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Die Entstehungsgeschichte des Schwertes Teil 4

Das ritterliche Schwert des 15. Jahrhunderts variiert wesentlich, je nachdem sein Besteller mehr Vorliebe hatte für wuchtigen Hieb oder für scharfen Stoß. Wie im 16. Jahrhundert, so ist schon für das 15. zu beobachten, dass der Süden und Westen mehr dem Stoßschwert, der Norden und der Osten mehr dem Hiebschwert huldigen.


Das Stoßschwert ist von sehr verschiedener Länge und misst schon in gotischer Zeit oft bis ca. 1 m Klingenlänge. So hat das Exemplar 97 cm für die Klinge, 26 ½ cm für den Griff, eine Totallänge also von 123 ½ cm. Seine Klinge ist beidseitig dachförmig, solide und schwer, nach vorn geradlinig, scharf und spitz zulaufend, die Spitze gelegentlich etwas verstärkt. Der langen und schweren Klinge entspricht ein langgedehnter Griff mit ansehnlichem Eisenknauf. Kleinere und schmächtigere Wiedergaben dieses Typus dienen Fußtruppen und in reicherer Ausführung fürstlichen Herren als Degen. Der Griff trägt dann wohl statt des einfachen Lederbezugs eine Verschalung mit Elfenbein, vergoldeter Bronze, Silber oder gar Bergkristall, Blutjaspis u. dgl.; ebenso reich sind dann auch Knauf und Parierstange behandelt. Herr v. Schwerzenbach besitzt in seiner großen Sammlung alter Schwertknäufe einen spätestens dem 15. Jahrhundert angehörigen gotischen Rundknauf aus geschliffenem Blutjaspis. Richard Zschille besaß einen eben solchen in Bergkristall.


Die mehr dem Hieb dienenden gotischen Schwerter sind zumeist etwas kürzer als die ritterlichen Stoßschwerter, haben dafür umso breitere Klinge und zu deren Erleichterung eine hier und da auch wohl fehlende Hohlkehle. Die Parierstange ist bald gerade, bald mehr oder minder leicht nach unten gebogen. Der Griff ist wie der der gotischen Stoßschwerter lang, derart, dass zwei starke Hände nebeneinander Platz haben. Deswegen sind dies aber noch keineswegs sogenannte Zweihänder, denn nur die der Parierstange nahegelegene Hälfte diente als Griff, die andere Hälfte war lediglich dazu bestimmt, den Knauf mehr nach hinten zu verlegen, d. h. seine Hebelkraft zu erhöhen. Diese kam naturgemäß beim Hieb mehr zur Wirkung als beim Stoß, weshalb wir denn auch bei den Hiebschwertern meist schwereren Knäufen als bei den Stoßschwertern begegnen. Der Griff der Kampfschwerter besteht aus einem über die Angel des Griffes gezogenen Holzzylinder, welcher mit Schnur umwickelt und mit Leder bezogen ist. Die Scheide besteht bald nur aus Leder mit metallenem Stiefel, Mündungsstück usw., bald ist auch sie durch Holzeinlage verstärkt. Nicht selten waren auf der äußeren Seite der Scheide unterhalb der Mündung kleine Lederscheiden für kleine Messer, Pfriemen u. dgl. mit angebracht.

Cinque Dea, langue de boeuf
Gotische italienische Ochsenzunge („Breitschwert“ Cinque Dea, langue de bœuf) mit hornbelegtem und mit gotischen Metallrosetten eingelegtem Griff. Um 1500. 60 cm lang, die Klinge am Griff 9 ½ cm breit.

Neben diesen Hauptformen erscheinen nun in der Folgezeit, d. h. gegen Ende des 15. und besonders zu Beginn des 16. Jahrhunderts, die schon oben angedeuteten zahlreichen Zweigformen: Hieb- und Stoßschwerter für Fußgängertruppen; die Por- und Schweinsschwerter für Jagdzwecke; die Richtschwerter; einschneidige Säbelschwerter nach orientalischer Manier; die schon oben erwähnten Coutelas; „Schweizerdegen“; spezielle Fechtschwerter und Fechtsäbel („Dusägge“); dann reich geschmückte Zeremonienschwerter und einfache einschneidige Bauernschwerter; endlich Langschwerter wie die Zweihänder und Kurzschwerter wie die „Sägeschwerter“ und die italienischen Ochsenzungen.

