Die Deutsche Tageszeitung berichtete kürzlich über Eisgeschütze folgendes: „Die ersten Eiskanonen scheinen in dem strengen Winter 1740 in St. Petersburg hergestellt worden zu sein. Es handelt sich um sechs Kanonen und zwei Mörser, die in ihren Größenverhältnissen völlig den üblichen Metallgeschützen entsprachen. Die Ladung bestand aus ¼ Pfund Pulver, als Geschoß dienten „Werck-Ballen“ oder auch eiserne Kugeln. Anläßlich eines Probeschießens, das in der Gegenwart des gesamten Hofstaates stattfand, wurde auf 60 Schritt Entfernung ein Brett von zwei Zoll Dicke durchlöchert. Einen ähnlichen Versuch unternahm in dem kalten Winter 1795 der Professor und kurfürstliche Rat Weber zu Landshut in Bayern. Er ließ „aus einigen der reinsten und dicksten Eisstücke aus der Donau“ Kanonen und Mörser drehen, wobei das Eis die Form der Geschütze vollständig annahm. Die Eisgeschütze wurden auf Lafetten gelegt und mit Pulver und Kugeln, welch letztere ebenfalls aus Eis bestanden, geladen. Dabei gelang es, eine 36 Lot schwere Eiskugel aus dem senkrecht gestellten Mörser zu einer solchen Höhe emporzutreiben, daß sie erst nach fast zwei Minuten wieder die Erde erreichte. Selbst als Tauwetter eingetreten war, glückte der Versuch noch, nachdem man das geschmolzene Eis herausgewischt und den Mörser mit Löschpapier ausgetrocknet hatte. Das Geschütz erlitt durch das Abfeuern nicht die geringste Beschädigung.“
Quelle: F. M. Feldhaus, Modernste Kriegswaffen – alte Erfindungen. Leipzig, 1915.