, Augen, Mund und Nase fest zuhalten, sodass er erstickt, damit der Tod nicht aus ihm herauskomme und noch andere ergreife.


Viele Sitten der Indianer gründen sich auf ihren Aberglauben. Ihre Teepees machen die Sioux immer von Büffelhäuten und nichts könnte sie dazu bewegen, statt derselben etwa Hirschhäute dazu zu nehmen. Vor vielen Jahren, so erzählte man Mrs. Eastman, machte einmal eine Frau einen Teepee aus Hirschfellen, sie wurde aber plötzlich krank und starb unmittelbar darauf. Einen Grund für ihren Tod musste man finden und da man keinen anderen wusste, schlössen die Indianer, dass sie ihren Tod durch die Verwendung von Hirschfellen zu ihrem Teepee sich selbst zugezogen habe. Seit dieser Zeit hat man immer Büffelhäute dazu genommen.


Die Frauen sollen womöglich noch abergläubischer sein, als die Männer. Bei den Sioux darf eine Frau den Sack nicht einmal berühren, der Kriegsgeräte enthält und nichts würde sie dazu bewegen können, in einen Spiegel zu sehen, denn, wie die Medizinmänner sagen, würde Blindheit oder sogar der Tod die unausbleibliche Folge davon sein.


Zeigt sich ein Nordlicht, so ziehen die Sioux in voller Kriegsrüstung gegen dasselbe aus, stellen sich dann in Schlachtordnung und schießen mit Flinten oder mit Bogen und Pfeilen nach ihm, um es durch Bedrohung zu erschrecken und zu verjagen oder zu zerstören. Ein ähnliches Verfahren beobachten sie auch öfters gegen ein heraufziehendes Gewitter. Wünschen sie nämlich ein solches durch Drohungen abzuwenden, so ziehen die Kämpfer aus, welche diese Kunst ausschließlich für sich in Anspruch nehmen, mit ihren Waffen, der magischen Trommel und einer besonderen Art von Pfeife versehen, die aus dem Flügelknochen des Adlers gemacht ist. So gerüstet rennen sie fort, feuern auf die Gewitterwolke, schreien, pfeifen, lärmen und trommeln, um sie wieder weg zu scheuchen.


Zu den sonderbarsten Arten ihres Aberglaubens gehört auch diejenige, mit welcher Catlin als Maler zu kämpfen hatte. Die Indianer glaubten nämlich, dass ihnen dadurch, dass sie abgemalt würden, ein Zauber angetan und ihnen selbst von ihrer Lebenskraft und ihrem eigenen Wesen etwas entzogen werde, das der Maler auf die Leinwand auftrüge. Doch ließ sich ihr Misstrauen gewöhnlich beruhigen und sie waren dann stolz auf die Ehre, sich selbst in einem zweiten Exemplar vor sich zu haben und von ihren Freunden wiedererkannt zu sehen. Wie völlig unberechenbar indessen diese Menschen in ihrem Denken und Handeln sind, lehrt der sehr ernsthafte Streit, zu dem einst Catlin geriet, als er einem Häuptling im Profil gemalt hatte. Ein anderer nämlich, der diesem Häuptling Übles wollte, warf ihm sogleich vor, er sei nur ein halber Mann, das beweise ja das Bild, seine andere Hälfte tauge nichts und fehle deshalb auf diesem. Der Streit wurde gefährlich, da man nun anfing, sich an den Maler zu halten und ihm die Schuld gab und es kostete viele Mühen, den Frieden wiederherzustellen.