Zweihänderschwert
Gotisches Zweihänderschwert vom Ende des 15. Jahrhunderts, noch 119 ½ cm lang (die Klinge unvollständig), an der Wurzel ehedem vergoldet; Grifflänge mit Knauf 36 cm, Breite der Parierstange 20 cm.

Die Letzteren führen uns in ihren verschiedenartigen Größenformaten hinüber zu den Kurz- und Langdolchen, wie sie Gotik und Renaissance gleichfalls in den verschiedensten Varianten gezeitigt haben. Die einschneidige Klinge wird im 15. und 16. Jahrhundert auch auf der stumpfen Seite, bald zur Hälfte, bald herab bis zum Stichblatt, zugeschärft; oder man formt die Klinge nadelartig zum Stilett oder Panzerbrecher, dessen Zweck es war, den Gegner zwischen den Panzerschienen und selbst durch das enge Panzerhemd hindurch zu erreichen. Besonders im Laufe des 16. Jahrhunderts vermehrt sich bei Schwertern wie Dolchen die Zahl der Varianten ins Unendliche. Die Dolchgriffe erhalten Klingenfänger in Form von Ringen und vielgestaltigen Verästelungen, welche es möglich machen sollten, die Klinge des Gegners zu packen, wenn der Fechter in der rechten Hand das Rapier, in der linken den „Linkehanddolch“ (die „main gauche“) führte. Dolche dieser Art besaßen gelegentlich Springklingen, welche sich auf einen Druck in drei Klingen zerlegten und ihrerseits ebenfalls den Zweck hatten, als Klingenfänger zu dienen.

 

Der Dolch ist im 16. Jahrhundert der treue Begleiter des Schwertes und gehörte gewissermaßen mit zur „Garnitur“. Meist sind das Schwert und der dazu gehörige Dolch von ein und demselben Meister angefertigt und in gleicher Weise ausgeziert worden. Gegen Ende des 17. Jahrhunderts verschwindet er allmählich von der Bildfläche, bzw. lebt vereinzelt als versteckte Not- oder Mordwaffe und anderseits in den Armeen fort als kurzes Seitengewehr, das im letzten Drittel des 17. Jahrhunderts dann auch das Bajonett gezeitigt hat.

 

Mehr noch als bei den Dolchen wird bei den Schwertern des 16. und 17. Jahrhunderts der Versuch gemacht, die Hand des Fechtenden nach Möglichkeit zu schützen, in einen förmlichen Faustpanzer zu hüllen. Man bringt zunächst den waagerechten Ring, wie ihn schon das spätgotische Schwert, dann die Dolche vorführen, zu beiden Seiten des Schwertgriffes an und verstärkt diesen dann durch vorgeschobene Klingenfängerringe, sogenannte Eselshufe.

Spundbajonett
Bajonettdolch, sogenanntes Spundbajonett, aus dem letzten Viertel des 17. Jahrhunderts, mit Holzgriff, 59 cm lang.

Oder man biegt die verlängerten Schenkel der Parierstange S-förmig senkrecht nach oben und unten und erzielt damit wieder in anderer Form den gewünschten Handschutz. An diese Auswüchse setzte man dann wieder andere, bis schließlich ein förmlicher Eisenkorb die Hand des Trägers umschloss. Bei den Stoßschwertern, den sogenannten Stoßdegen oder Rapieren, ging man noch einen Schritt weiter und setzte durchbrochen gearbeitete oder getriebene eiserne Blechschalen ein, welche die Hand des Fechters besser als ein offener Korb gegen den Stoß des Gegners schützten. In Spanien erweiterte man dann diese Schalen zu großen eisernen, glockenartigen Schutzschilden, deren etwas plumpe Form man durch überaus fein gearbeitete zierliche Durchbrechungen zu verschönern trachtete.


