· 

Gerätschaften des 16. Jahrhunderts Bd 7 Teil 3

Zwei Wappenschilde der Schützengildenkette aus dem Rathaus zu München
Zwei Wappenschilde der Schützengildenkette aus dem Rathaus zu München

Zwei Wappenschilde der Schützengildenkette aus dem Rathaus zu München, welche wir bereits bei Tafel 375 und 443 beschrieben haben. Der obere Schild, dessen Hauptteil aus Silber getrieben ist und dessen andere Verzierungen teils gegossen, teils auch getrieben und aufgenietet sind, stellt das bayerische Wappen, von einem Löwen gehalten, mit der Kette des Goldenen Vlieses dar. Der Löwe, die Ordenskette und der äußerste Rand des Ganzen sind vergoldet. Der bayerische Wappenschild ist nach seinen Tinkturen vergoldet und emailliert; alles Übrige erscheint in Silberton. Auf einem fliegenden Blatt die Schrift: ALBRCHT. HER. IN. BAIERN. 1550. Das untenstehende Wappen mit der Inschrift: WILHELM. HERZOG. IN. PAIRN. 1511 ist von gegossenem Silber und der schildhaltende Löwe wie die um die Zweige gewundenen Schnüre sind vergoldet. Der herausgebrochene Wappenschild ist nach den noch vorhandenen Spuren und nach dem Charakter der Zeit ergänzt.


Seidenstoffe 1490–1520 in der fürstlichen Kunstkammer zu Sigmaringen.
Seidenstoffe 1490–1520 in der fürstlichen Kunstkammer zu Sigmaringen.
Seidenstoffe 1490–1520 in der fürstlichen Kunstkammer zu Sigmaringen.
Seidenstoffe 1490–1520 in der fürstlichen Kunstkammer zu Sigmaringen.

Dieselben bestehen in kleinen Überresten, welche jedoch, sowohl in Bezug auf die Technik, wie auf den Geschmack in Zeichnung und Farbe, Zeugnis geben, auf welcher Höhe die Kunstindustrie der Weberei um diese Periode stand. Der zuoberst dargestellte Stoff zeigt auf einem vorherrschend gelben Grundton, welcher Gold imitiert, die wesentlichen Bestandteile der reichen Ornamentik in dunkelbraunem Samt, nur sparsam durch dunkle Blumen belebt.

 

Der untere Stoff ist vorherrschend weiß; die größeren Rosetten darauf in Dreiblattform, wenig erhaben (brochiert), heben sich durch ihren Seidenglanz heller von dem Grund ab, obschon nach Umständen durch das verschiedene Einfallen der Lichtstrahlen der Grund lichter als jene Ornamente erscheint. Die obengenannten Dreiblattrosetten haben in ihrer Mitte einen roten, die kleineren einen grünen Stern. Diese sanften Farben werden effektvoll durch dazwischen liegende goldene Fruchtknoten (Knospen) unterbrochen und belebt. Wir dürfen annehmen, dass dieser Stoff mit seiner äußerst fein stilisierten Ornamentik aus Flandern stammt. Beide Stoffe, von welchen wir hier Proben geben, zeigen, wie der gotische Stil, den man gewöhnlich nur in den architektonischen Maßwerken sucht, für die Stoff- oder Flachornamentik überhaupt motiviert wurde.


Schmuck vom Ende des 15. und Anfang des 16. Jahrhunderts.
Schmuck vom Ende des 15. und Anfang des 16. Jahrhunderts.
Schmuck vom Ende des 15. und Anfang des 16. Jahrhunderts.
Schmuck vom Ende des 15. und Anfang des 16. Jahrhunderts.
Schmuck vom Ende des 15. und Anfang des 16. Jahrhunderts.
Schmuck vom Ende des 15. und Anfang des 16. Jahrhunderts.

A eine Agraffe, seinerzeit im Besitz des Herrn Soyter in Augsburg, sie zeigt in Schildform und silbervergoldeter Fassung einen gewölbten und unten gerundeten Bergkristall; unter demselben eine heraldische Pergamentmalerei, in deren Quadrierung zweimal das Wappen der Fürstabtei Kempten, (die Büste einer gekrönten Jungfrau) und zweimal das Wappen (blauer Löwe auf goldenem Feld) erscheint (wohl das Wappen des 1473 verstorbenen Fürstabtes Gerwig von Sulmetingen).

 

B zeigt diese Agraffe im Profil mit dem sichtbaren Henkel, mittels welchem dieselbe an der linken Schulter befestigt wurde. Im Oberteil der Rückseite befinden sich Löcher, in welchen eine lange Sendelbinde angeheftet war, die rückwärts über die Schulter geworfen und auch um den Kopf geschlungen wurde. Wir sehen in ähnlicher Weise das Wappenschild von Baden, Tafel 296, bei der knienden Rittersgestalt des Markgrafen Wilhelm I. von Baden (gest. 1473).

 

C ein Kleinod, welches in ähnlicher Weise wie das vorhergenannte getragen wurde, im Besitz des Verfassers; es ist aus stark vergoldetem Silber, zeigt in gotisch stilisiertem Laubwerk einen Türkis und eine herabhängende melonenartige Frucht, deren Unterteil mit drei Reihen Perlen besetzt ist.

 

D eine muschelförmige Agraffe von der Vorder- und E von der Rückseite im Nationalmuseum; sie besteht aus Kupfer und ist auf beiden Seiten in Art der Limogesarbeiten mit Email überzogen. Das Bild auf der Vorderseite zeigt im Oberteil St. Barbara mit dem Turm und den davor knienden Stifter. Im Unterteil, welcher unregelmäßig in weißen, blauen und schwarzen Farben sowie mit Goldornamenten wechselt, befinden sich in weißer Farbe, die Buchstaben N.I. durch eine Schleife verbunden, wohl Bezug habend auf den Besitzer oder die Besitzerin. Derartige Muscheln waren das Abzeichen des Heiligen Jakobus und bildeten auch das Ritterzeichen von St. Jacob de Compostella. Auf der Rückseite E erscheint das vorspringende Öhr zum Befestigen an der Schulter und eine Büchse, in welcher der Schleier oder die Sendelbinde auslaufend, nach obengenannter Art getragen wurde.

 

F zwei in einem Grab gefundene Miederhaften aus Silber und vergoldet, im Bayerischen Nationalmuseum; sie bestehen aus gotisch stilisierten Blumen mit Laubwerk; die einzelnen Zweige davon laufen gebogen darüber hinweg, um das daran Hängenbleiben zu vermeiden.

 

G der eine Teil einer ähnlichen Hafte (ebenfalls im Bayerischen Nationalmuseum) aus vergoldetem Silber und gotisch stilisiertem Laubwerk. H eine sehr kleine Miederhafte, deren einer Teil einen Jäger mit Falken und Hunden, der andere eine Dame zeigt. Später werden wir hinweisen, wie ähnliche Miederhaften eine beliebte Zierde in der Frauentracht dieser Periode bildeten.

 

I Frauenbüste, in einem Reif mit einem Öhr, um sie mittels eines Bandes um den Hals zu tragen; auch dieser Schmuck befindet sich im Bayerischen Nationalmuseum.

 

K Ring von vorn und L von oben gesehen, im Besitz des Verfassers. Derselbe ist aus Silber, vergoldet und zeigt in der Fassung einen Türkis. Seine Form mit weit vorspringender Steinfassung gibt die Charakteristik einer vorherrschenden Gattung von Fingerringen der Gotik.