Anschließend an die Fachnotiz unseres verehrten Mitgliedes Baron Potier über das Genuesermesser erhalten wir eine Zuschrift, die eine wertvolle Ergänzung derselben in Bezug auf die Anwendung von Giftstoffen im Waffengebiete darstellt. Wir lassen das Schreiben in seinem ganzen Wortlaute hier folgen:
«Herr Redacteur!
Zu den im 9. Hefte Ihrer Zeitschrift auf Seite 233 Sp. 2 u. f. angeführten Giften für Pfeile gestatte ich mir, Ihnen noch zwei daselbst nicht aufgeführte zu nennen, auf die ich bereits im «Archiv für Homöopathie» aufmerksam gemacht habe. In der von Camerarius besorgten deutschen Ausgabe des Kräuterbuches des Matthioli — die erste Ausgabe lateinisch als « Commentarii VI in Pedanium Diascoridem» — sagt er bei Taxus: «Daher nennet man auch das Gifft Taxica, vnd heut Toxica, mit welchem die Pfeil vergifftet werden.» und bei Olander:
«In Hispania pflegen sie mit dem Safft die Pfeil zu schmieren zu den Thieren.»
Das in beiden Fällen gebrauchte Präsens lässt annehmen, dass dieser Gebrauch vergifteter Pfeile noch zur Zeit des Matthiolus — kaiserlicher Leibarzt, geb. 1300 zu Siena, gest. 1377 zu Trient — keineswegs unbekannt, vielleicht sogar noch häufig war. — Es sollte mich freuen, wenn diese Notiz für Ihre Leser von Interesse wäre. — Genehmigen Sie, Herr Redakteur, die Versicherung meiner ausgezeichneten Hochachtung.
Christoph Frhr. von Biedermann.»
Quelle: Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde. Band 1, Heft 10.