Diese Stoßrapiere bezeichnen den Höhepunkt der raffinierten Fechtkunst. Ihre Längen sind oft enorm und erreichen bei zahlreichen Exemplaren l ⅓ Meter, die aber in Einzelfällen oft noch bedeutend überschritten werden. Spanische und italienische Fechtmeister beherrschten damals nicht nur den Süden, sondern auch Frankreich, Deutschland usw. Italienische und spanische Rapierklingen waren zu jener Zeit denn auch die gesuchtesten und ihre Meistermarken und Meisternamen wurden nicht selten von französischen und deutschen Klingenschmieden nachgebildet. Umgekehrt erfreuten sich für Schwertklingen, insbesondere Hiebklingen, die deutschen Marken großer Beliebtheit und wurden sie auch im Süden öfters nachgeahmt. Wie guten Klang damals das „made in Germany“ in Italien hatte, beweist eine Schiavonaklinge mit der Inschrift: ENRIQVE • COEL • EN • ALAMANIA. Ebenso findet sich die Passauer Wolfsmarke nicht nur auf deutschen, sondern fast gleich häufig auch auf italienischen und spanischen Klingen nachgeahmt; dort sehen wir sie in den verschiedenartigsten Umbildungen und Verrohungen neben deutschen und italienischen Meisternamen wiederkehren. Wäre nicht mit diesen Nachahmungen zu rechnen, so würden wir zweifellos über die Herkunft vieler Waffen weit besser und vor allem weit sicherer unterrichtet sein. Trotzdem werden wir auch hierin einen großen Schritt weiterkommen, wenn einmal alle Waffenmarken systematisch gesammelt und zusammengestellt sind. Dazu gehört freilich eine, meist nur von Kennern mögliche, annähernd genaue Datierung der betreffenden Waffe, verbunden mit Ausscheidung der Falsifikate und mit besonderer Rücksichtnahme auf in alter oder neuerer Zeit erfolgte Zusammenstellungen verschiedenzeitlicher Bestandteile. Gerade Letztere erschweren die Markenfrage ganz gewaltig, weil nicht nur im Laufe des letzten Jahrhunderts, sondern schon in den Zeiten der Renaissance häufig Ummontierungen, Neufassungen, üblich waren, fremde Klingen bei heimischen Waffenschmieden „gefasst“, umgekehrt vorzügliche heimische Klingen bei berühmten auswärtigen Künstlern mit kunstvollen Griffen versehen wurden. Eine vorzügliche Illustration zu dieser Frage bietet das 1599 aufgenommene Inventar der Rüstkammer des Freiherrn Marx von Fugger, allwo unter Nr. 144 bis 146 nicht weniger als 27 „ungefasste spanische Klingen“ aufgeführt sind und dazu bemerkt ist, dass 12 dieser spanischen Klingen dem gnädigen Herrn (Fugger) von „Herr Anthoni“ verehrt wurden und andrerseits wieder drei der Klingen anno 1599 „Herrn Marquardten von Königseckh“ verehrt worden seien. Wie sehr beiläufig schon damals die verschiedensten Lande zur Equipierung solcher privaten Rüstkammern beisteuerten, beweist das erwähnte Inventar durch Verzeichnung von „vngarischen Stechern“, „Schweitzer Degen“, „spanischen Klingen“ und „Türggischen Sebeln“.


Wie nie zuvor hat das 16. Jahrhundert mit immer wechselnder und unerschöpflicher Erfindungsgabe, zugleich größtem technischen Können seine Künstler und Kunsthandwerker in den Dienst der Waffendekoration und ganz speziell der Schwertgriffe gestellt. Ebenso zahllos wie die Varianten der Korbformen sind die auf denselben zur Anwendung gelangten Zierweisen und Ziermotive. Versilberung und Vergoldung, Gold- und Silbertauschierung, Eisenschnitt, Gravierung und Treibarbeit, kurz alle möglichen Techniken haben hier Anwendung gefunden. Tatsächlich ist es erst das 16. Jahrhundert, welches mit seiner übersprudelnden Freude an reicher und lebhafter Formenbildung nicht bloß an Zeremonienschwertern, sondern auch am Kampfschwert die bisher ruhigen, strengen und praktischen Formen verlässt und die Knäufe, Parierstangen etc. mit allem möglichen Figurenwerk ausziert, ihnen die seltsamsten Formen gibt. Es ist ein wahres Wettrennen nach Schaffung neuer und verschiedenartiger Formen und das Abbildungsmaterial, welches ich hier in Faksimiles und aufgrund der reichen Sammlung des Herrn von Schwerzenbach vorführe, beleuchtet das Gesagte besser als lange Worte.

