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Waffen des 16. Jahrhunderts Bd 7 Teil 7

Harnisch aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts
Harnisch aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts

Harnisch aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts nach dem Originalharnisch in der Ambraser Sammlung zu Wien. Derselbe wird von Jakob Schrenk in seiner lateinischen, mit Abbildungen versehenen Beschreibung der Ambraser-Sammlung 1601 und in Alois Primisfers Werk über die Ambraser-Sammlung (1819) für die Rüstung des Markgrafen Achilles, Kurfürsten von Brandenburg ausgegeben, welcher vom Jahr 1414 bis 1486 lebte, was natürlicherweise nach dem vielen, was wir bereits über das Harnischwesen der verschiedenen Jahrhunderte gegeben haben, irrtümlich ist.

 

Dieser vorliegende Harnisch war zum Turnier zu Fuß bestimmt. Einzelne Teile desselben sind, wie es im 16. Jahrhundert gleichwohl öfter, jedoch nur ausnahmsweise vorkommt, der herrschenden Tracht der Zeit, welche in Leder, Samt, Seide, Tuch, den geschlitzten Puffen, dem gefältelten langen Rock etc. bestand, nachgebildet. Der lange, von den Hüften auslaufende Rock war ringsum geschlossen, doch konnte dessen Vorder- und Rückteil zum Zweck des Reitens ausgehängt werden. Wir geben hier den Vorderteil als ausgehängt, damit man die Beschaffenheit der darunter befindlichen Beinschienen sieht. Der Helm, in Form eines fantastischen Vogelkopfes, kommt mehrfach als eine Abnormität in dieser Periode vor. Von dem gravierten Bildwerk auf der Brust, darstellend die Heiligen Maria und Barbara, ist wenig mehr zu erkennen, während jenes auf dem Rücken gut erhalten ist; wir geben dasselbe aus der folgenden Tafel.


Die Gravierung auf dem Rücken des in voriger Tafel beschriebenen Harnisches
Die Gravierung auf dem Rücken des in voriger Tafel beschriebenen Harnisches

Die Gravierung auf dem Rücken des in voriger Tafel beschriebenen Harnisches. Sie zeigt in der Umgebung eines Rankenornaments einen Ritter, welcher einer Dame die Hand reicht; wohl nicht zu zweifeln, den Besitzer des Harnisches und dessen Gemahlin. Die Tracht dieser Figuren, wie die stilistische Behandlung des Ganzen, kennzeichnen, ebenso wie der Harnisch selbst, die besagte Periode.


Landsknechte aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts
Landsknechte aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts

Landsknechte aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts, nach alten, kolorierten Handzeichnungen, welche sich im Besitz des Malers Kiefer zu Mainz befanden. Obschon die höchst originelle und luxuriöse Tracht der Landsknechte dieses Jahrhunderts im Wesentlichen denselben Typus beibehält, so bieten doch Einzelheiten als Farbe, Schlitze, Auspuffungen etc. eine unendliche Mannigfaltigkeit dar.


Helme und Handschuhe aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts
Helme und Handschuhe aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts
Handschuhe aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts
Handschuhe aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts
Helm aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts
Helm aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts
Helm aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts
Helm aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts

Der Helm A wie jener F und die Handschuhe B, C und D im Besitz des Verfassers; der Helm G und der Handschuh E seiner Zeit Eigentum von Georg Wittemann. A zeigt einen in der höchsten technischen Vollendung ausgeführten, zur Maximiliansrüstung gehörigen Helm (Armet). Drei stark vorspringende Wulsten laufen über die Mitte des Kopfes; die hohle, strickförmige Umfassung des Halses griff in den Rand des Halsberges ein und konnte sich in demselben umdrehen: „Er ging um“. Ein jeder der drei Hauptbestandteile ist aus einem einzigen Stück Eisen getrieben, auf dem unteren Teil des Kinnreffs ist ein besonderer Eisenteil aufgenietet, welcher einen Falz bildet, in den das Visier einfällt. Dieser Helm von beträchtlicher Schwere beträgt in der Höhe 0,26 m in seinem Durchmesser von vorn nach hinten 0,32 m und in seinem Durchmesser 0,25 m.

 

Die Handschuhe B und C, reich kanneliert, gehören ebenfalls zu der Maximiliansrüstung; jener C hat auf dem Hauptgelenk der Hand die beliebte, stark vorspringende Strickform (Wulst, Runst), während ein solcher Teil bei B ganz fehlt; es ist auffallend, dass diese Vorsprünge auf den kannelierten Helmen, wie an den Handschuhen oft einmal bis viermal, dann manchmal gar nicht angebracht wurden.

 

Der Handschuh D zeigt in einfacherer Art, wie die beiden vorgenannten, den Fäustling, d. h. es waren die vier Finger durch nur eine bewegliche (geschiente) Bedeckung geschützt, während E ein gefingerter Handschuh ist, bei welchem ein jeder der vier Finger seine eigene Schienenbedeckung hat. Letzterer ist mit gravierten Ornamenten geziert und hat als Eigentümlichkeit im Handgelenk keine beweglichen Schienen.

 

Die Helme F und C mit stark vortretenden Visieren gehören zu den einfacheren, nicht durch Kannelierung gezierten Helmen dieser Periode.