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Gerätschaften des 15. Jahrhunderts Bd 6 Teil 9

Pokal Mittelalter
Silberpokal aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts.

Tafel 418.

 

Derselbe ist jetzt im Bayerischen Nationalmuseum und befand sich früher auf dem Rathaus zu Ingolstadt. Er war wohl ursprünglich Eigentum oder ein Geschenk des Hans Glätzle, welcher im Jahr 1453 im Inneren Rat von Ingolstadt saß und 1494 verstarb, wie es das Privilegienbuch daselbst nachweist. Das Wappen der Glätzle befindet sich getrieben und emailliert im Inneren des Deckels; in vorliegender Abbildung ist es unten besonders beigefügt.

 

Der Pokal selbst ist getrieben, die drei Füße, welche durch die Statue des Ritters St. Georg gebildet werden, sind dreimal aus derselben Form gegossen und ziseliert, die anderen Ornamente sind teils gegossen, teils aus getriebenem Silberblech zusammengesetzt. Der Pokal mit seinen halbkugelförmigen Vorsprüngen, wie die Gesichter, Schwertklingen und Schilde der Georgbildnisse sind reines Silber, alles andere ist vergoldet, die Blumen am Kranz in der Mitte und unten am Sockel sind abwechselnd blau und rot emailliert. Das Bouquet auf dem Deckel hatte verschiedenfarbige Emaillierung, von welcher jedoch wenig mehr zu erkennen ist. Dass dieses zierliche Werk in Ingolstadt gefertigt wurde, zeigt der darauf befindliche Stempel.


Bemalte Rahmenleisten aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts.
Bemalte Rahmenleisten aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts.

Tafel 420.

 

Jene A an den Gemälden des Hauptaltares der Pfarrkirche zu Rothenburg a. d. Tauber, woselbst diese Leiste zwei Gemälde trennt, wie aus dem beigefügten Durchschnitt zu ersehen. B und C befinden sich an Gemälden in der Kirche zu Heilbronn bei Ansbach. Es ist nicht unwichtig, Muster solch alter Originalrahmen vorzuführen, da sie ja fast durchaus von den Künstlern zu ihren Gemälden selbst bestimmt und bemalt wurden.

 

In der für die Kunst so traurigen Periode von ca. 1760-1830 ließen die Kunstsammler den mittelalterlichen, besonders altdeutschen Gemälden mitunter noch einige Schonung widerfahren; jedoch diese Originalrahmen wurden fast ohne Ausnahme vertilgt und durch die tiefen, breiten vergoldeten Rahmen im sogenannten Empire-Stil ergänzt; selbst in den Staatssammlungen erlitten die Gemälde der größten Meister solches Los. Erst mit dem Fortschritt der neueren Zeit ist man bemüht, so weit als möglich, den alten Gemälden eine Umrahmung im ursprünglichen Geist wieder zu verschaffen.

 

Die Rahmen, wie sie hier sichtbar, bestanden aus breiteren oder schmäleren Leisten, an ihrem Rand gegen das Bild mit Rundstäben und Hohlkehlen versehen; die Flächen derselben zeigen häufig auf schwarz oder dunkelrotem Grund sich wiederholende Ornamente in Gold oder Silber und der schmälere Rand Gold oder sonst dazu stimmende lebhaftere Farben.

 

Bei kleineren Gemälden kommt es auch häufig vor, dass solche Rahmen aus einem und demselben Stück Holz im Zusammenhang mit der Bildfläche geschnitzt waren und dieses sowohl bei der deutschen als bei der italienischen Schule, nur in letzterer in anderem Stil und vorherrschender Vergoldung. Bei runden Gemälden fand dies am häufigsten statt, zu welchem Zweck das Holz eigens auf der Drehbank gefertigt wurde.


Glasgemälde mit dem Bildnis und dem Wappen des Sebastian Häfele.
Glasgemälde mit dem Bildnis und dem Wappen des Sebastian Häfele.

Tafel 421.

 

Glasgemälde mit dem Bildnis und dem Wappen des Sebastian Häfele, Abt zu Ebersberg, mit der Jahreszahl 1492, in der Kirche zu Haslach in Oberbayern.

 

Dieses Werk bietet ein besonderes Interesse bezüglich der dargestellten Persönlichkeit, des geistlichen Ornates, der Technik der Glasmalerei und Ornamentik. Abt Sebastian (1472-1500) war der Sohn eines Töpfers zu Vilsbiburg. Er erwarb sich große Verdienste um Kloster und Umgebung, zeichnete sich durch Wissenschaft und besondere Kunstliebe aus; er beschäftigte viele Künstler und unter den vielen mannigfaltigen Kunstwerken, welche man ihm verdankt, ragt vor allein das großartige Denkmal (Hochgrab) in rotem Marmor, des Stifters der Abtei, des Grafen von Ebersberg, gefertigt von W. Leb, in der Abteikirche daselbst, hervor. (Einen Gipsabguss davon besitzt das Bayerische Nationalmuseum, das Germanische Museum zu Nürnberg und das k. Museum zu Berlin.) Angeklagt, durch seine reichen Kunstschöpfungen das Kirchenvermögen gemindert zu haben, trug Abt Häfele selbst auf Untersuchung an und es zeigte sich, wie er als kluger Verwalter dasselbe sogar noch wesentlich vermehrt hatte.