Die hervorragendsten Meister jener Zeit scheuen sich nicht, ihre Fantasie und ihren Stift in den Dienst dieser Sache zu stellen. Keine geringeren als Dürer, Holbein, Cellini und Jamnitzer wetteifern im Bestreben, den Waffen und ganz besonders den Schwertern und Dolchen jener Ära ihre Kunst zu leihen, sie in Form und Ornament zu Meisterwerken ihrer Zeit auszugestalten. Noch heute sind uns in Basel von Hans Holbein zahlreiche Entwürfe zu Griffen, Knäufen und Scheiden für Dolche und Schwerter erhalten. Von Albrecht Dürer sind die Zeichnungen zu Pracht-schwertknäufen. Von Heinrich Aldegrever sind die prächtigen Kupferstiche von 1536 und 1537 für Dolchgriffe in Silberguss oder für Silberauflage. Ihnen folgt um 1550 Virgil Solis mit reichen Entwürfen, in denen für die Knäufe zum Teil auch Emaillierung vorgesehen ist. Fast gleichzeitig, anno 1555, lässt der Lothringer Künstler Pierre Woeiriot ein Vorlagenwerk für Schwertgriffe erscheinen, deren Knäufe überaus reich mit Männer- und Frauengestalten, mit Maskarons und Sphinxen belebt sind. Sie erinnern an die Arbeiten Benvenuto Cellinis, der selbst ebenfalls auf diesem Gebiet tätig war und dem bekanntlich schon Goethe einen vielfach in Eisen- und Bronzeguss nachgebildeten Schwertknauf mit Zentaurenschlacht zuschreibt.

Zweihänderschwert
Zweihänderschwert der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts, 191 cm lang, der Knauf geschnitten, der Griff aus Holz beledert und mit Messingdraht umwunden.

Neben den genannten Künstlern haben auch Wenzel Jamnitzer, Hans Mielich, Polydoro da Caravaggio, im 17. Jahrhundert besonders Antoine Jacquard auf demselben Gebiet gearbeitet. Jacquard, der sich „graveur et arquebusier á Poitiers“ nennt, gab 1624 eine Serie prächtiger Ornamentstiche für Schwert- und Degengriffe heraus, welche teils für feinen Eisenschnitt, teils für Silbereinlagen analog den Knäufen von Fig. 92 u. Fig. 98 berechnet waren, und sich durch ihren figurenreichen, gelegentlich etwas burlesken Schmuck auszeichnen. Auch in der Folgezeit fehlt es nicht an Ornamentstichen dieser Art und sicher hängt nicht zum geringsten Teil mit dieser regen Mitwirkung der Künstlerschaft der überquellende Formenreichtum zusammen, den wir an den Schwertern und Dolchen der Renaissance zu beobachten Gelegenheit haben.

Drei Schwertgriffe - Skizzen
Von Heinrich Aldegrever, nach „Formenschatz“ 1880, Bl. 113 u. 114.

Es ist interessant zu verfolgen, wie in den alten Inventaren vielfach gerade die künstlerische Ausschmückung von Schwertgriff und Knauf zur Kenntlichmachung der einzelnen Stücke herhalten muss. In dem schon oben erwähnten Inventar der Fuggerschen Rüstkammer figurieren unter den „Wehren“ (worunter man die Schwerter, Dolche und ähnliches zusammenfasste) zahlreiche schöne Schwerter, Degen, Rapiere und Dolche mit verzierten Griffen und Knäufen. Das Inventar nennt den Griff „Creutz“, „Kreitz“, womit zumeist der ganze Griff, d. h. „Gehilze“, Parierstange, Korb und Knauf gemeint sind. So wird unter den „Wehren“ zuerst genannt: „Ein Rappier mit einem vergulten Eckheten Kreitz sampt einem vergulten stilletlein“. Daran schließen sich dann zwei Rapiere mit gleichfalls vergoldeten und zugleich geätzten Parierstangen, wobei aber zur besonderen Kenntlichmachung und Unterscheidung von den übrigen Stücken der Knauf noch extra, und zwar als in durchbrochener Arbeit verziert, aufgeführt wird: „Mehr Zway Rappier mit vergulten götzten Kreutzen vnd aim Dolch darbey, die Knöpf durchbrochen“. Zum Unterschied hiervon wird dann ein anderes Rapier als „glatt vergult“ bezeichnet: Weiterhin werden „zwo wehren mit schwartz vergulten Creutzen“ und „Ein wehr mit einem vergulten, weis dipfeiten Creutz“ zitiert; letzteres ist anscheinend mit weiß abstechenden silbernen Stiften eingelegt. — Unter Inv.-Nr. 80 figuriert „ein Rappier mit einem versilberten gewunden Knopf vnd Creutz, sampt einem Dolchen vnd sammetin scheiden“; unter Nr. 81 „ein Rappier mit einem versilberten Muschel Creutz vnd Knopf, sampt einem Dolchen“, unter Nr. 82 „zwo wehrn mit glatt versilberten Creutzen, sampt ihren Dolchen vnd behäng, auch sammetin scheiden“. — Dann wird ein älteres, allem Anschein nach maximilianisches Schwert zitiert: „Mehr ein wehr mit einem Alten schwartz gefeilten Creutz vnd Khnopf“; ferner eine „wehr mit einem schwartz glatten teutsehen Creutz vnd Khnopf“. Die wiederholte Bezeichnung „schwarz“ bezieht sich zweifellos auf die künstliche Schwärzung des Eisens, wie sie gerade an Griffen maximilianischer Schwerter häufig zu beobachten ist. Man überzog das Eisen mit einer besonderen Art schwarzen Lackes, um damit das Metall vor Rostansatz zu bewahren. — Von jener Zeit ab begegnet man diesem Schwärzen des Eisens immer häufiger und wird es in der Folgezeit bekanntlich ganz besonders auch auf die Rüstungen ausgedehnt. — In der älteren Zeit wird anstelle des schwarzen Lackfirnisses das Eisen auch wohl „brüniert“ oder „gebläut“. Einen derart „gebläuten“ Knauf oder Griff bot Nr. 85 des Inventars: „Mehr zwen khurtze braitte Cordulasch mit blaw glatten Creutzen“. Ist der Knauf dagegen als „weiß“ bezeichnet, so ist damit wohl angedeutet, dass er glatt und blank oder nur verzinnt war (so Nr. 117. „Vier Stecher, die drey mit schwärtzen khnopf vnd Creutzen, der vierdt mit weissen“ und Nr. 120 „ein wehr mit einem weissen schlechten Creutz“). Nr. 89 führt „Ein Alt braitte khurtze wehr [Ochsenzunge?] mit einem gantz vergulten Khnopf“ vor. Nr. 90 „Ein Alt fränkischer Langer Dolch mit einem vergulten Creutz vnd Ohrband“.

