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Gerätschaften des 15. Jahrhunderts Bd 7 Teil 1

Eisenarbeiten und ein Tisch (1460-1500)
Eisenarbeiten und ein Tisch (1460-1500)
Tisch 15. Jahrhundert Mittelalter Tischler Deutschland
Tisch von 1460 - 1500
Tisch von 1460 - 1500

A Türklopfer an der gotischen Kapelle zu Kirchberg bei Volkach. Er besteht aus dem beweglichen Ring und dessen durchbrochener, zierlich ornamentierter Rücklage; C zeigt denselben im Profil. In Feinheit und Zierlichkeit gibt er ein Beispiel des gotischen Stils in Anwendung auf die Schmiedekunst. B Beschläge an einer Seitentür der Kirche zu Königshofen im Grabfeld.

 

D und E Tisch aus Eichenholz, seiner Zeit im Besitz Georg Wittmanns in Geisenheim. D zeigt denselben von seiner langen, E von der schmalen Seite. Die Tischplatte ist so eingerichtet, dass man unter derselben zwei Teile zur Verlängerung hervorziehen kann.


Werke der Schmiedekunst aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts.
Werke der Schmiedekunst aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts.

A eine der beiden kolossalen Laternen, welche sich an den Ecken der Außenseite des Palastes Strozzi in Florenz befinden und von dem geschickten Meister Nicolo Grosso, genannt Caparra, gefertigt sind. Der Gebrauch solcher Laternen war ein altes Vorrecht der höchsten Adelsgeschlechter und wurde vom Staat auch als Auszeichnung für Verdienste verliehen. (Architekt Gärtner hat beim Bau des Bibliotheksgebäudes in München diese Art Laternen nachbilden lassen.)

 

Außerdem sind in einer Höhe von 3,33 m über dem Boden und in einer Entfernung von 4,0 m eine Anzahl Fackelhalter an diesem Palast, deren Höhe etwa 1,16 m beträgt, die einst bestimmt waren die Fahnen und Banner des Hauses oder die Fackeln bei festlicher Beleuchtung zu tragen; B und C stellen zwei derselben dar.

 

Alle drei Gegenstände tragen das Wappen der Strozzi: drei zusammengestellte Halbmonde. Die Hauptformen sind sorgfältig und sauber ausgeschmiedet, ohne nachgefeilt zu sein, die Ornamente, meist nur in Linien, auf die größeren Flächen eingehauen. Vasari sagt von Caparra: „Ich wollte von ihm erzählen, weil er fürwhar in seinem Berufe einzig war, nie darin seines Gleichen gehabt noch haben wird;“ dieses aber wohl nur in Folge des originellen Gebarens dieses Meisters und weil er ein Italiener war. Dem Vasari dagegen blieben die deutschen Künstler dieses Faches vollständig unbekannt, während die Fürsten Italiens, Spaniens, Frankreichs die Kunstschmiedearbeiten vorzugsweise aus den deutschen Reichsstädten bezogen und deutsche Meister in ihre Länder beriefen, wie bereits mehrfach urkundlich nachgewiesen ist.


Bestandteile der silbernen Schützenkette aus dem Rathaus zu München (1463–1550).
Bestandteile der silbernen Schützenkette aus dem Rathaus zu München (1463–1550).

Diese Kette, welche nach der in neuerer Zeit erfolgten Auflösung der Stahl- oder Armbrustschützengilde von dem Magistrat aufbewahrt wird, ist so lang, dass sie über die Schultern gehangen werden kann. An der Kette hängen außer dem in der Mitte befindlichen Vogel-Papagei genannt, 36 meist aus Silber gegossene, teils ziselierte, teils emaillierte Wappenschilde. Von den charakteristischen erscheinen aus vorliegender Tafel vier, auf Tafel 375 fünf und auf Tafel 447 zwei.

 

Die Schilde sind von fürstlichen und bürgerlichen Personen, welche wohl Schützenkönige waren, als Andenken gestiftet. Das Alter der Kette mit dem Vogel kann nicht genau nachgewiesen werden, indes trägt der älteste jetzt noch vorhandene Schild die Jahreszahl 1463 (siehe Tafel 375), während der jüngste von dem kgl. bayerischen Hofsänger Pellegrini im Jahr 1822, nicht lange vor Auflösung der Gesellschaft, gestiftet wurde. Die zu beiden Seiten des Vogels hängenden Schilde, mit gerundeten und gravierten Einfassungen, scheinen von einer Hand gefertigt zu sein. In dem vergoldeten Schild rechts befindet sich eine schwarze emaillierte Gämse auf einem grün emaillierten Berg, mit der Inschrift: IERG KEPLER 1550, jenes links, mit einem durch eine goldene Krone wachsenden grün emailliertem Baum, trägt die Inschrift: WOLF VON ASCH 1550. Unten rechts ein einfacher Schild mit einem gravierten Bolzen, als redendes Wappen und den Buchstaben K. P., auf dessen Rückseite der gravierte Namen: KRISTOF POLCZ 1510. Unten links ein einfacher Schild mit einem gravierten Bärenkopf, über welchem ein fliegendes Band mit dem Namen: H VEND.