Das Vorstehende wird ausreichen um zu zeigen, wie durchaus unerschöpflich der Aberglaube der Indianer ist und wie er es in der Tat für einen zivilisierten Menschen fast zur Unmöglichkeit macht, mit einiger Ruhe und Sicherheit unter ihnen zu leben, weil die Gedanken, von denen sie sich im Handeln leiten und bestimmen lassen, durchaus ohne bleibenden inneren Zusammenhang sind und oft den bizarrsten Einfällen weichen müssen, die irgendein zufälliger Umstand ihnen eingibt. Träume und Visionen, die in einem Zustand der Schwäche oder der Aufregung sich ihrer bemächtigen, gelten ihnen immer als übernatürliche Offenbarungen und sie glauben sich zu einer Menge von sonderbaren Handlungen verbunden, von deren Ausführung nach ihrer Ansicht aller Erfolg abhängt, den sie erreichen, sei es im Krieg oder in der Liebe, auf der Jagd oder bei irgendeiner anderen Unternehmung. Diese Sonderbarkeiten nennen sie „Medizin“. Der eine isst den rechten, ein anderer den linken Flügel eines Vogels nicht. Einige stoßen, so oft sie rauchen, mit dem dicken Ende der Pfeife auf den Boden, andere wollen mit allem was sie sprechen, das Gegenteil sagen. Einer bildet sich ein, dass alles für ihn verloren sei, wenn er nicht jeden Weißen, der ihm begegnet, zwänge, einen Napf voll kaltem Wasser zu trinken. Einem anderen hat der große Geist im Traum gesagt, dass er immer um Mitternacht ein gewisses Lied singen müsse. Dies alles wird dann natürlich als höchst wichtiges Geschäft getrieben und mit größter Regelmäßigkeit ausgeführt.

 

 

 

 

Das Inhaltsverzeichnis:

 

CHARAKTERISTIK DES INDIANERS IN ETHNOGRAPHISCHER HINSICHT
Mannigfaltigkeit der Indianersprachen
Wanderungen der Indianerstämme in früherer Zeit
Abnahme und Untergang der Indianer durch Kriege, Branntwein und Krankheit
Ungefähre Zählung der Indianer
Übersicht der Indianerstämme nach ihrer geographischen Verbreitung
Veränderung des Indianercharakters nach Berührung mit den Weißen


HISTORISCHE SCHICKSALE DER INDIANER
Geschichte der Niederlassungen der Engländer in Virginia
Geschichte der Niederlassungen der Engländer in Massachusetts
Sittliches Sinken der Indianer infolge der Behandlung durch die Engländer
Die Kriege mit den Creeks, Choktaws, Chickasaws und Chirokees
Ernstes Streben der Indianer zum Fortschritt und zur Zivilisation
Der Krieg mit den Seminolen
Die Umbildung des Indianercharakters der südlichen Stämme
Der Einfluss der Weißen auf die nördlichen Stämme der Irokesen
Annäherung des Indianers an zivilisiertes Leben


ZIVILISATIONSFÄHIGKEIT DES INDIANERS
Einzelne Beispiele befähigter Indianer

 

PHYSISCHE EIGENTÜMLICHKEITEN DES INDIANERS
Künstliche Abplattung des Schädels


KULTURHISTORISCHE SCHILDERUNG
Subsistenz- und Genussmittel
Der Büffel und die Prärie
Äußere Ausstattung des Lebens
Familienleben und geselliger Verkehr
Die Stellung der Frau in der Familie und die Polygamie
Erziehung der Kinder
Namensgebung der Kinder
Anstand, Ernst und Würde des Indianers
Standhaftigkeit im Ertragen von Schmerzen
Schweigsamkeit im geselligen Verkehr
Politische und soziale Verhältnisse
Geringes Zusammenhalten im Krieg
Der Bund der „sechs Völker“
Häuptlinge für Krieg und Frieden
Die Abstammung von der Mutter bestimmt über edle oder unedle Geburt
Ursachen der inneren Indianerkriege
Art der Kriegsführung
Der Skalp als Trophäe
Temperament und Charakter
Grausamkeit und Rachedurst
Ehemaliger Kannibalismus
Religion
Der Glaube an den Riesen Haokah
Weitere Gottheiten der Indianer
Glaube an das Leben nach dem Tod
Selbstpeinigung als Gottesverehrung
Der Skalptanz
Medizinmänner und Wundertäter als Veranstalter von Festen
Der Sonnen- und Hundetanz
Abergläubische Vorstellungen von den Tieren
Die „Medizin“ der Indianer
Die Medizinmänner
Mannigfache Arten des Aberglaubens
Erfolglosigkeit der Missionare
Sittliche Vorstellungen
Rechtsbegriffe der Indianer
Vorstellungen von Strafe und Wiedervergeltung
Ehrlichkeit, Lüge und Diebstahl
Das Schließen und Halten von Verträgen
Intellektuelle Bildung und Begabung
Bilderschrift
Unvollkommene Erkenntnis der Zeiteinteilung
Die Beredsamkeit
Witz und Schlauheit
Indianerpoesie
Liebeslied
Kinderlied