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Gerätschaften aus dem 15. Jahrhundert Teil 4

Pergamentmalereien aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts.
Pergamentmalereien aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts.

 

Pergamentmalereien aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Dieselben bestehen in einzelnen Teilen der Randverzierungen des Missales (Pergamentmanuskript) aus der Schlossbibliothek zu Aschaffenburg, welche wir bereits bei Tafel 313 erwähnten.

 

A ein für sich abgeschlossenes Ornament mit einem die Harfe spielenden Engel; B ein junger Mann und eine Dame, Harfe und Laute spielend, in Tracht dieser Periode. Sie stehen in dekorativer Weise mit den Blumen und dem Laubwerk in Verbindung. C ein größeres schwungreiches Laubornament, ebenso wie die beiden oberen der unteren Randverzierung des Manuskriptes entnommen.


Zwei kirchliche Geräte aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts.
Zwei kirchliche Geräte aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts.

 

A ein Gefäß für die heiligen Öle, aus vergoldetem Kupfer, vom Jahr 1489 in der Altstädterkirche zu Marburg in Westfalen.

 

Nach dem Vorbild des Alten Testamentes werden in der Katholischen Kirche ebenfalls Salbungen an Personen und Sachen vorgenommen, wie bei der Konsekration von Geistlichen, bei der Taufe, der Firmung, bei den Sterbenden, bei Einweihung von Kirchen, Altären usw. Zu diesem Zweck werden drei Arten mit Balsam gemischte und geweihte Öle verwendet, nämlich: Salböl (Chrisma), Heilöl (oleum catechumenorum) und Krankenöl (oleum infirmorum). Das hier dargestellte Gefäß entspricht nicht allein seinem Zweck, sondern es ist auch hinsichtlich der Form, eine feste Burg darstellend, ebenso sinnreich erfunden. Die Hälfte des Grundrisses geben wir bei B in Umrissen. Den Fuß bildet ein Sechsblatt und ist, außer einem Christuskopf, mit einem Spruchband versehen, auf welchem die Inschrift steht: anno . dni mcccclxxxix dmca (dominica) judica.

 

Der Fuß, an der Stelle wo er in den Schaft übergeht, ist mit einer Brustwehr mit Zinnenkranz verziert, darüber ein sechseckiger Knauf mit zwei Hohlkehlen. Das eigentliche Gefäß besteht aus drei größeren und drei kleineren gezinnten Türmen von zwei Geschossen, in ein Dreieck gestellt. Die verbundenen, kegelförmigen Dächer der drei größeren Türme können abgehoben werden, wodurch die Gefäße zugleich geöffnet sind. Die drei kleineren Türme sind nicht zu öffnen und dienen nur zur Vervollständigung des Ganzen.

 

C Reliquiarium und Ostenforium in Monstranzform, aus vergoldetem Silber, zum Aufbewahren und Vorzeigen von Reliquien, in der Kunstkammer S. Kgl. H. des Fürsten Karl Anton von Hohenzollern zu Sigmaringen. Der obere Teil ist auf seltene Weise in Art eines gotischen Baues mit Strebepfeilern, Fialen, Krabben konstruiert. Der untere Teil oder Fuß ist ähnlich jenem eines Kelches, nur mehr in gestreckter Form. Der aus dem Sechseck konstruierte Nodus ist unter D, von oben gesehen in Umriss dargestellt.


Reliquienkreuz aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts, in der Kirche zu Massenhausen bei Freising.
Reliquienkreuz aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts, in der Kirche zu Massenhausen bei Freising.

 

Das schöne Werk besteht aus Silber, ist vergoldet und beträgt in der Höhe 0,36 m, in der Breite 0,17 m.

 

Das Kreuz enthielt in dem hohlen Raum seiner Tiefe Reliquien des St. Georg, dessen Bildnis als Statuette frei stehend auf einer Konsole unter vorspringendem Baldachin in der Mitte des Kreuzes angebracht ist.

 

In den vier stark vorspringenden Blumenverzierungen, welche den Schluss des Kreuzes bilden, befinden sich farbige Steine, von denen schwerlich noch einer der ursprüngliche ist. Die Rückseite des Kreuzes, die auch als Vorderseite gedient haben mag, ist ganz flach und war ursprünglich mit meisterhafter Gravierung, welche man der Hand eines Martin Schongauer zuschreiben könnte, geschmückt. Dieselbe stellte in der Mitte den gekreuzigten Heiland und in den vier Schlussblumen die Zeichen der vier Evangelisten dar. Leider ist diese Gravierung nur noch an wenigen Stellen zu erkennen, indem auf barbarische Weise eine große, kreuzförmige Öffnung in diese Platte geschnitten wurde, damit man die in späterer Zeit in das Kreuz gebrachten Reliquien sehen konnte.