 

Mit besonderer Vorliebe bedient man sich als Erkennungsmerkmal zur Identifikation des Knaufes. So zitiert das genannte Inventar: „Ein khurtze braitte wehr [Ohsenzunge?] mit einem breiten runden Khnopf“ und eine eben solche mit einem „braitten Runden versilberten Khnopf“. Den „gewundenen“ Knäufen begegnen wir auch in jenem Inventar mit: „Zwen vngarische Stecher, der ein mit einem glatten vnd der ander mit einem gewunden Creutz vnd Khnopf“ und „Dreyzehn alte schweitzer Degen dabey Acht Dolchlein, mit weissen gewundenen Khnöpfen“. Neben einem „Runden ausgefeilten Khnopf“ erscheinen ferner gebogene zitiert, so „Ein khurtz gar breit unten zugespitzt wehrlein [kurze Ochsenzunge?] mit einem bogenen braitten Khnopf vnd Creutz“; „Ein wehr zu baiden henden [jedenfalls Zweihänder] mit einem bogen en glatten vnd der ander mit einem gewunden Creutz vnd Khnopf“ und „Dreyzehn alte schweitzer Degen dabey Acht Dolchlein, mit weissen gewundenen Khnöpfen“. Neben einem „Runden ausgefeilten Khnopf“ erscheinen ferner gebogene zitiert, so „Ein khurtz gar breit unten zugespitzt wehrlein [kurze Ochsenzunge?] mit einem bogenen braitten Khnopf vnd Creutz“; „Ein wehr zu baiden henden [jedenfalls Zweihänder] mit einem bogen en glatten Khnopf vnd Creutz“. Es erscheinen aber auch „wehrlein mit einem glatten vier egge ten Khnopf“ und mit „eckhetem Khnopf vnd Creutz“; eine andere Wehr trägt einen „schwärtzen Stern Khnopf“.


In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts beginnt der Säbel allmählich Anhängerschaft zu gewinnen. Hat er schon im Mittelalter gelegentlich als einschneidiges Schwert, in einzelnen Fällen sogar bereits mit leicht gekrümmter Klinge, Aufnahme gefunden79, so begegnet man ihm im 16. Jahrhundert, speziell in der zweiten Hälfte, und im Beginn des 17. Jahrhunderts, wahrscheinlich unter dem Einfluss der vorangegangenen Türkenkriege, nun immer häufiger. Die kurze Klinge ist in dieser Zeit bald ein-, bald zweischneidig und meist mit breiter Parierstange und großem, die Hand umschließenden Korb versehen. Im 17. Jahrhundert entwickelt sich daraus der sogenannte „Schwedensäbel“. Andererseits erhalten sich gewisse Formen des 16. Jahrhunderts unverändert weiter durch das 17. und 18. Jahrhundert, wie die in Venedig, aber auch in Schottland üblichen Schiavonen. Die Entwicklung dieser Säbelwaffen aus den Schwertern mit einfacherem Parierschutz ergibt sich aus den Abbildungen Fig. 119—123 und 126—131.