 

Die ersten Spuren, dass Schützengilden in Bayern nach dem Vogel schossen, finden sich unter Herzog Johann II. von Straubing-Holland (1417–1425). Derselbe führte nach seinem Regierungsantritt, bei der in Straubing bestehenden Schützengilde, die Art und Weise der Schießübungen der niederländischen, später burgundischen Gesellschaft ein, welche in dem noch üblichen Vogelschießen nach dem „Papagei“ bestand, und bewilligte alljährlich als Preis für den besten Schützen ein Stück Wild, gewöhnlich einen Hirsch, oder eine kleine Summe Geldes.

 

Zur Richtschnur, wie es bei diesen Schützenfesten gehalten werden soll, diente folgende Ordnung der niederländischen Schützengilden:

 

„Anngend die Ordnung den papagey zu schiessen.“

 

„Gmaingelich an allen orten in den Niederlannden hat man in den stetten dreyerlay schützen. Nemlich mit dem handtpogen stachl vnd püren. Die haben Irn aigen Dechent capeln vnd Drinckstuben auch Silbergeschier vnd fanen vnd ain Silbrein vergilte Kunstlich gemachte praitdurchsichtige ketten daran hangt vnden ain vergulter papagey.

 

Jr thuen ist das Sy Ierlich Im Mayen Jr schiessen halten vnd ziehen sonil deren seindt auf ain bestimbten tag wol geputzt auf ain platz vnd schiessen aintweders von ainer hohen stanngen oder von aim thurn Zum papagey vnd weil gemaingelich darin die vom Rhat vnd fürnembsten Reichesten Burger sind, laden Sy allweg die hechst oberkeit zu Irem schiessen, vnd Was fürsten oder ordensheren seind, oder frembde Heren, den lassen Sy jedem sein Stand gmeß den vorschuß desgleichen dem so das vorgend Ior das gesp gewonnen hat, deren thuet Jeder Drey schüß nach einander oder vmbgewerlet, wer dan den papagey herabscheust den haisen Sy Irn Künig, henngen Im die obgemelt keten an vnd setzen Im ain paret auf mit vil kleinen Silberin vnd vergulten papageyen geziert vnd plaiten In mit truml vnd pfeiffen in guetter ordnung all zu hauß, sehen auch lieber das ain herr als ainer aus Inen Künig würdt, dan Sy bekhomen gmainelich ain Silbergeschier oder ain neuen fannen mit desselben hern Wappen, hernach halten Sy Irem Künig ain herliche malzeit mit allerley Musickh vnd gebrauchen sich sonnst kainer andern Cerimonien oder ordnung. Ir panget wert etwo zwen oder drey tag demnach Ir Künig vermögenshalb geschaffen ist.

 

Wann nun als offt geschieht kainer von den herrn den papagey abscheust, so schiessen alsdann die andern schützen all durcheinander welcher ehr fertig ist so lanng biß ainer den papay abscheust, geschicht auch wol das In kainer trifft zum falln wanns dänn zu dunkl würdt heben Sy den andern tag von neuem an bis Sy ein Künig bekhomen.

 

„In den vmbgenugen sobald darnach volgen, ziehen solche schützen wolgeklaidt mit Irem Künig herumb, welcher gemainclich zu pferdt Reith.

 

Sy seind auch schuldig wan Feurs oder Feindtsnot oder sonst ain aufruer oder vnordnung anget sich mit Jrn wörhn aufm Rathauß dasselb vnd die oberkait Irs äussersten Vermögens zu vertedigen sich finden vnd gebrauchen zu lassen. Sy haben auch yeder Inen selbs Ir aigne ordnung vnd straff die mir doch nit durchaus bewist.

 

Ire gmaine schiessen vnd zusammenkhonnfft halten Sy sonst vast alle wochen, Sy tragen auch vast alle Feirtag Jre Röckh mit Silbrinzaichen in Jren Ermeln, darbey Sy zu erkennen ob Sy vom handtpogen stachl oder der pürn sind.“ „Wer veder Inen oder von den gladnen drey Iar nacheinander den papagey abscheust, den nennen Sy alsdann ein Kaiser, scheust auch hernach nit mer zum papagey vnd ist aller Jmpost vnd ander aufschleg sein lebenlang gefreit tregt auch altzeit ain klain vergulten papagey am Hals hanngen.“