Mythologie und Zivilisation der nordamerikanischen Indianer

Zwei Abhandlungen

Mythologie und Zivilisation der nordamerikanischen Indianer

Mythologie und Zivilisation der nordamerikanischen Indianer
Zwei Abhandlungen


Autor: Karl Knortz

 

92 Seiten

Format: Softcover

Bindung: Taschenbuch

Sprache: Deutsch

ISBN: 978-3-746718-91-0

Ladenpreis: 9,95 Euro

Veröffentlicht: 23.04.2018

 

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In diesem Buch von Karl Knortz werden zwei Abhandlungen über die Indianer veröffentlicht. In der ersten Abhandlung wird über die mythologischen Überlieferungen und Volkssagen der nordamerikanischen Indianer berichtet und beispielhaft einige Sagen von Indianer-Stämmen erzählt. Die Idealen, Wünsche, Hoffnungen und das Verständnis des Indianers zur Natur werden in diesen Stammessagen offenbart. Knortz geht auch auf einige Stammesgötter direkt ein, die heute fast völlig in Vergessenheit geraten sind. Diese Sammlung von aufgeschriebenen Erzählungen der Indianer sind heute ein literarischer Schatz, der uns einen besonderen Einblick in die Sagenwelt der nordamerikanischen Indianer gibt.


In der zweiten Abhandlung geht Knortz auf die Zivilisationsfähigkeit der nordamerikanischen Indianer ein. In der Mitte des 19. Jahrhundert gab es noch halbzivilisierte und völlig von der Zivilisation der weißen Siedler unberührte Indianerstämme in Nordamerika. Knortz berichtet über die Erfolge und Misserfolge und Rückschläge von den Zivilisationsversuchen durch Prediger, Religionsgemein-schaften und staatlichen Förderprogrammen. Dabei zeigt Knortz auch den häufigen Missbrauch von öffentlichen Geldern, die Korruption und die daraus entstehenden Indianeraufständen in den Reservaten auf, die unzählige Leben auf beiden Seiten hervorriefen.


Dieses Buch gibt einen schonungslosen Blick frei auf den Zustand der Indianer-Stämme in den Vereinigten Staaten in der Mitte des 19. Jahrhunderts durch die Augen eines neutral urteilenden Betrachters, ohne mit einer romantisch verklärten oder vorurteilshaft beladenen Meinung.

Auszug aus dem Buch:

 

Das Wort „manito“ als Universalwort für Unerklärliches

Das Wort „manito“ als Universalwort für Unerklärliches Wir treten gewöhnlich mit Fragen an sie heran, die, da sie unserer Geistesrichtung und Anschauungsweise entsprechen, ihnen gänzlich unverständlich sind. Denn wir gehen von Prämissen aus, die wir auch bei ihnen als selbstverständlich voraussetzen, die ihnen aber in Wirklichkeit völlig fremd sind. Auf die Frage nach einem Gott als dem, wie Feuerbach sagt, „über das objektive Wesen des Menschen gestellte subjektive Wesen“ haben sie meist keine Antwort, weshalb auch den Missionaren die Übersetzung des betreffenden Wortes stets große Schwierigkeit bereitet und sie mitunter zwingt, zu langen Umschreibungen ihre Zuflucht zu nehmen. Fragt man aber nach ihren Göttern, die von ihnen verehrt und angebetet werden und denen sie einen gewissen Einfluss auf ihr Wohl und Wehe zuschreiben, so wird man wahrlich nicht lange auf eine Antwort zu warten haben.


Ein jedes Volk hat seine Götter. Wo der Algonkin-Indianer etwas Unbegreifliches bemerkt, ist ein manito im Spiel und da dieses Wort zugleich „Geist“ und „der Erste“ bedeutet (z. B. manito-gisis, Januar), so setzen ihm die Missionare zur speziellen Bezeichnung ihres christlichen Gottes das Eigenschaftswort gitschi (groß) vor. Zahlreiche Komposita in jener Indianersprache zeigen deutlich, dass man unter dem Wort manito überhaupt etwas Unbegreifliches und Geheimnisvolles versteht. So heißt z. B. der Stahl manito-biwabik. Letzteres Wort aber bedeutet „Fels“ und da die Algonkins im Stahl etwas außerordentlich Hartes erblickten und die Bereitung desselben für sie ein Geheimnis, also manito war, so bildeten sie jene charakteristische Zusammensetzung. Die Fabrikation des Tuches war ihnen ebenfalls unbekannt und ein daraus verfertigtes Kleidungsstück nannten sie zum Unterschied von ihrer gewöhnlichen Kleidung manito-wegin oder geheimnisvolles Fell.


Das chippewaische Zeitwort manitowis heißt so viel, als für einen Zauberer angesehen werden.

Was der Algonkin manito nennt, wird vom Dakota mit dem Ausdruck wakan bezeichnet. Wakanecon heißt Zauberei treiben, wakan-tauka der Große Geist und wakan-hdi (hdi meint „kommen“) Blitz, also etwas geheimnisvoll Kommendes. Was ihm unbegreiflich ist, ist wakan für ihn. Er sieht Sonne, Mond und Sterne an, weiß aber nicht, wer sie gemacht hat und woraus sie bestehen. Er hört die Winde, aber die Natur und Entstehung derselben sind ihm unbekannt und daher wakan. Das erste Dampfboot, das der Dakota sah und das sich vorwärts bewegte ohne Ruder und Segel und das stets den rechten Weg fand, ohne dass es Augen hatte, war wakan für ihn. Das Pferd, das ihm erst durch die Europäer bekannt wurde und das er stets sehr hoch schätzte, nennt er schunka-wakan oder heiliger Hund.