Bei diesen Säbeln sowohl, als bei den Schwertern und Degen des 16. und 17. Jahrhunderts verliert sich allmählich wieder der lange Griff. Er schrumpft immer mehr auf die Länge der gewöhnlichen Handweite zusammen und ist um die Mitte des 17. Jahrhunderts allgemein überaus kurz geworden, misst selten noch mehr als 10—11 cm. Die Ursache hängt damit zusammen, dass mit dem Vorschieben der Pariervorrichtung über die Parierstange hinaus der Zeigefinger nun häufig zur sicheren Führung des Schwertes über die Parierstange hinübergelegt, die Handhaltung also gewissermaßen auf Griff und Klinge verteilt wird. Diese Handhaltung erscheint in vereinzelten Fällen schon an Schwertern des 14. und 15. Jahrhunderts und dokumentiert sich hier in Gestalt eines der Klinge vorgelagerten Ringes. Im 16. Jahrhundert setzt man dann anstelle dieses Ringes die schon oben erwähnten Schutzvorrichtungen in Gestalt von über die Parierstange vorspringenden Eisenstangen, die erst nur den Zeigefinger schützen sollen, dann allmählich in der schon oben gezeigten Weise den Griff mit einem immer dichteren Netz umspinnen. Aus diesen Formen heraus haben sich in der Folgezeit, d. h. gegen Ende des 17. und zu Beginn des 18. Jahrhunderts, die verschiedenen Arten unserer Armeesäbel und Armeedegen, aber auch unserer Zier- und Fechtdegen, entwickelt. Unter dem Einfluss der gleich- und fabrikmäßig in großen Mengen hergestellten Säbel und Degen verlieren sich rasch die vielgestaltigen Formen, wie sie jene früheren Jahrhunderte gezeitigt haben. — Es ist die Zeit, wo das Soldatenwesen der Neuzeit seinen Anfang nimmt, wo die „Uniform“ zur Regel wird und mit der uniformen Kleidung für die einzelnen Regimenter und Waffengattungen auch uniforme Helme, Säbel, Gewehre usw. zur Einführung gelangen.

Schweizer Reiterschwerter vom Ende des 16. Jahrhunderts, zwei Schiavona und ein sogenannter ungarischer Säbel.

Fig. 126. Schweizer Reiterschwert vom Ende des 16. Jahrhunderts, 117 ½ cm lang. Auf der Klinge außer der eingeschlagenen Marke rohes Wolfszeichen mit Bronze ausgelegt. Aus Rankweil, Vorarlberg (Sammlung C. von Schwerzenbach, Bregenz). Marke:
Fig. 127. Schweizer Reiterschwert vom Ende des 16. Jahrhunderts, 115 cm lang (Sammlung C. von Schwerzenbach, Bregenz).
Fig. 128. Schweizer Reiterschwert vom Ende des 16. Jahrhunderts, 95 ½ cm lang. Die Klinge mit roher Wolfsmarke und der Jahreszahl 1414 (Sammlung C. von Schwerzenbach, Bregenz).
Fig. 129. Schiavona vom Ende des 17. Jahrhunderts, mit Messingknauf und ledernem Mündungsschutz, 95 ½ cm lang (Sammlung C. von Schwerzenbach).
Fig. 130. Italienische Schiavona vom Ende des 17. Jahrhunderts, mit Messingknauf und ledernem Mündungsschutz, 106 cm lang (Sammlung C. von Schwerzenbach). Marke:
Fig. 131. Sogenannter „ungarischer Säbel“ der Zeit um 1600, 89 cm lang (Sammlung C. von Schwerzenbach).


 

 

 

 

 

 

Quelle des Textes und der Bilder:

Die Schwerter und Schwertknäufe der Sammlung von Schwerzenbach

 

Einblick ins Buch hier.

 

Sprache: Deutsch
ISBN: 9783748539810
Format: Taschenbuch
Seiten: 252
Erscheinungsdatum: 05.05.2019
Ladenpreis: 24,95 Euro


 

 

 

 

 

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