Seine Verlegenheiten infolge Soldmangels schildert der Nürnberger Joachim Imhof, der als Trabant eines Söldnerhauptmannes die Feldzüge Karls V. gegen den französisch gesinnten Herzog von Cleve und den Schmalkaldischen Bund mitmachte. Aus dem Lager vor Ligny schreibt er 1544 an seine Verwandten: „Es geht je länger je mehr des Proviants halben spröd zu und je länger je teurer. Ich besorg, der Hunger wird uns noch vor den Franzosen aus Frankreich treiben. Es könnt gleichwohl etwas besser werden, wenn der Geiz und groß Wucher nit wär, davon nit gut zu schreiben. Die armen Landsknecht es bezahlen und jedermann reich mit ihnen werden will.“
Zu dieser Unsicherheit des Unterhalts während des Dienstes kam die größerer, wenn der Streit aus war, umso bedrängender, da die Kriege meist nur in der guten Jahreszeit geführt wurden. Dann hieß
es ein Unterkommen bei einem anderen Herrn zu suchen.
Also muss er sich in dem Land umkehren,
Bis er hört von Krieg und Feindlichkeit der Herren,
Darnach ist ihm kein Land zu weit,
Darein läuft er mit Ehren,
Bis er auch sind Bescheid.
Da eine ganze Schar, die zusammenblieb, dem neuen Kriegsherrn die Einzelerwerbung und damit Zeit sparte, pflegten sich die entlassenen Knechte zu „vergarten“ (versammeln). Solche Zusammenrottungen waren oft nichts anderes als der Anfang heimlicher Anwerbung und wurden daher mit Misstrauen betrachtet. Noch schlimmer aber waren die zahllosen einzelnen verabschiedeten Kriegsleute, die „garteten“ oder „auf der Gart“ liefen, d.h. nach der Gelegenheit als Bettler oder Räuber lebten, bis sie wieder ein Unterkommen fanden.
In Hungers Not schlag Hennen tot
Und lass kein Gans mehr leben,
Trag´s ins Wirtshaus, rauf die Federn aus
So brät man dir`s gar eben
Und setzt dir`s oben auf den Tisch,
Da iß und trink und leb ganz frisch,
Ein Batzen leg daneben,
Tu nur fröhlich leben.
Der Türk ist aber gewaltig auf
Hört man in Polen klagen,
Manch freier Kriegsmann rüst sich drauf,
Verhofft Glück zu erjagen.
Darauf trinkt er den kühlen Wein,
Welcher wollt nit gern ein Kriegsmann sein?
Wir wollen`s gering wagen,
Mit den Feinden tapfer schlagen.
Quelle Bild und Text: "Der Soldat in der deutschen Vergangenheit" miteinhunertdreiundachtzig Abbildungen und Beilagen nach den Originalen aus dem 15. - 18. Jahrhundert, von Georg Liebe; Leipzig, 1899.