Es wird fast allgemein angenommen, dass zu den Einlagen in die Schäfte der Gewehre und Faustrohre, in die Säulen der Armbrüste, Schnepper usw. hauptsächlich Elfenbein Verwendung gefunden habe. Auch in den neuesten Katalogen und Führern durch größere Waffensammlungen ist an dieser Annahme festgehalten worden. Sie beruht indes auf einem Irrtum. Denn die Einlagen, welche als «graviertes Elfenbein» bezeichnet werden, bestehen mit wenigen Ausnahmen aus Hirschhorn. Dieses Material hat vor dem Elfenbein und vor geringeren Beinsorten den Vorzug, dass es sich leichter verarbeiten (biegen und ziehen) lässt, dabei zäh und widerstandsfähiger gegen die Einflüsse der atmosphärischen Luft ist, durch Wärme und Kälte seine Gestalt nicht verändert, selten springt oder Risse bekommt, und erscheint es infolgedessen als Einlage in die Holzteile der Waffen besser geeignet, als die obengenannten Stoffe.
Überdies aber war das Hirschhorn als Produkt des eigenen Landes im Handel leichter zu haben und daher auch wesentlich billiger, als das Elfenbein. Wie selten es vorkommt, dass Einlagen aus dem letztgenannten Material hergestellt sind, möge eine Zusammenstellung der im Kgl. Historischen Museum mit Gewehrgalerie zu Dresden bewahrten Stücke mit derartiger Intarsia zeigen. Unter 293 Büchsen, Flinten und Karabinern, 887 Faustrohren und Pistolen, 68 Patronenbüchsen und Pulverflaschen, 160 Armbrüsten, Schneppern und Ballestern — also 1408 Gegenständen — befindet sich nur ein einziges Faustrohr vom Ende des 16. Jahrhunderts (vgl. «Führer durch das Kgl. Historische Museum zu Dresden» von M. von Ehrenthal, III. Auflage, Saal F, Nr. 188), dessen Holzschaft mit erhaben geschnittenen Figuren von Elfenbein ausgelegt ist; bei allen anderen Stücken dagegen sind die Einlagen aus gebleichtem Hirschhorn hergestellt.
Dieser Hinweis dürfte genügen, um die Aufmerksamkeit der Fachgenossen auf gedachten Punkt hinzulenken. Bemerkt sei, dass die Fälscher für Einlagen in Gewehr- und Faustrohr-Schäfte in der Regel Knochen oder Elfenbein verwenden, woran die moderne Herkunft der Stücke ebenfalls zu erkennen ist. M. v. E.
Neuere Waffenfälschungen.
Italien, das Land, in dem die Zitronen, aber ganz besonders auch viele Altertumsfalsifikate blühen, wird neuerdings mit falschen Schilden und Tartschen förmlich überschwemmt. Es sind Holzschilde, welche nach Art der falschen Holztafelbilder, Holzbuchdeckel und Holzkassetten hergestellt sind. Auf der Vorderseite sind sie mit Stuck bezogen, der reliefiert, vergoldet und bemalt wird. Gewöhnlich kommen daneben auch mittels Punzen hergestellte Ornamentborten zur Anwendung. Das zur Verwendung gelangte Holz ist zumeist alt und wurmstichig und so gewählt bzw. gelegt, dass es da, wo es zutage tritt, die Wurmlöcher unbeschnitten, also im Originalzustand zeigt. An den Kanten, wo es beschnitten ist und daher die Wurmlöcher das Falsifikat verraten könnten, ist der Rand gewöhnlich mit altem Leder bezogen oder mit verziertem Stuck verkleidet. Gewöhnlich hat man für diese Schilde die Eiform gewählt, doch kommen auch alle anderen Formen gelegentlich vor. Also Vorsicht!
R. Forrer.
Quelle: Zeitschrift für Historische Waffenkunde. Organ des Vereins für historische Waffenkunde. II. Band. Heft 3. Dresden, 1900-1902.