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Waffen des 15. Jahrhunderts Bd 7 Teil 1

Reiterschild (Tartsche) 1480
Reiterschild (Tartsche) 1480

Reiterschild (Tartsche) 1480, von ältester Zeit, aufbewahrt in der in Felsen gehauenen Burg Stein, in der Nähe des Chiemsees, jetzt im Bayerischen Nationalmuseum zu München als Geschenk des Großfürsten Nikolaus von Leuchtenberg, damaligen Besitzers der genannten Burg.

 

Diese Art von Reiterschilden, senkrecht herab gerade gestreckt, nach beiden Seiten gewölbt und auf der einen mit einem Ausschnitt zur Einlegung der Lanze bestimmt, sind, wie man annehmen darf, tatarischen Ursprungs; manche wollen davon den Namen Tartsche für alle ähnlichen Reiterschilde ableiten. Dass man ihnen in Deutschland schon im Mittelalter einen ausländischen Ursprung zuschrieb, geht u. a. daraus hervor, dass man öfter in Gemälden jener Periode auswärtige Völkerstämme durch solche Schilde kennzeichnete. Wenn diese Gattung von Schilden der Form nach gleichwohl von jenen Reiterschilden des 15. Jahrhunderts, welche wir bereits bei Tafel 303 und 314 darstellten, abweichen, so haben sie doch auf der einen Seite den Ausschnitt zum Einlegen der Lanze, auch sind sie ganz in derselben Technik hergestellt, d. h. aus Holz, auf der Rücken- und Vorderseite mit Leder und Leinwand überzogen, welche in verschiedener Art bemalt sind. Gewöhnlich ist der letzte Überzug aus Leinwand (hier aus Leder), auf welcher sich die Bemalung befindet.

 

Die Darstellung der gewölbten Vorderseite zeigt eine Jungfrau mit Blumen, langen Haaren und goldenem Kleid; auf dem Goldgrund eingravierte Lineamente. In der Randverzierung, soweit sie nicht zerstört ist, erkennt man die Schrift „Dich Kaspar Aspach“ den Namen des Besitzers, welcher nochmals auf der Rückseite erscheint. Auf letzterer steht mit gelben Buchstaben auf rotem Grund ein Spruch aus der Heiligen Schrift, wohl als eine Art von Talisman. In fehlerhaftem Latein und Wiederholungen (wie häufig bei Ähnlichem, wo man nur die fromme Intention im Auge hatte), beginnt sie mit den Worten „Jesus autem transiebat“ etc. und schließt mit der Jahreszahl 1480. Darunter der Name Kaspar Aspach und dessen Wappenschild: roter Pfeil in weißem und weißer Pfeil in rotem Feld.


Turnier (Scharfrennen) zwischen Kaiser Maximilian I. und dem Kurfürsten Friedrich III. von Sachsen im Jahre 1497.
Turnier (Scharfrennen) zwischen Kaiser Maximilian I. und dem Kurfürsten Friedrich III. von Sachsen im Jahre 1497.

 

Diese Darstellung ist dem Turnierbuch entnommen, welches Hans Burgkmair der Jüngere, welcher nicht nur Maler, sondern auch Harnischätzer war, im Jahre 1553 zu Augsburg ausführte. Dasselbe besteht aus drei Abteilungen. Zur ersten und zweiten benutzte er jene Darstellungen von Turnieren, bei welchen der Kaiser Maximilian l. sich selbst beteiligte und welche sein Vater Hans Burgkmair der Ältere im Auftrag dieses Kaisers herstellte. Die dritte Abteilung gibt Abbildungen des Turniers, welches zur Feier der Vermählung des Grafen Montfort mit Maria Fugger 1553 abgehalten wurde und dem der Maler selbst beiwohnte. Das Original ist im Besitz S. K. H. des Fürsten von Hohenzollern. Unserer Darstellung hier geht die kurze Beschreibung voraus: „Jm 1497 Jar geschach zv Innsprukh am gaillenn montag das Scharpff Rennen, wie hierumb vertzaichnet ist, durch dise zwenn hernach benandtenn herren, vnnd seind beid Geffallenn“. Über Maximilian steht: „Der Röm. kinnig Maximilion“; über seinem Gegner: „Hertzog Friderich von sachsen kurffürst.“ Wir werden bei späteren Turnierdarstellungen auf diese Tafel zurückkommen.


Winde mit doppeltem Flaschenzug zum Spannen der Armbrust (Fußbogen) aus dem Übergang des 15. in das 16. Jahrhundert
Winde mit doppeltem Flaschenzug zum Spannen der Armbrust (Fußbogen) aus dem Übergang des 15. in das 16. Jahrhundert
Zeichnung Funktionsweise der Flaschenzugwinde
Zeichnung Funktionsweise der Flaschenzugwinde
Seitenansicht der Flaschenzugwinde
Seitenansicht der Flaschenzugwinde
Detailaufnahme einer Flaschenzugwinde für die Armbrust
Detailaufnahme einer Flaschenzugwinde für die Armbrust
Bestandteile der doppelten Flaschenzugwinde für die Armbrust
Bestandteile der doppelten Flaschenzugwinde für die Armbrust

 

Winde mit doppeltem Flaschenzug zum Spannen der Armbrust (Fußbogen) aus dem Übergang des 15. in das 16. Jahrhundert, im Besitz des Verfassers. Wir haben dieselbe des besseren Verständnisses wegen in einzelnen Teilen dargestellt.

 

A ein Mann, im Begriff mit einer solchen Maschine die Armbrust zu spannen, nach einer alten kolorierten Federzeichnung. Die Armbrust mit langem Schaft wurde vorzüglich im Krieg gebraucht, während jene mit kurzem Schaft und einer anderen Gattung von Winden mit Zahnrad vorzugsweise auf der Jagd zu Fuß und zu Pferd in Anwendung kam. Man nannte die vorliegende Armbrust auch Fußbogen, weil sie an dem einen Ende einen Steigbügel hatte, in welchen man bei dem Spannen mit dem Fuß eintrat.

 

B ist der Oberteil der Maschine mit der Walze, um welche beim Umdrehen mittelst der zwei Handhaben (Kurbeln) die Stricke gewunden wurden, während die vierseitige Büchse, ähnlich einem Häuschen mit gotischem Fenster, auf beiden Seiten mit Rollen versehen, auf den Schaft der Armbrust gesetzt wurde. Die Stricke, welche über diese beiden Rollen laufen, haben wir in der Vorderansicht weggelassen, um die Form der Rollen sichtbar zu machen; man sieht sie bei der Seitenansicht C.

 

D der untere Teil der Maschine versehen mit den vier Rädern und zwei Haken, welche in die Sehne eingehängt wurden, ebenfalls mit Hinweglassung der Stricke, die bei der Seitenansicht E sichtbar sind. F haben wir nur beigegeben, um den Lauf der Stricke oben über die Walze und darunter über die Räder verständlich zu machen. Dieser Lauf der Stricke und das Räderwerk befand sich, wie aus dem vorigen ersichtlich, in gleicher Weise auf beiden Seiten des Armbrustschaftes. G der Steigbügel, welcher am Ende der Armbrust auf dem starken Fischbein- oder auch Stahlbogen mit einem Flechtwerk von Strichen befestigt war; an seinem Unterteil hat er eine Schneide, die sich beim Auftreten in den Boden eindrückte. Man erkennt die Beschaffenheit dieses Steigbügels noch mehr in der beigefügten Seitenansicht H.

 




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