· 

Der Soldat in der deutschen Vergangenheit Teil 8

Tross. Holzschnitt aus dem Triumpfzug Maximilians I. von H. Burkmair (1473-1531). Berlin, Kupferstichkabinett.
Tross. Holzschnitt aus dem Triumpfzug Maximilians I. von H. Burkmair (1473-1531). Berlin, Kupferstichkabinett.

Glänzend gestellt waren die Doppelsöldner, die mit einer Rüstung versehen, in den ersten Reihen stehend den Anprall der Spießerhaufen abhalten mussten. Sie erhielten oft nicht nur den doppelten, sondern bis zu 10 Gulden Sold. Von einer Hauptschlacht oder Erstürmung an wurde ein neuer Soldmonat gerechnet. Zu diesem gesetzlichen Erwerb kam der unersetzliche, aber für selbstverständlich erachtete durch Beute und Schatzung von Gefangenen. Selbst stellen musste der Geworbene Waffen und Kleidung, doch wurden ihm erstere auch vom Kriegsherrn gegen Soldabzüge geliefert und für letztere war einzig das Belieben des Einzelnen maßgebend.


Buntscheckige Mannigfaltigkeit ist von der äußeren Vorstellung eines Landsknechtshaufens untrennbar. Die durch Strapazen oder mit absichtlicher Missachtung wertvollen Stoffes bewerkstelligte Zersetzung des Gewandes wurde Modetracht, indem man aus den Schlitzen der gepufften Kleider das bunte Unterfutter hervorquellen ließ.

Maximilian schlägt 1504 bei Regensburg die böhmischen Hilfstruppen Pfalzgraf Ruprecht. Gleichzeitiges Augsburger fliegendes Blatt. München, Hofbibliothek.
Maximilian schlägt 1504 bei Regensburg die böhmischen Hilfstruppen Pfalzgraf Ruprecht. Gleichzeitiges Augsburger fliegendes Blatt. München, Hofbibliothek.

Die Gelegenheit zu leichtem Erwerb, die sich damals auch dem gewöhnlichen Kriegsmann bot, hatten noch in weit höherem Maße die Hauptleute, zumal wenn sie Ruf besaßen und in der Lage waren, ihre Dienste unter den günstigsten Bedingungen an den Mann zu bringen. Nicht häufig, aber doch hin und wieder tauchen in den deutschen Kriegshändeln Condottieren-Gestalten [Söldnerführer] empor, die mit dem Mit des Haudegens die kühle Berechnung des Geschäftsmannes verbinden. Eine solche ist der bürgerliche Sebastian Schertlin von Burtenbach, der durch seine Tüchtigkeit zum Ritter und kaiserlichen Feldhauptmann aufstieg und als reicher Grundherr gestorben ist. Die Mittel zu solchem Erwerb waren freilich recht unlauterer Natur: die eigennützige Ausbeutung ihrer Stellung, das „finanzen“, wie es auch bei den Beamten des 16. Jahrhunderts im Schwange war.


Das unheilbare Hauptübel des Landsknechtswesens, die Wurzel aller anderen und Ursache seines Untergangs war die Unmöglichkeit regelmäßiger Bezahlung und dadurch bedingte Permanenz einer auffälligen Stimmung. Selbst wenn die für den hohen Sold nötigen Gelder vorhanden waren, verschwand ein Teil davon in den Taschen der Offiziere, die ja zum Zweck der Werbung Pauschalsummen erhielten, eine Versuchung, möglichst viel zu erübrigen, der kaum einer widerstand. „Wir befinden, dass ihr sehr willig seid, von dem unsern auszugeben und Geld einzunehmen zu eurem besten“, schrieb einmal Landgraf Philipp von Hessen an seine militärischen Kassenbeamten.

Landsknecht im 16. Jhd. Holzschnitt von Schäufelin (1480-1540). München, Kupferkabinett.
Landsknecht im 16. Jhd. Holzschnitt von Schäufelin (1480-1540). München, Kupferkabinett.

Die Folge der unvermeidlichen Soldstockungen war regelmäßig Meuterei, infolge deren das Heer oft auseinanderlief oder die Waffen gegen die Offiziere kehrte, die es zu beschwichtigen suchten. Das geschah sogar Herrn Jörg von Fronsperg, dem Vater der Landsknechte, als auf dem Marsch nach Rom der Sold ausging; der Schmerz über den unfassbaren Undank traf den treuen Mann so erschütternd, dass er vom Schlag gerührt zusammenbrach. Die Deutschen waren von ihren spanischen Kameraden aufgehetzt worden, die mit dem Geschrei: „Lanz Lanz, Geld, Geld!“ ihr ganzes Deutsch an den Mann brachten, denn wie ein damals zu Rom lebender Deutscher, Ambrosius von Gumpenberg, bemerkt: „Die arglistigen Spanier, die richten stets unsere teutschen Flieg-Amseln an, die da nichts anderes fingen können denn Geld Geld, und was man ihnen sang und saget, so wars alles nichts, sondern da wollten sie nur Geld Geld!“


Teil 9 wird nächste Woche veröffentlicht.

 

Zurück zu Teil 7

 

Quelle Bild und Text: "Der Soldat in der deutschen Vergangenheit" miteinhunertdreiundachtzig Abbildungen und Beilagen nach den Originalen aus dem 15. - 18. Jahrhundert, von Georg Liebe; Leipzig, 1899.

Kommentar schreiben

Kommentare: 0