Da die Tschinuks keinen den Ansichten der Missionare entsprechenden Namen für Gott hatten, bildeten sie selber einen, nämlich sagh-alie-tyee, was wörtlich übersetzt „der große Häuptling“ bedeutet1. Die Creeks nennen ihren Hauptgott „Meister des Atems“. Die Tscherokesen [Cherokee] den „ältesten der Winde“ und die Choctaws heißen ihn einfach „Sturmwind“. Die Hidatsa-Indianer haben dafür den Ausdruck itakatutas, was ungefähr „der Zuerstgeschaffene“ bedeutet. Der in den Sagen der Quichez eine bedeutende Rolle spielende Gott Hurakan repräsentiert einfach den Sturm und das Buch „Popol Vuh“ sagt deshalb von ihm: „das Licht ist das erste Zeichen des Gottes Hurakan. Dann kommt die Bahn des Strahls und zuletzt das Einschlagen des Blitzes.“ Eine ähnliche Bedeutung haben die mexikanischen Götter Tlaloc und Mixcoatl, welch letzterer Name auf Deutsch „Wirbelwind“ oder „Wolkenschlange“ heißt. Die Nootkas nennen ihren Gott Quahootze. Wenn ein Sturm wütet, so klettern sie auf die Dächer ihrer Häuser und sehen nach den Wolken, der Heimat ihres Gottes, und bitten ihn inbrünstig, doch ja recht bald das böse Wetter vorüberziehen zu lassen.


Quetzalcoatl, der Hauptgott der Azteken, dessen Name gewöhnlich mit „gefiederte Schlange“ übersetzt wird, war nicht allein Repräsentant der Luft, als welcher er vier Diener hatte, sondern auch der Sonne, weshalb er wie alle Lichtgötter mit heller Gesichtsfarbe dargestellt wird. Außerdem trug er lange Kleider und einen langen Bart. Seine Symbole sind: der Vogel, die Schlange, das Kreuz und der Feuerstein, also Wolken, Blitz, die vier Winde und das durch den Blitz erzeugte Feuer. Nach Herrera hatte Quetzalcoatl den Körper eines Menschen und den Kopf eines Vogels mit rotem Schnabel und heraushängender Zunge. Nach Acosta war sein Bild mit edlen Metallen verziert, denn da er Gott der Fruchtbarkeit war, war er auch zugleich Gott des Reichtums. Das Kreuz war bei den Azteken das Sinnbild des Regens, mithin des befruchtenden Elements oder der vier Winde als Träger desselben. Ihr Name dafür war tonacaquahuitl, „Baum eines Lebens oder Fleisches“. Das erste Kreuz, welches die Spanier auf dem neuen Kontinent sahen, stand im Hof eines Tempels auf der Cozumel-Insel und wurde von den Eingeborenen zur Zeit der Dürre angebetet. (Eine Analogie hierzu finden wir in dem nordischen Thor mit seinem kreuzförmigen Hammer, dessen nahe Beziehung zum Gewitter noch in dem Fluch „Kreuzdonnerwetter“ erhalten ist).


Wo Quetzalcoatl regierte, sangen die Vögel muntere Lieder und wenn er fortging, d. h. wenn es Nacht wurde, nahm er sie mit sich. Die dem „Himmel“ entfallenden Meteorsteine entsprangen eigentlich ihm und waren ihm daher geheiligt.

 

Blogartikel: Indianersagen von der Entstehung der Erde

 

 

Inhaltsverzeichnis

 

Mythologie der Indianer
Mythologie und Natursymbolik als Beginn einer Religion
Das Wort „manito“ als Universalwort für Unerklärliches
Die Zahl 4 in der Mythologie
Tiere in der Mythologie
Die Verehrung des Feuers
Heldenhafte Fabelwesen und Hauptgötter
Sagen von der Entstehung der Erde
Sagen über die Entstehung der Menschheit
Zwillingsgeburten als böses Omen
Existenz und Fortdauer der Seele
Schutzgeister und Medizinmänner
Die Zivilisation der nordamerikanischen Indianer
Das Verhältnis des Indianers zur Arbeit
Grausamkeit der Indianer gegenüber Gefangenen
Ablehnung europäischer Religionen
Wie der Alkohol den Untergang der Indianer beschleunigte
Schätzungen zur indianischen Bevölkerungsgröße
Die Grenzen der missionarischen Tätigkeit in der Zivilisationsarbeit
Zustand der Indianer in staatlichen Reservaten in New York
Zustand der Indianer in staatlichen Reservaten in Michigan
Zustand der Indianer in staatlichen Reservaten in Wisconsin
Zustand der Indianer in staatlichen Reservaten in Minnesota und Nebraska
Zustand der Indianer in staatlichen Reservaten Kansas
Zustand der Indianer in staatlichen Reservaten im Indianischem Territorium
Zustand der Indianer in staatlichen Reservaten in Montana
Zustand der Indianer in staatlichen Reservaten in Wyoming
Zustand der Indianer in staatlichen Reservaten in New Mexico, Arizona, Nevada, Washington und Oregon
Schlussbetrachtung zur Zivilisierung der Indianer
Letzte wilde Indianer-Stämme der USA
Kritik an korrupte Indianer-Agenten
Positive Auswirkungen der Zivilisation der Indianer durch die Religionsgemeinschaft der Quäker
Eingriffe der US-Regierung in Indianer-Angelegenheiten