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Der Soldat in der deutschen Vergangenheit Teil 21

Infanteriehauptmann 1587. Kupferstich von Hendrick Goltzius. München, Kupferstichkabinett.
Infanteriehauptmann 1587. Kupferstich von Hendrick Goltzius. München, Kupferstichkabinett.

 

Ungleich eifriger Fortbildung hat die Befestigungskunst gefunden. Wie bei der Infanterietaktik haben hier niederländische Vorbilder befruchtend gewirkt. Ausdehnung des Bastionssystems und gesteigerte Anwendung von Außenwerken begründen das System der modernen Befestigung, das im 17. Jahrhundert volle Ausbildung erlangt. Bezeichnend für die gesteigerte Bedeutung ist, dass Fortifikation ein Gegenstand der modernen Kavallerie-Erziehung wird. Die solcher Gestalt verstärkte Defensive suchte der Angreifer, da es mit den artilleristischen Material nicht möglich war, durch offensive Verwendung von Erdbauten wett zu machen. Die Laufgräben und die deutsche Erfindung der Schanzkörbe beginnen eine Rolle zu spielen, der Spaten wird zum wichtigsten Kriegswerkzeug, das freilich bei der soldatischen Abneigung oft von „Schanzbauern“ gehandhabt werden muss.

 

Wie auf die Taktik hat das Fehlen großer Aufgaben auch auf die Organisation lähmend gewirkt. Mit dem Andauern des Söldnerwesens traten immer greller seine Nachteile zutage. Der Beruf, dem keine Idee mehr begeisternden Aufschwung lieh, sank zum Handwerk herab; das Monopol auf kriegerische Beschäftigung förderte eine eigennützige Auffassung, die in dem materiellen, genusssüchtigen Geist der Zeit nur zu reiche Nahrung fand.

 

Historisches Bild der Plassenburg in Franken (Bayern).
Die Plassenburg in Franken 1553. Gleichzeitiges Kupferstich. Nürnberg, Germanisches Museum.

 

Im Anfang des Jahrhunderts hatte sich noch die Blüte der Nation unter den Fahnen der Landsknechte zusammengefunden, wie anders sah es schon um seine Mitte aus! „Ein jeder Oberst, Rittmeister oder Hauptmann weiß, dass ihm keine Doktoren, Magister oder sonst gottesfürchtige Leute zulaufen, sondern ein Haufen böser Buben aus allerlei Nationen und seltsames Volk, das Weib und Kind, Nahrung und alles verlässt und dem Kriege folgt; alles was Vater und Mutter nicht folgen will, muss allda dem Kalbfell, so über die Trommel gespannt ist, folgen.“

 

Mittelalterliche Behelfsbrücke im Feldzug.
Schiffbrücke und Notbollwerk. Aus dem Holzschnitt von Hans Mielich, Feldlager Karl V. vor Ingolstadt 1549. München, Kupferstichkabinett.

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Quelle Bild und Text: "Der Soldat in der deutschen Vergangenheit" miteinhunertdreiundachtzig Abbildungen und Beilagen nach den Originalen aus dem 15. - 18. Jahrhundert, von Georg Liebe; Leipzig, 1899.