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Bestimmen von römischen Fibeln Versuch 2

Heute bestimmen wir römische Fibeln anhand des Bestimmungsbuches "Die Fibeln Europas Band 2".

 

Die nachfolgenden Fibeln stammen von einem Berliner Sammler, der als Ortsangabe das Baltikum nennt. Anhand des Buches werden wir überprüfen, ob erstens diese Angabe stimmt und zweitens, aus welcher Zeit diese Fibelgruppen entstammt.

Zweiter Versuch einer räumlichen und zeitlichen Bestimmung

Bild 1: Anblick von oben
Bild 1: Anblick von oben
Bild 2: Unterseite des bronzenen Fibelbruchstücks.
Bild 2: Unterseite des bronzenen Fibelbruchstücks.

Bild 3: Am Fibelfuß jeweils vier Reihen aus silbernen filigranen Punkten.
Bild 3: Am Fibelfuß jeweils vier Reihen aus silbernen filigranen Punkten.

Heute haben wir eine besondere Fibel, deren Bogen eine Art Höcker aufweist sowie der Fibelfuß auf beiden Seiten besteht und zum einen halbrund ist und zum anderen kreisförmig. Auch diese Fibel ist nicht in einem vollständigen Zustand. Der Nadelhalter sowie die Nadel fehlen. Jedoch können wir anhand des markanten Fibelbogens diesen Formtyp in der Zeit bestimmen und seinen Ort bestätigen.

 

Als Sammler oder Liebhaber antiker Artefakte ist ein gewisses Grundwissen zu Formen und typologischer Weiterentwicklung Voraussetzung, aber bei der Benutzung des vorliegenden Fachbuchs nicht zwingend notwendig. Wenn man das Durchblättern des Buches auf der Suche nach formähnlichen Fibeln unabhängig ihrer regionalen Herkunft und Zeitangabe nicht machen möchte, wäre der erste Schritt die Benutzung des Registers der Fibelbezeichnungen.

 

Schwierig ist hier jedoch die korrekte Bezeichnung zu kennen, gerade bei atypischen Formen wie der hier vorliegenden Fibel. Allerdings sticht beim Überfliegen des Registers die "gleicharmige Fibel" auf, die wir uns gleich näher ansehen werden. Unzählige Begriffe wie "kräftig profilierte Fibeln", "Fibel mit zurückgelegtem Fuß" oder "Armbrustfibel mit breitem Fuß" bringen uns nicht weiter.

 

Da wir den Weg über das Begriffsregister nicht gehen, haben wir den großen Anhaltspunkt der geografischen Lage. Laut dem Sammler soll auch diese Fibel aus dem Baltikum stammen. Daher suchen wir im Buch in den osteuropäischen Kapiteln, die im Inhaltsverzeichnis links aufgelistet werden.


Die Kapitel sind wie im Klappentext beschrieben zuerst nach Fibeln aus der Latènezeit und nachfolgend nach Fibeln der römischen Epoche geordnet. Da wir nicht wissen, ob diese Fibel aus dem keltischen oder römischen Kulturraum stammt, durchblättern wir die osteuropäischen Kapitel im Buch (Polen, das Baltikum, Russland und die Ukraine). Auch das große und umfangreiche Kapitel von Oscar Almgren über nordeuropäische Fibeln sowie Hackmans Fibeln aus Finnland werden wir sichten, weil der kulturelle Austausch zwischen dem Baltikum und dem skandinavischen Raum während der Antike sehr stark war.

 

 

 

 

 

Im Kapitel von A. Hackman - Die Funde aus den 5 ersten Jahrhunderten nach Chr. finden wir die links stehende Abbildung, die einen ähnlichen gefalteten Bogen hat, jedoch noch zu weit von der Form unserer gesuchten Fibel entfernt ist.

 

Das links abgebildete Exemplar ist eine Armbrustfibel mit Fußscheibe. Sie besteht aus Bronze und ihr Fundort liegt in Sønde Gammelsrød, Amt Smaalenene, Norwegen.

Fig. 1755: Die Fibel ist aus Bronze. Gefunden in der Nähe der Stadt Visby, Gotland.
Fig. 1755: Die Fibel ist aus Bronze. Gefunden in der Nähe der Stadt Visby, Gotland.

Die rechts stehende Fibel ist eine sogenannte gleicharmige Fibel. Wie oben bereits erwähnt, ist die gleicharmige Fibel durchaus mit unserem Exemplar vergleichbar. Gleicharmig bedeutet, dass sie zwei "Füße" haben, die die gleiche Form und Größe ausweisen. Der Fibelfuß ist, wie schon im ersten Versuch zur Fibelbestimmung beschrieben, die Erweiterung des Fibelbogens mit Ornamenten aus Strich- oder Kreismustern oder Zierdekorationen.

 

Das rechts stehende Exemplar kommt unserer Fibel recht nahe. Die auffälligste Gemeinsamkeit ist der abgeflachte, rundliche Fibelbogen. Nur die Füße der Fibel sind bei unserem Exemplar rundlich und auch die unterschiedliche Gestalt der Füße stellt klar, dass unser Objekt keine gleicharmige Fibel sein kann, dem Formtyp jedoch sehr nahe kommt und bisweilen mit ihr stark verwandt ist. Die hier abgebildete Fibel stammt aus der Zeitspanne der römischen Eisenzeit und reicht in die  Völkerwanderungszeit (0 - 5. n. Chr.) hinein. Der Fundort liegt in Finnland.

Bronzefibeln unterschiedlicher Form, bestehend aus zwei Platten, die durch einen schmalen, abgerundeten Rand verbunden sind.
Bronzefibeln unterschiedlicher Form, bestehend aus zwei Platten, die durch einen schmalen, abgerundeten Rand verbunden sind.

 

 

 

Weitere ähnliche Fibeln finden wir im finnischen Kapitel nicht, sodass wir weiterblättern und nun im östlicheren Europa nach unserem Exemplar suchen. Und wir werden fündig. Die beiden nebenstehenden Fibeln 2287 und 2288 stammen aus Vasilkov und Kanev, Provinz Kiew, Ukraine und werden dem 3.-4. Jhd. n. Chr. zugeordnet.

 

Hier haben wir zwar einen anderen Fibelbogen ohne die rundliche Abplattung, jedoch zeigen die Fibelfüße die gleiche bzw. ähnliche charakteristische Eigenschaft wie unsere Fibel. Fig. 2287 hat an der Spitze eine dreieckige Form mit einem Zierknopf an der Spitze. Der untere Teil ist langgezogen und rechteckig übergehend in die Dreiecksform mit drei Ausbuchtungen.

 

Fig. 2288 ist rundlicher Natur und kommt unserer Fibel am nächsten. Es scheint, als ob unser Exemplar eine Mischung aus Fig. 1755 und Fig. 2288 ist. Weitere ähnlich aussehende Fibeln finden wir nicht, sind uns aber einig, dass sie dem baltischen Raum entstammt und tatsächlich ein Zwitter zwischen beiden Formtypen sein kann. Sollten ähnliche Fibeln bei unseren Nachforschungen entdecken, werden wir diese hier ergänzen.

Als Bestimmungsbuch haben wir folgendes Buch verwendet: "Die Fibeln Europas Band 2".

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