 

Dass dieses Werk aus der besagten Periode stammt, geht nicht nur aus dem Stil des Ganzen, dem Charakter des Laubwerks und der Architekturform des Baldachins, sondern auch insbesondere aus der Rüstung des St. Georg hervor, welche aus der Zeit stammt, in welcher der Meister des Werkes lebte.


Schmuck aus Silber, teilweise vergoldet, mit Perlen und Steinen geziert, aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts.
Schmuck aus Silber, teilweise vergoldet, mit Perlen und Steinen geziert, aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts.

 

Derselbe befand sich 1837, als er gezeichnet wurde, im Besitz des Kunsthändlers Collin zu Frankfurt am Main.

 

A Halskette, höchst zierlich aus Silber geschmiedet. Sie hat zehn Glieder, aus verschlungenen Zweigen mit Laubwerk bestehend, von welchen in der Abbildung nur vier zu sehen sind. In der Mitte befindet sich eine Rosette, an welcher sich der St. Georg, den Drachen erlegend, in Ornamentumgebung zeigt. Das Ganze ist vergoldet bis auf die dreifach gespitzten Blätter der kleinen Rosette. Die drei Steine daran, wie alle jene der folgenden Schmuckgegenstände, sind von geringem Wert und sichtlich später an die Stelle kostbarerer Edelsteine gesetzt.

 

B und C Agraffen in geschmackvoller Form von Blumen.

 

D eine sehr zierliche Halskette. Das Glied mit vielfach gekrümmten Blatt, hier in der Abbildung nur zweimal sichtbar, wiederholt sich im Ganzen viermal und ist mit Geschicklichkeit aus einer Silberplatte geschnitten und getrieben.

 

In ähnlicher Weise, nur einfacher, sind die achtzehn herabhängenden Blätter an der Kette E behandelt, von welchen man hier nur acht sieht; die Perlen bei D und E sind nur aus Perlmutter geschnitten und wohl später an die Stelle der ursprünglich richten gesetzt worden.


Schild der Schützengilde des Dorfes Warbeyen bei Kleve aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts.
Schild der Schützengilde des Dorfes Warbeyen bei Kleve aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts.

 

Schild der Schützengilde des Dorfes Warbeyen bei Kleve aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts, aufbewahrt in dem erzbischöflichen Museum zu Köln.

 

Die wesentliche Form des hier in Originalgröße dargestellten Gegenstandes ist die des in jener Zeit gebräuchlichen Reiterschildes (Tartsche). Oben und unten vorwärts gebogen, wie die beigefügte Seitenansicht desselben zeigt, hat er in der Mitte eine leichte Erhöhung oder Schneide und in den oberen Ecken einen Ausschnitt zum Einlegen der Lanze. Der Schild ist aus Silber geschmiedet, während die frei stehenden Statuetten gegossen sind. Der größere Teil des Schildes zeigt das reine Silber. Der Vorderteil der Krone, die Laubornamente auf dem Rand, die Konsolen mit den darauf stehenden Figuren sind vergoldet; nur bei Letzteren haben das Jesuskind, die Gesichter und Hände keine Vergoldung. Die Inschrift auf dem fliegenden Band: Jesus, Maria, St. Hermes martyr, bezeichnet die hier dargestellten Schutzpatrone der Schützengilde, welche den Namen: Confraternitas St. Hermetis martyris führte. Dies: Gilde, welche erst im zweiten Decennium [Dekade] dieses Jahrhunderts aufgelöst wurde, hatte an bestimmten Tagen kirchliche Feste, bei welchen die Mitglieder und der Schützenmeister mit dem Schild geschmückt zu erscheinen verpflichtet waren.


Buchdeckel mit durchbrochenem Silberverzierungen aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts.
Buchdeckel mit durchbrochenem Silberverzierungen aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts.

 

Buchdeckel mit durchbrochenem Silberverzierungen aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts, im Besitz des Germanischen Museums zu Nürnberg.

 

Dieser, im spätgotischen Stil trefflich gearbeitete vordere Deckel eines auf Pergament geschriebenen Gebetsbuches ergänzt die bereits gegebenen derartigen Arbeiten als ein jüngeres Beispiel.

 

Die Figur der Maria mit dem Kinde, auf dem Halbmond stehend, welche durch zwei Engel gekrönt wird, der reichverzierte Bogen mit Fialen und die vier in Medaillons angebrachten Evangelisten sind stark erhaben, die gotischen Verzierungen im Rand dagegen flach gehalten. Das Ganze, mit Ausnahme des blauen Hintergrundes bei den Evangelisten, ist rot unterlegt, wodurch die Silberteile lebhaft hervortreten. Die Rückseite des Gebetsbuches, welches ursprünglich einer Person höheren Standes gehörte, ist in gleicher Weise, wie die Vorderseite verziert, jedoch statt Maria und der Evangelisten sind die vier Kirchenväter und einige Heilige angebracht.



Trachten des 15. Jahrhunderts.

Gerätschaften des 15. Jahrhunderts.

Waffen des 15. Jahrhunderts.